Interview: MOTHER'S CAKE - Yves Krismer

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Die Kunst ist , sich auch was zuzutrauen und den Mut aufzubringen die ureigenen Ideen umzusetzen. Das hat viel mit Selbstvertrauen und Selbstliebe zu tun.

Hier spricht kein Life-Coach, sondern Yves von MOTHER'S CAKE. Den Beweis, dass sie sich selbst mögen, tritt das Trio mit "Cyberfunk!" eindrucksvoll an.

Text: Sandy
Veröffentlicht am 18.09.2020

Die Covid-19-Pandemie hat die Welt seit geraumer Zeit fest im Griff. Was war bei MOTHER'S CAKE in den letzten 6 Monaten los?

Wir können leider keine Live-Auftritte, geschweige denn Tourneen absolvieren. Somit gerät die Band-Maschinerie gehörig ins Stocken. Dennoch ziehen wir jetzt den Release von unserem neuen Album wie geplant durch. Unserer Meinung nach hat es keinen Sinn bessere Zeiten abzuwarten. Zumal es ja trotzdem ungewiss ist, wie es im Frühjahr dann weitergeht, sprich ob es besser wird.

Ihr seht euch ganz klar als Live-Band. Mit bis zu 80 Gigs pro Jahr fällt quasi eure Hauptbeschäftigung ins Wasser. Wie macht man am besten aus der Not eine Tugend?

Naja, vor allem mit Auftritten hätten wir vorgehabt "Cyberfunk!" zu promoten. Dass es derzeit damit nicht klappt müssen wir leider akzeptieren. Da hat es auch keinen Sinn zu jammern. Sicher, ich bastle ein wenig an meinem Camping-Bus und für mein Zweitprojekt finde ich auch mehr Zeit. Aber grundsätzlich wurde unser Lifestyle im Vergleich zu den sieben vorangegangenen Jahren völlig umgekrempelt.

Da ihr unter normalen Umständen eigentlich ständig auf den Bühnen dieser Welt euer Unwesen treibt - inwieweit versucht ihr schon beim Songwriting-Prozess die Tracks in Richtung Live-tauglichkeit zu optimieren?

Gerade bei den härteren Liedern hat man schon immer im Kopf wie sich das auf der Bühne macht. Die sollen schon Spaß machen und zum Headbangen animieren. Aber es gibt auch Lieder und Sachen die wir aus anderen Gründen entwickeln, und nicht auf eine maximal effektvolle Wirkung bei den Gigs abzielen.

Ihr seid eine ambitionierte, experimentierfreudige Band und setzt musikalisch vieles in die Tat um, von dem andere Bands nur träumen können. Neu auf "Cyberfunk!" ist die bemerkenswerte Eingängigkeit der Songs. Eine neue Facette an eurem Schaffen?

Da liegst du richtig. Früher waren wir stärker auf jammen und dem kreieren von Soundlandschaften fokussiert. Aber als kreative Band ändern wir schon mal unseren Ansatz, und diesmal stehen kompaktere Kompositionen im Vordergrund. Die Songs sind als Einzelwerke wichtiger geworden.

Eingängigkeit wird ja gemeinhin als Voraussetzung für eine größere Breitenwirksamkeit angesehen. Welche erfolgs-technischen Erwartungen setzt ihr in das neue Album?

Wir wollen die Weltherrschaft (lacht). Klar wollen wir erfolgreich sein, und unseren Lebensinhalt mit der Musik bestreiten. Aber wir möchten das schon in Einklang mit Spaß und Selbstverwirklichung bringen.

MOTHER'S CAKE beeindrucken mit ihrem eklektizistischen Sound. Eure musikalische Sozialisation muss ja vielschichtig von statten gegangen sein?

Als Jugendliche waren wir eine Zeit lang wirklich alle auf dem gleichen Zeug. Wir haben sehr viel THE MARS VOLTA gehört, oder auch die RED HOT CHILI PEPPERS. Aber ich muss auch sagen, dass wir uns mit der Zeit auseinander entwickelt haben, und das ist gut so. Jeder bringt unterschiedliche Einflüsse ein, und daraus entsteht was Neues. Die Kunst ist nur, sich auch was zuzutrauen und den Mut aufzubringen die ureigenen Ideen umzusetzen. Das hat viel mit Selbstvertrauen und Selbstliebe zu tun. Umgekehrt, wenn du das nicht machst oder die Sachen auf die du voll stehst 1:1 in deine eigene Formation einbaust, ist es besser, gleich eine Coverband zu machen.

 


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