Interview: BEARTOOTH - Caleb Shomo

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Die Lyrics zu "Below" wurden während der Pandemie geschrieben. Es war teilweise echt schwer, während dieser gesamten Zeit motiviert zu bleiben.

BEARTOOTH rundum Frontmann Caleb Shomo präsentieren uns bereits den vierten Output mit "Below". Grund genug, mal ein Gespräch mit Mr. Shomo zu führen!

Text: Sonata
Veröffentlicht am 28.06.2021

Simple Frage zu Beginn, lieber Caleb. Wie geht's dir im Moment?

Gut! Hab mir gerade einen Becher Kaffe organisiert und vergangene Nacht das Livestream Konzert von MOTIONLESS IN WHITE geschaut. Das war klasse! 

Demnächst releast ihr euer neues Werk "Below" mit BEARTOOTH und mich würde interessieren, wo du die größten Unterschiede siehst im Vergleich zu den vergangenen drei Alben.

Es ist das erste Album, wo ich deutliche Änderungen am Gitarrensound vorgenommen habe. BEARTOOTH ist eine ziemlich rifforientierte Band und das war die größte Veränderung im Konstrukt der Band. 

Ich konnte die Platte nun seit geraumer Zeit hören und habe durchaus den Eindruck gewonnen, dass "Below" verhältnismäßig vielsetig zu sein scheint. War das von Beginn an so intendiert oder kam das eher natürlich im Songwriting Prozess zustande?

Es kam relativ natürlich zustande. Der Songwriting Prozess hat sehr früh im November 2019 begonnen und die Musik fürs Album wurde auch komplett während der Tour geschrieben. Der Einfluss der Live-Shows hat dem Album denke ich eine ordentliche Portion Energie gegeben, denn das ist es, wofür es geschrieben wurde: Für Live Performances. Das war es, was dem Album geholfen hat, Form anzunehmen. Mit der Pandemie im Rücken wurden die ganzen Lyrics wiederum natürlich im Lockdown geschrieben, was wiederum einen sehr starken Kontrast zur Musik dargestellt hat. Die Musik wurde geschrieben, um live performt zu werden und die Lyrics wurden unter Umständen geschrieben, wo einfach niemandem klar war, ob und wann wir überhaupt wieder live spielen können. 

Die ersten zwei Alben hatten ja insgesamt noch einen etwas roheren Sound inne, während mit "Disease" mehr melodische Komponenten hinzukamen. Der Instrumental Track "The Last Riff" auf dem neuen Album spiegelt das ganz gut wieder, in welche Richtung sich BEARTOOTH bewegt.

Das ist tatsächlich mein Lieblingssong auf dem Album! Ich habe zum ersten Mal einen Instrumental Song geschrieben und es hat unglaublich Spaß gemacht, ih einzuspielen und zu komponieren. Normalerweise ist BEARTOOTH dafür bekannt, immer einen speziellen Rausschmeißer auf der Platte zu haben, der meist eher emotional daher kommt. Diesmal dachte ich mir: "Scheiß drauf, wir cutten die Vocals komplett raus und machen was richtig metallisches!". Für mich ist es aber tatsächlich sogar emotionaler als viele Songs, die ich bisher geschrieben habe.

In der Vergangenheit hast du auch alle Instrumente auf den Alben selber eingespielt. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Umstand mit "Below" nicht verändert hat?

Exakt. Im Prinzip wurde es diesmal sogar an die Grenzen gepusht durch die  ganze Quarantäne Situation, denn selbst Co-Writing war nicht möglich im Gegensatz zu "Disease". Es erinnert ein wenig an die Zeit vom Debüt, wo ich in meinem Keller alles zusammengeschustert habe. Ich hab alles geschrieben, alles gemixt und alles gemastered. Also keinerlei Einflüsse von außen. 

Hatte die gesamte Situation der Pandemie also auch einen "positiven" Effekt auf dich, wenn man das überhaupt so ausdrücken kann?

Was auf jeden Fall positiv war, war der Umstand, dass ich allein auf mich selbst vertrauen und mich als Schreiber/ Produzent pushen musste. Es war die einzige Option. Entweder das oder eine langweilige und leblose Platte schreiben, aber das war auf keinen Fall eine Option. Es hat also einige Schalter bewegt, aber gleichzeitig hoffe ich, dass ich nie wieder ein Album unter solchen Umständen aufnehmen muss. 

Du hast es ja selbst angesprochen: Du musstest dich wieder auf etwas  besinnen, was sich in den letzten Jahren verändert hat. War es für dich schwierig, wieder in dieses Mindset zu finden?

Es war nicht wirklich schwer, weil das Debüt bis auf einen Song exakt genauso entstanden ist. Dementsprechend war ich schon vertraut mit einer derartigen Situation. Wenn du aber einmal die Möglichkeit in Anspruch genommen hast, mit anderen Leuten Song zu schreiben bzw. in anderen Studios Songs aufzunehmen, dann offenbart dir das so viele neue Wege. Das war etwas, was ich total vermisst habe im Prozess. Dennoch ist es auch schön gewesen, diese Freiheit zu spüren, tun zu können, was ich will wie ich will.  Niemand, der mir sagt was ich verändern oder anders machen sollte. 

Du bist nachwievor sehr jung als Musiker und hast mit BEARTOOTH nun vier Alben veröffentlicht. Verspürst du manchmal Druck in dieser Situation oder ist es stets ein Privileg für dich, alles in Eigenregie zu schreiben zu komponieren?

