Interview: VIRTUAL PERISH - Aurelio Rami

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In der Zusammenarbeit mit Dennis habe ich mir einen großen Traum erfüllt

Wir haben uns mit dem VIRTUAL PERISH-Mastermind über schräge Beats und seine musikalische Frühsozialisierung unterhalten.

Veröffentlicht am 03.06.2021

Hi Aurelio, vielen Dank dass du dir Zeit für ein paar Fragen nimmst! Wie ist dein Projekt VIRTUAL PERISH entstanden?

Servus Antha! Tja, erste Frage und ich muss schon weiter ausholen, gell? Ich bin schon ca. seit 5-6 Jahren riesengroßer FragileChild Fan; und es war auch tatsächlich der Grund mit meiner Musik anzufangen. Jahrelang hatte man nichts mehr von FragileChild gehört, doch 2020 kam dann das Projekt zurück. Ich hab dann dem Kopf dahinter (Dennis, oder auch „Cengiz“, Aanm. d. Verf.) geschrieben und da wir uns sehr gut verstanden hatten, kam dann auch bald die Idee ein gemeinsames Nebenprojekt zu eröffnen, was jetzt eben den Namen VIRTUAL PERISH trägt.


VIRTUAL PERISH war ja ursprünglich ein gemeinsames Projekt, aber inzwischen hast du mehr die Führung übernommen und auch dein weiteres (Solo-)Projekt AURA in VIRTUAL PERISH integriert. Wie kam es dazu?

Man hatte halt immer zwei verschiedene Baustellen und das ist nicht immer so einfach zu bewältigen; also hatten wir den gemeinsamen Entschluss gefasst, dass Dennis „nur“ noch als Gastmusiker fungieren wird und AURA ein Teil von VIRTUAL PERISH wird. Noch dazu hatte mir der Name VIRTUAL PERISH etwas besser gefallen ...


Wo würdest du VIRTUAL PERISH für dich selbst stilistisch einordnen? Die Einflüsse sind ja doch recht vielfältig.

Diese Frage dürfte eine der schwierigsten Frage sein, die du einem Musiker überhaupt stellen kannst. Es hat definitiv einige Core-Elemente, wie Deathcore, Metalcore usw. - aber dann halt auch einige Industrial-Elemente oder symphonisches Orchester.
Im nächsten Lied ist dann ein MESHUGGAH-Einfluss nicht zu überhören, etc. Generell finde ich den Term "Symphonic Extreme Metal", den du in deinen Rezensionen gewählt hast, sehr passend und fasst die Musik auch - so gut es geht – zusammen.


Aus welcher musikalischen Ecke kommst du selbst?

Ja ... lange Geschichte. Wirklich interessiert in Musik bin ich geworden, als ich das erste Mal BLUTENGEL gehört habe. Dann habe ich auch langsam FragileChild entdeckt und ähnliche Bands; das war sozusagen mein Einstieg in die Musik, der mich sehr geprägt hat.
2016 war es dann soweit: mein erstes Lied. Zusammengebaut nur aus einem aus Loops zusammengebautem rein elektronischen Instrumental und tiefergepitchtem, verhallten „Gesang“ der weder melodisch noch taktmäßig auf das Instrumental abgestimmt war. Das Projekt nannte sich damals "The Angels of Pain", wurde dann in "Zarathustra" umbenannt und hat es auf 9-10 Lieder  gebracht, um dann leider wieder schließen zu müssen.

Das nächste Projekt was ins Leben gerufen wurde, ist dann FUTURE NOISE BRIGADE gewesen was es auf ein Album und eine EP - natürlich auch wie die vorigen alles nur in Demo-Qualität auf YouTube – gebracht hat. FUTURE NOISE BRIGADE war eher ziemlich abstrakt und eine sehr einzigarte Art von Noise-Musik mit verschiedensten Einflüssen. Das Projekt hat einige Lieder hervorgebracht, die ich auch heute noch gut finde, weil es anders ist als das Gros. Dann hatte ich mit meinem damaligen besten Freund ein Projekt im Dark Electro/Aggrotech Bereich was GHOSTS OF THANATOS hieß, was fast eine ganze EP hervorbrachte, aber leider nie wirklich veröffentlicht wurde.

Dann irgendwann 2018/19 habe ich dann mein damals zweites Soloprojekt AURA spontan ins Leben gerufen und habe ein bis zwei Jahre Demos auf YouTube veröffentlicht - von Trap Beats bis zu Symphonic Metal - und warum das Projekt aufgegeben wurde und was jetzt mein Projekt ist, das wissen wir ja. Jetzt ist auch noch William Warden dem Projekt beigetreten, welchen man aus dem Lied "Paranoia" von der letzten EP noch als Gastsänger kennt; er wird mich gesanglich und teilweise auch musikalisch unterstützen worauf ich mich schon sehr freue.


Jetzt aber mal Hand aufs Herz, in welchen geistigen Sphären bewegt man sich, wenn man derartig wahnsinnige Longtracks wie „A Liquid Soul“ komponiert? Oder alternativ, welche Substanzen konsumiert man – die hätte ich nämlich gerne auch...

