Interview: BURDEN OF LIFE - Christian Kötterl

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Die Pro-Fraktion hat sich dafür ausgesprochen den Song zumindest mal aufzunehmen und dann zu sehen ob er tauglich ist. Als er dann komplett fertig war, bestand die Pro-Fraktion aus der ganzen Band.

Mit "The Makeshift Conqueror" haben BURDEN OF LIFE ein großartig hörenswertes und weit umspannendes Death-Prog-Werk fabriziert. Da liegt es nahe, dass es Fragen gibt. Fragen, die meinereiner an Band-Sprachrohr Christian Kötterl stellt - und dieser tapfer Rede und Antwort steht.

Veröffentlicht am 10.07.2020

Stellt euch mal vor, wer seid ihr, was macht ihr?


Hallo, wir sind BURDEN OF LIFE, eine Progressive Metal Band aus Regensburg in Bayern. Außer mir, Kötti an Gitarre und Leadgesang, spielen in der Band noch Michael an der Gitarre, Karl am Bass und Backinggesang und Babl am Schlagzeug.


Ihr habt mit „Makeshift Conqueror“ ein großartiges und wirklich abwechslungsreiches Album herausgebracht. Welche Ideen, Gedanken habt ihr darauf verbastelt? Was beeinflusst oder inspiriert euch, so ein Album (oder generell ein Album) zu schreiben?


Vielen lieben Dank für die Lorbeeren! Puh, das ist jetzt eine nicht ganz leicht zu beantwortende und sehr umfassende Frage. Ich denke, dass, abseits von Musik, der Lebensabschnitt, in dem man sich gerade befindet und die Umstände um einen herum auf jeden Fall einen Einfluss auf die Musik und die Gestaltung des Albums nehmen. Zumindest ist das bei mir so. Besonders deutlich fällt mir das bei den Texten auf. Als wir noch jünger waren und eher „pureren“ MeloDeath gespielt haben, waren unsere Texte noch viel pubertärer geprägt und einfach „anti“ um „anti“ zu sein. Alles war düster, alle waren gegen einen und es gab allenfalls mal ein halbherziges „Fuck You!“ in Richtung dieser allumfassenden Melancholie, nie jedoch irgendeine positive Message. Ich würde sagen, dass die Songtexte heute differenzierter sind, eben auch mal positive oder eben nicht ganz eindeutige Emotionen beleuchten. Und wenn es melancholisch und düster ist, dann auch richtig und aus Überzeugung. Das kann man dann nicht nur in den Texten lesen, sondern man hört das in der Musik auch heraus. Während es immer noch eher bedrückende Songs und Songteile gibt, gibt es dann auch so einen ausdrücklich positiven Song wie „Anthem Of The Unbeloved“. Das trauen wir uns inzwischen einfach. Und ich denke der allgemeine Antrieb das alles weiterzuverfolgen ist einfach die Freude am Musik austüfteln, Konzerte spielen und gemeinsamen Musizieren. 


In einem früheren Interview (ja, Stormbringer vergisst nie), hattest du mal gemeint, du fängst das Songwriting oft erst allein an, dann „darf“ jeder seine Ideen einwerfen. Klappt das immer noch so, gerade auch bei den teils ausgedehnten Instrumentalteilen, die ihr habt? Also kurz gesagt: Wer von euch hat den Masterplan und wer wirft ihn über den Haufen?

Zum Zeitpunkt des letzten Interviews hatten wir gerade unsere EP „In The Wake Of My Demise“ veröffentlicht und das war unser erster Release wo ich das Songwriting tatsächlich alleine übernommen habe. Daran hat sich in den letzten zehn Jahren nicht viel geändert. Ich arbeite die Songs aus bis sie in etwa zu 90% fertig sind, präsentiere den anderen meinen Entwurf und dann kann jeder seinen Senf dazugeben. Im Proberaum wird das Arrangement dann finalisiert bis wir alle zufrieden sind und dann mach ich noch die Gesangslinien und Texte fertig. Ich würde mich allerdings nie grundsätzlich gegen Ideen der anderen stellen, das ist immer willkommen. Mit einer Ausnahme ist es aber in den letzten zehn Jahren einfach nicht passiert. 


Ihr seid ja nach wie vor über das Genre Melo Death Metal deklariert. Identifiziert ihr euch denn noch über diese „Schublade“ oder steht ihr da quasi schon drüber?


Wir haben eigentlich unser komplettes Promomaterial mit der Bezeichnung „Progressive Metal“ ausgestattet, weil wir uns ganz bewusst von dieser Melodic Death Metal Schiene abgrenzen wollten. Nicht etwa, weil wir sowas nicht mehr mögen, im Gegenteil: es finden sich genug MeloDeath-Riffs auf unserem aktuellen Album. Allerdings hatten wir das Gefühl, dass die Bezeichnung einfach zu kurz greift. „Progressive Metal“ ist schon immer ein bisschen großkotzig, klar, aber mit all den verschiedenen Einflüssen, die wir verarbeiten finden wir, dass der Begriff, der ja relativ uferlos ist, einfach am besten zutrifft. Es wird aber vermutlich noch eine Zeit dauern bis sich das überall durchgesetzt hat, vor allem wenn eine einflussreiche Seite wie metal-archives.com sich auch nach wiederholten Anfragen weigert unsere Genrebezeichung umzustellen. 