Es ist eine Ehre und ein Privileg würde ich sagen. Ich hätte nie erwartet, dass wir so erfolgreich werden und es war auch definitiv nicht geplant. Es begann als ein Projekt, wo ich ein wenig Leidenschaft investiert habe und schlichtweg mal Lust hatte, selbst Instrumente zu spielen, da ich zuvor meist nur live gesungen habe für Bands. Ich wollte aber auch mal die verschiedenen Instrumente bedienen und spielen. Ich konnte mich im Songwriting selbst erproben, was wirklich eine coole Sache ist. Die Jungs in der Band verstehen das und wissen, worum es bei dieser Band geht. Es ist der ultimative Druck, aber eben auch die ultimative Belohnung. Denn wenn etwas schief läuft, geht das einzig und allein auf mich zurück. Umgekehrt ist es mit positiver Resonanz aber genauso. 

Was ist deine Meinung zu Social Media? Auf der einen Seite ist es eine Möglichkeit, ein schnelles Feedback von Fans zu bekommen, aber auf der anderen Seite gibt es immer diese eine Person, die toxisch daher kommt und sich in ihrer Anonymität suhlt. Berührt dich sowas oder ist dir das egal?

Ich bin ziemlich weit weg von Social Media, wenn ich ehrlich sein soll. Ich hab nen Instagram Account, wo ich vielleicht einmal im Monat was poste, wenn's hoch kommt. Es ist aber auch ein cooles Toll, um schnellen Zugang zu neuer Musik zu bekommen oder eben ein schnelles Feedback zu geben. Ich gebe aber nicht viel auf Leute, die etwas schlecht reden wollen. Ich sehe, dass viele Leute zu unseren Shows kommen, um eine gute Zeit zu erleben und das zählt am Ende für mich.

Du hast bereits erwähnt, dass die Musik auf der Tour entstanden ist, aber was war denn die Herangehensweise, was die Lyrics betrifft?

Die Lyrics wurden alle während der Pandemie geschrieben zwischen März und September 2020. Es war teilweise echt schwer, motiviert zu bleiben während dieser gesamten Zeit. Es kann echt demotivierend sein, ständig in denselben Raum zu kommen, um immerzu die gleichen Dinge zu tun. Gleichzeitig sind unter diesen Umständen Lyrics entstanden, die ich auf normalem Wege niemals geschrieben hätte. Das hat also im Endeffekt auch was gutes!

Du bist schon relativ lange als Sänger aktiv und hast dich über die Jahre hinweg massiv verbessert. Gab es in der Vergangenheit etwas, was dir dabei geholfen hat, dich zu verbessern? Gesangslehrer zum Beispiel oder hast du eher nach dem Prinzip "Learning by Doing" gehandelt?

Es war Learning By Doing würde ich sagen. Ich habe so viele Shows gespielt und mittlerweile gelernt, dass ich meine Stimme gut kontrollieren und auch mal schonen muss. Viel trinken, nach einer Show schnell ins Bett und viel schlafen. So wirklich verstanden habe ich das Ganze erst seit dem "Disease" Zyklus würde ich sagen. Am Anfang haben wir für 30 Minuten gespielt und waren durch, kein Grund, großartig auf seine Stimme aufzupassen. Jetzt spielen wir 90 Minuten auf teils ausgedehnten Touren und da ist nix mit Party machen etc. Schnell ins Bett und viel Schlaf bekommen.

Also kein Rockstar Life?

Nicht so wirklich. (lacht)

Eine Sache, die mir sehr positiv auffällt, ist eure Stage Präsenz. Ihr kommt mit einer unglaublichen Energie auf die Bühne und das beeindruckt mich vor allem deshalb, weil du ja alles schreibst und recordest. Kommt ihr zu Proben einfach zusammen und kennt euch mittlerweile so gut, dass das auf Anhieb klappt oder wie darf ich mir das vorstellen?

Die Jungs sind wie ich alle in Bands groß geworden und wissen, worauf es ankommt. Bei BEARTOOTH geht es hauptsächlich um Energie und wenn wir die Bühne betreten, gilt es, diese gebündelte Energie freizulassen. Wir wollen keine dieser Bands sein, die nur auf Platte gut klingt und dann live total abstinkt. Wir möchten live was bieten und einen geilen Sound kreieren, was uns denke ich ganz gut gelingt.

Mit Will Deely habt ihr einen neuen Mann an der Gitarre, erzähl uns gern etwas über ihn!

Er ist wie die meisten von uns auch in Columbia, Ohio aufgewachsen und man kennt sich. Er kommt eigentlich aus einer anderen Musikrichtung, eher Pop etc., ist tatsächlich auch eher Sänger als Gitarrist, aber er ist so unheimlich talentiert. Als er angefangen hat, Metal zu spielen, klang das auf Anhieb gut und hat sofort funktioniert. 

In den USA könnt ihr ja tatsächlich bald wieder live spielen, wir in Europa müssen uns noch bis nächstes Jahr gedulden. Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen amerikanischem und europäischen Publikum?

Ich denke, dass Europäer es einfach noch mehr zu schätzen wissen, dass eine Band von so weit anreist mit ihrem ganzen Zeug, um ne geile Show zu präsentieren. Vor allem Deutschland ist ne Hochburg von uns, wo wir euphorisch gefeiert werden auf Tour. Wir hatten ja im Vorgespräch kurz über unsere Show in Oberhausen gesprochen und das war die beste Show, die wir bisher erlebt haben. 

Hast du für die Zukunft noch irgendwelche anderen Ziele abseits von BEARTOOTH? Zum Beispiel ein völlig anderes Projekt oder bist du glücklich so wie es ist?

Ich möchte mich weiter auf BEARTOOTH konzentrieren, denn ich plane nicht, dem Metal den Rücken zu kehren und will genau da weiter machen, wo ich aufgehört habe!

Vielen Dank für das Interview und alles gute für den Release von "Below"!

Danke Chris, war mir eine Freude!

 


 

Hier weiterlesen: Unser Review zu BEARTOOTH - Below

 


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