Interview: PYRACANDA - Dieter Wittbecker

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von Caliban, Pyracanda und Udo Jürgens

Feinster Metal aus der Stadt mit dem deutschen Eck - wenn musikalisch sonst an Rhein und Mosel recht wenig passiert, in Koblenz sind PYRACANDA wieder auferstanden!

Veröffentlicht am 07.09.2019

Deutschland, Koblenz, 2019.

Musikalisch passiert hier in der Region (in der ich auch lebe) nicht viel.

Es gibt DESASTER, STEELPREACHER und METAL INQUISITOR, nur um mal die zu nennen, die auch über die Rheinland-Pfälzische Grenze hinaus bekannter sind (bitte nicht lynchen wenn ich eine Band vergessen habe - die drei fielen mir ad hoc ein).

Dann gab es PYRACANDA. Eine tolle Speed- bzw. Thrash-Metal Combo, die mir seit meiner Jugend in guter Erinnerung geblieben ist. Plötzlich, es zeichnete sich auf Facebook irgendwie ab, gaben die Mannen die Re-Union bekannt - geil! Grund mit Dieter Wittbecker, damals und auch jetzt Bassist der Band, ein Interview zu führen.

Eigentlich hatte ich PYRACANDA nach vier tollen Gigs in den 90ern gut in Erinnerung und habe nie gedacht, dass ihr nochmal zurückkommt.
Wie kam diese Re-Union zu Stande?

Jörn, du warst nur auf vier Gigs von uns? Das ist ja ein Ding (lacht). (nach dem Interview fiel mir ein, es waren 5 : Wuppertal, Linz, Kasbach, Koblenz (Hot Metternich, mit Jan, Verena und Co.) und in Andernach - Jörn)
Nachdem die beiden Alben auf Spotify, Deezer, Amazon und Apple Music ge-remastert erschienen waren und so gut ankamen, wurde es vermehrt spannend. Es kamen Anfragen von überall her. Manche wollte Shirts kaufen, andere wollten Shirts drucken, es gab Konzertanfragen, Anfragen nach CDs, und so weiter. Irgendwann kam Ralf Hubert um die Ecke und fragte uns, ob er die „Thorns“ noch einmal in Russland auflegen darf. „Klar, mach mal. Warum nicht?“ Und dann kam Matt von Divebomb Records USA und wollte die remasterte „Two sides of a coin“ komplett neu illustrieren und neu weltweit vertreiben. Und das hat er gemacht. Und das hat er richtig gut gemacht. „Two Sides of a Coin – Deluxe Edition“ hat er die genannt. Mit bisher unveröffentlichtem Tonmaterial, einem Booklet mit unveröffentlichten Fotos und einem coolen Interview mit Sven und Hansi. Irgendwann bei einem unserer Pyracanda-Familientreffen in Koblenz sagten wir dann „Jo, hauen wir nochmal einen raus“

 
Eure Alben „Two Sides Of A Coin“ (1990) und „Thorns“ (1992) waren wirklich gute Metal-Scheiben, sind aber in den Verkaufszahlen damals wohl nie so gigantisch gewesen. Lag es vielleicht an den Labels? Die 1992er Scheibe erschien bei Aargh, einem Ableger von Atom H bzw. Major Records, die bekanntlich auch „größere Bands“ wie RUMBLE MILITIA, PROTECTOR oder ACCU§ER  im Stich ließen. Werbung funktionierte damals nur über Zeitschriften und die Werbung die geschaltet wurde, musste man im Heft suchen.

Das erste Album „Two Sides Of A Coin“ lief recht gut. Da hat sich niemand beschwert und wir waren selbst zufrieden.
Bei der „Thorns“ war das anders.
Die „Thorns“ ist musikalisch komplizierter und nicht direkt so eingängig wie die „Two Sides Of A Coin“.
Die „Thorns“ fluppt nach dem zweiten mal hören auch ganz gut aber das kompliziertere Musizieren haben uns ein paar Fans krumm genommen.

 
Ihr habt sicherlich vor, neue Songs zu schreiben, auf die Bühne zu gehen und neues Merch an den Mann / Frau und geschlechtsneutral zu bringen, oder?

Ja, ich denke das wird so kommen. Wir proben logischerweise jetzt für die Reunion-Show die alten Kracher. Aber ich glaube, auf neue Songs muss man bei uns nicht allzu lange warten. Neues Merch ist gerade in Planung. Und ja, natürlich für alle.
 

Neben Patrick Grün (der damals schon an der Schießbude saß) habt Ihr nun auch Denis Schmidt von CALIBAN bei PYRACANDA. Beide befinden sich ja eigentlich in einer „anderen“ musikalischen Welt – war es schwer die ersten Sessions im Proberaum zu spielen?