Welcher Song auf dem Album ist euch am leichtesten gefallen, welcher hat sich am zeitintensivsten oder am tückischsten erwiesen? Gibt es einen, der in irgendeiner Weise eine besondere Bedeutung hat?


Mit am einfachsten ließen sich die beiden Videotracks „Geistesblitz“ und „Trust My Own Heart“ schreiben. Die Erstentwürfe für die zwei Songs habe ich jeweils in einem Zug geschrieben und daran haben wir auch nicht mehr besonders viel geändert. Am kompliziertesten waren wahrscheinlich „The Makeshift Conqueror Pt.II“ und „Anthem Of The Unbeloved“. Lange Songs wie „The Makeshift Conqueror Pt.II“ finde ich immer sehr zeitintensiv, weil es einfach so viele Möglichkeiten gibt den Song zu arrangieren und weiterzuführen. Bei „Anthem Of The Unbeloved“ gab es innerhalb der Band die meiste Diskussion ob „wir das bringen können“. Die Pro-Fraktion hat sich dafür ausgesprochen den Song zumindest mal aufzunehmen und dann zu sehen ob er tauglich ist. Als er dann komplett fertig war, bestand die Pro-Fraktion aus der ganzen Band. Eine besondere Bedeutung haben die Songs alle irgendwie, manche sind etwas persönlicher, andere eher allgemeiner gehalten. „Trust My Own Heart“ greift allerdings ein Thema auf, welches ich in der Vergangenheit sicherlich nicht so reflektiert hätte verarbeiten können. Das ist also schon ein wichtiger Song für mich persönlich.


Wen kann man denn bei "Trust My Own Heart" als weibliche Stimme/Duettpartnerin hören?


Man bekommt hier die Stimme der wunderbaren Luisa Funkenstein zu hören, einer Musikerin aus unserem Umfeld mit der mich seit vielen Jahren eine gute Freundschaft verbindet. Ich spiele ab und zu live in ihrer Band mit und so war es eine sehr natürliche Überlegung sie ins Boot zu holen.


Was (oder wer) beeinflusst euch musikalisch gesehen?


Bands und Künstler, die in irgendeiner Art und Weise über den Tellerrand schauen und sich nicht vor Weiterentwicklung scheuen sind in dieser Hinsicht natürlich interessant für uns. Im Metalbereich denke ich hier an BETWEEN THE BURIED AND ME, OPETH oder DEVIN TOWNSEND. Aber auch QUEEN, PINK FLOYD, KANSAS oder STEVEN WILSON sollen hier genannt werden. Damit will ich aber nicht sagen, dass das die einzig valide Herangehensweise ans Musik machen ist, lediglich die, die uns am meisten zusagt. Eine wesentlich „schlichtere“ Platte wie „Back in Black“ von AC/DC wird auch für immer zu meinen Favoriten zählen. Für uns als Band sind natürlich auch noch Klassiker wie IRON MAIDEN, METALLICA oder JUDAS PRIEST nicht irrelevant. Das sind Sachen, die wir hören seit wir Teenager sind und die haben uns natürlich auch nachhaltig geprägt. 

Wenn sich die, ich nenne es jetzt mal „aktuelle Dreckssituation“ wieder normalisiert hat, wo kann man euch denn „normalerweise“ live genießen – oder wo schickt man neugierige Leute hin, die mehr von euch wissen wollen

Solange wir genug Platz auf der Bühne und die Leute genug Bock haben sind dem eigentlich keine Grenzen gesetzt. Wenn ihr wissen wollt wo das dann sein wird (wenn es wieder machbar ist): einfach unsere Homepage www.burdenoflife.de checken, da sind alle unsere sozialen Medien verlinkt und ihr bleibt immer up-to-date!

Was wäre Band-technisch euer Traum, wo würdet ihr gern hin, was würdet ihr gern erreichen?


Wir wollen das einfach noch so lange wie möglich in dieser Konstellation vorantreiben, einfach noch mehr geile Platten aufnehmen und mehr geile Shows spielen. Solange unsere restlichen Leben das zulassen, sehe ich auch keinen Grund warum sich das ändern sollte.


Wenn ihr es euch aussuchen könntet, für welchen Act würdet ihr gern supporten wollen? 


Da hat sicher jeder andere Favoriten aber ich glaube ich könnte einen kollektiven Freudensturm auslösen wenn ich den anderen mitteilen könnte, dass wir BETWEEN THE BURIED AND ME oder DEVIN TOWNSEND supporten dürfen. Ich persönlich würde am liebsten einmal mit IRON MAIDEN um die Welt jetten. Die Vorstellung ist jetzt aber wirklich hochgradig absurd, ich weiß. 

Was wollt ihr den Stormbringer-Lesern da draußen noch mit auf den Weg geben?


Liebe Stormbringer-Leser! Danke für das Interesse! Wenn ihr uns in diesen eigenartigen Zeiten supporten wollt dann checkt www.burdenoflife.bandcamp.com und packt euch ein paar Shirts und CDs ein. Es würde uns sehr freuen uns wir hoffen, dass wir uns mal bei einer Show sehen!


WERBUNG: Hard
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