„A Liquid Soul“ hat tatsächlich aber eine der interessantesten Enstehungsgeschichten auf "The Outbreak". Ursprünglich wollte ich ein Lied über den damals aktuellen Terroranschlag in Wien schreiben - mit dem Titel "Terror Has Awoken" - da ich dort auch arbeite hat es mich doch ziemlich betroffen. Dieses Lied baute ich auf auf einer Midi vom Cengiz, ist dann jedoch sehr lange unfertig herumgelegen und irgendwann wollte ich es dann fertig machen, aber bin nie mit dem Text weiter gekommen, also habe ich mir einen fertigen Text von Cengiz geschnappt und ihn eingesungen. Damit hatten wird dann das Grundgerüst von dem, was jetzt „A Liquid Soul“ ist.
 Randnotiz: Als Cengiz den Text schrieb, flossen tatsächlich ein paar Substanzen ... "Himbeerlikör" bzw. Himbeervodka. Ich bin daheim bei mir gesessen und da wir eine WhatsApp-Gruppe für Text Ideen haben, hab ich zugesehen wie ein Text mit sehr vielen Rechtsschreibfehlern da langsam reingewandert ist ... haha!

Als ich meine Parts fertig hatte, habe ich das Lied zu Cengiz geschickt, welcher musikalisch anfangs davon irgendwie nicht so angetan war. Doch nach ein paar Tagen hat bei ihm der Funken gezündet und wir haben dann noch einige Änderungen im Grundgerüst gemacht, was so von mir nicht geplant war. z.B. der Trigger-Trigger-Bang-Bang Breakdown war so gar nicht im Original vorhanden. Viel kürzer und ohne Cengiz' Gesangsteile. Dann habe ich zu Cengiz aus - ich betone - SPASS gesagt, wir könnten da ja einen elektronischen Mittelteil rein tun, der so um die 5 Minuten geht ... ja und so war dann die Länge dieses Liedes besiegelt, haha!

Interessant ist auch noch, dass Cengiz gar keine Idee hatte was den Titel angeht, bis ich zum ihm sagte, „A Liquid Soul“ wäre gut, weil die Zeile in dem Lied schon sehr wichtig ist. Es gibt ja auch eine gekürzte Single Version von dem Lied; die geht dann nur 8 Minuten und befindet sich auf der "A Liquid Soul"-Single.


Ok, zurück zu ernster gemeinten Fragen. Wie hast du das vergangene Jahr erlebt? Mehr als Bremse für künstlerische Tätigkeiten, oder als Chance für die Kreativität?

Wieder schwierige Frage. Das letzte Jahr war für mich sehr stressig, da sich einiges in meinem Leben verändert hat und dann noch die ganze Corona-Geschichte dazu ... generell empfinde ich es als eine massive Einschränkung, jedoch hat es auch Lieder wie "Lockdown" hervor gebracht, was ja auch nicht zu verachten ist.
Im Endeffekt wird in dieser Krise jetzt ja nur Gestalt, was vorher die ganze Zeit schon passiert ist; nur um einiges direkter und reeller aber dazu möchte ich mich nur sehr ungerne näher äußern.


Verständlich. Was natürlich unsere Leser auch interessieren wird, bleibt VIRTUAL PERISH ein Studioprojekt, oder hast du vor, etwas davon in absehbarer Zeit (sofern möglich) auf die Bühne zu bringen?

Generell hätte ich nichts dagegen auch live aufzutreten, aber in absehbarer Zukunft wohl eher nicht. Ich brauche noch viel Übung in einigen Dingen einfach; aktuell wäre es auch nur möglich mit viel Playback, was nicht schlecht sein muss, aber man muss es sich gut überlegen und ich möchte mir noch etwas Zeit lassen um mich damit intensiver beschäftigen zu können.
Wenn ich live spielen werde, dann soll es gut sein und mit einem Konzept wo das Playback auch Sinn ergeben würde, oder mit so viel echten Musikern wie möglich, was bei meiner Musik aber nur sehr schwer umsetzbar wäre.


Wenn du dir einen Musiker (egal ob lebendig oder tot) aussuchen könntest, mit dem du gerne zusammenarbeiten möchtest – wer wäre das?

Tatsächlich habe ich mir damit, dass ich mit Dennis zusammenarbeiten kann, einen großen Traum bereits erfüllt; aber abgesehen davon auf jeden Fall mit Jonathan Davis von KORN, da mir seine Musik auch sehr viel bedeutet und durch die schwersten Zeiten meines bisherigen Lebens geholfen hat.


Wie geht es mit VIRTUAL PERISH nach zwei EP's weiter? Planst du schon weiteres Material und in welcher Form?

Tatsächlich wird schon bald eine neue Single erscheinen, die den Titel "Inzidenz" trägt. Zwei neue EPs sind in Planung; eine davon wird rein elektronischer Natur sein und die andere im Stile von "The Outbreak". Eine dritte ist auch schon in Planung aber da warte ich noch mit Verraten, bis ich Genaueres weiß.


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