Patrick kennt die Songs ja alle. Das war leicht. Denis ist ein Hammer-Gitarrist. Eine sehr gute Wahl. Denis hat eine fantastische Auffassungsgabe und verdammt flinke Finger. Das passt alles mega. Außerdem bringt er die notwendige Ladung Humor mit die man bei uns braucht. Jeder der uns persönlich kennt, wird dies blind unterschreiben. (lacht schon wieder)
 
Ihr wohnt ja auch gut verteilt, spontane Dates im Proberaum fallen also aus – wie oft seht Ihr Euch?

Ja, aktuell kommen wir aus dem ganzen Bundesgebiet. Kann aber gut sehr gut sein, daß sich das bald verbessert. Unsere Heimat ist natürlich „Crab-Louse City“  Koblenz- Wir proben eins- bis zweimal im Monat über zwei Tage in Neuwied bei Koblenz.
 
Meinst Du, es wird „schwer“ werden, die heutige Generation an Metalheads zu begeistern? Ich habe Gigs erlebt, da spielte altes Zeug und das Publikum war U25 – es bewegte sich eigentlich niemand obwohl die Gigs beeindruckend waren. Meinst Du ihr zieht diese „neue“ Generation auf Gigs mit?

Ich kann so was verstehen.
Es ist immer einfacher für Fans den gerade fett promoteten und deshalb omnipräsenten Bands Aufmerksamkeit zu schenken.
Das ist ja auch nichts Schlimmes und wahrscheinlich in jungen Jahren eher normal. Trotzdem bekommen wir viel gutes Feedback von vielen jungen Fans. Das hat uns anfangs überrascht, wir merkten jedoch dann, daß viele junge Metalheads eben genau auf diesen True Metal stehen. Es wäre schön, auch die jungen Metaller zu unserer Musik headbangen zu sehen.
Bei unserem Jubiläums-Gig vor zehn Jahren war es so. Warten wir’s mal ab. (Grinst)

 
Ralf Hubert, der Euer 1992er Album „Thorns“ produziert hat veröffentlichte das Album neu in Russland.
Die „Two Sides Of A Coin“ kam fett bei Divebomb Records USA neu raus.
Eure Songs sind bei den Musik-Streamingdiensten zu finden – ihr wart also niemals so ganz weg.
Habt zwischendurch ein Jubiläumsgig in Eurer Heimat Koblenz gespielt, seit bei Facebook aktiv – hast Du früher schon an eine Re-Union gedacht?


Es gab immer Gerüchte und ich wurde auch oft darauf angesprochen.
Denke, den anderen Jungs ging es ähnlich.
Ich habe natürlich öfter mal CALIBAN Backstage besucht. Patrick und ich werden immer kreativ wenn wir uns sehen.
Und wie es halt ist – aus Kreativität wird Ernst und dann wird nach gemeinsamer Kreativität mit allen aus der Band eine PYRACANDA-Reunion draus. Und jetzt proben wir für die Reunion-Show. Deshalb sage ich „Bleibt kreativ!“ (der lacht schon wieder)
 

Sind Liveevents geplant? Vielleicht „first Concert“, nachdem ihr im April 1994 das „last Concert“ im JUZ Andernach gespielt habt?

Das „JUZ Live Club Andernach“ ist ja mittlerweile zu einer renommierten und festen Instanz in der Szene geworden.
Wir haben immer noch einen guten Draht zum JUZ.
Jan macht die Sache mit viel Herzblut und ja – das kann gut sein was du denkst, Jörn.
Man darf gespannt sein. (grinst)

 
Was fällt Dir zu „32 16 8“ oder „Konjunktur die ganze Nacht“ ein?

… #Rosi #Sperrbezirk #Spider Murphy Gang.
Ja, wir haben früher immer als letzte Zugabe einen deutschsprachigen Gassenhauer auf Metal gecovert.
Das kam sogar bei Konzerten im Ausland gut an, obwohl die Zuschauer den Titel oft bestimmt nicht kannten und kein Wort verstanden.
Das war immer sehr lustig und wir und die Fans hatten riesig Spaß.
Wir wurden damals von Udo Jürgens eingeladen, weil wir „Aber bitte mit Sahne“ „auf Metal“ spielten.
Er fand diese Version seines Songs richtig gut und wir trafen ihn zweimal backstage bei seinen Konzerten.
Er war ein beeindruckender Mensch und sein damaliges Sponsoring durch Deinhard war auch ganz praktisch. (der lacht aber auch dauernd)

 
Dieter, vielen Dank für die Zeit – sobald ihr auf die Bühnenbretter steigt wird STORMBRINGER.at dabei sein.


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