Interview: CARNATION - Simon Duson

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Wir machen einfach das, was wir lieben, sind aber arm - keine Kohle.

Die belgischen Death Metaller supporten gerade die Eisenberger DESERTED FEAR auf ihrer ersten Headlinertour. Auf dem Vorplatz des Wiesbadener Schlachthofs treffen wir Frontmann Simon Duson mit versammelter Mannschaft an und führen eine nette Unterhaltung über Death Metal und Bier aus Belgien.

Text: Lord Seriousface | Fotos: FiniMiez
Veröffentlicht am 28.03.2019

Die belgischen Todesnelken CARNATION touren gerade mit ihrem ersten Langspieler "Chapel Of Abhorrence", der in unserer Redaktion auf Anhieb zündete. Für etwa zwei Wochen sind die Oldschool-Deather zusammen mit den Italienern HIEROPHANT Teil von DESERTED FEARs Headlinertour zu deren Opus "Drowned By Humanity". Bevor es im Kesselhaus des Wiesbadener Schlachthofs ans Eingemachte geht, treffen wir zunächst fünf gut gelaunte Todesmetaller beim schönsten Frühlingswetter vor den Toren der Venue. Unsere Eindrücke von dem nachfolgenden musikalischen Gemetzel lest ihr in unserem ausführlichen Livereport, interessante Details über CARNATIONs Debut und belgisches Bier gibt's direkt hier.

Hey Leute, schön euch kennenzulernen! Wie geht es euch?

Hi, ziemlich gut! Wir sind etwa in der Halbzeit der Tour, wir haben acht Shows gespielt und noch weitere acht vor uns. Das wird großartig!

Hattet ihr einen guten Tourstart?

Ja! Wir haben in einigen Städten gespielt, die wir noch nie zuvor besucht hatten und bis jetzt waren die Shows alle gut.

Zu eurer Band: wie lange seid ihr schon dem Death Metal verbunden und wie lange seid ihr Death Metal-Musiker?

Wir [CARNATION] haben 2013 angefangen, wir hatten aber zuvor schon andere Bands, aber nicht direkt Death Metal. Wir hatten Death Metal Einflüsse in unseren Bands, hatten aber noch nicht diesen totalen Oldschool Death Metal Sound. Wir starteten dieses Projekt, weil wir etwas in der Art machen wollten - und das tun wir nun seit sechs Jahren.

Woher stammt der Bandname „CARNATION“ [zu Deutsch: "Nelke"]?

[alle lachen] Nun ja, wir wissen es nicht...wir mögen den Klang, es klingt einfach cool. Unser Gitarrist Jonathan, er ist gerade einkaufen, hat sich den Namen ausgesucht. Es war seine Wahl.

Wie ihr demonstriert, ist Old School wieder sehr beliebt. Warum habt ihr euch für diesen Stil entschieden?

Es ist einfach das, was wir lieben. Wir hören viele alte Death Metal Scheiben von schwedischen und amerikanischen Bands. Wir lieben diesen Stil und den Sound. Wir wollten etwas in dieser Richtung tun: diesen Stil singen, diese Art von Riffs spielen, die Musik selbst machen und nicht nur hören...deshalb haben wir CARNATION ins Leben gerufen.

Kommen wir zu “Chapel of Abhorrence”: ich fand die Platte großartig - seid ihr mit den bisherigen Reaktionen zufrieden?

Sie waren in der Tat sehr gut bis jetzt. Wir bekommen viel positives Feedback von all den Fans auf Tour, in Europa und auch außerhalb. Auch von unserem Label hören wir, dass sich das Album sehr gut verkauft, besser als erwartet. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Bitte erzähle uns etwas über die Geschichte eures Debuts. Wie lange hat es gedauert, eure erste Langrille zu erschaffen?

Der Schreibprozess hat recht lange gedauert, etwa eineinhalb bis zwei Jahre. Wir wollten, dass unser erstes Album bereits eine sehr starke Veröffentlichung wird. Wir wollten nichts veröffentlichen, was keine 100% ist und womit wir nicht komplett zufrieden sind. Wir wollten eine richtig gute Debut-Scheibe, die wie eine Bombe einschlägt und Eindruck hinterlässt. Das Schreiben brauchte also seine Zeit, danach nahmen wir die Platte in sechs bis sieben Monaten in unserem eigenen Studio auf.

...in eurem eigenen Studio?

Ja, in unserem eigenen Aufnahmestudio. Wir machen dort alle Aufnahmen für CARNATION. Das ist eine coole Sache, weil du den ganzen Prozess selbst in der Hand hast - neben dem Songwriting kannst du auch die Produktion, das Mixing, usw. nach deinen eigenen Vorstellungen gestalten. Beim Mastering haben wir mit Dan Swanö zusammengearbeitet, den Rest hatten wir selbst in der Hand. Wie gesagt hat unsere erste Platte recht viel Zeit beansprucht, aber wir wollten wirklich alles so perfekt wie möglich machen.

Woher bekommt ihr eure textliche Inspiration? Vielleicht Horrorfilme?

Oh ja, manchmal Horrofilme. Aber ich höre die Songs mehrmals, bevor ich die Texte schreibe. Ich bekomme dadurch einfach einen gewissen Vibe...ich höre die Lieder 500 oder 600-mal, bis ich ein bestimmtes Gefühl bekomme, das zu dem Song passt. Dann fange ich an, an den Lyrics zu arbeiten. "Fathomless Depths" z. B. gab mir das Gefühl des Ertrinkens, also schrieb ich über...Ertrinken.

Gibt es einen tieferen Sinn in euren Texten oder geht es mehr um das Gefühl und ums Entertainment?

Es ist tatsächlich das Gefühl, das ich durch die Songs erfahre. Es ist die textliche Darstellung davon, wie die Musik auf mich wirkt.

Gibt es schon Pläne für ein zweites Album? Habt ihr schon neues Material geschrieben?

Ja, wir sind schon seit einer Weile am Schreiben, wir haben schon drei Songs für das nächste Album fertig. Wir wollen etwa zehn bis elf Stücke für den Nachfolger schreiben. Wir hoffen, es Ende nächsten Jahres veröffentlichen zu können, aber nagel' mich da nicht fest. Das kann sich nochmal ändern. Wir wollen mit dem Schreibprozess bis Ende des Jahres fertig sein und uns Anfang kommenden Jahres mit den Aufnahmen beschäftigen. Dann entscheidet das Label, wann die Platte rauskommen soll, das kann man jetzt noch nicht so genau sagen.

Wie läuft eure Tour bisher? Kanntet ihr DESERTED FEAR bereits?

Ja, natürlich kannten wir DESERTED FEAR, sie sind eine große Band, besonders in Deutschland. Auch HIEROPHANT sind wirklich coole Jungs. Wir glauben, dass das ein sehr starkes Package ist [DESERTED FEAR - CARNATION - HIEROPHANT] - und es scheint auch gut anzukommen: die Leute erscheinen schon sehr früh, sehen sich alle Bands an und sind immer sehr aktiv während der Shows [...wie Recht er damit hat, erfahren wir ca. zwei Stunden später...]. Ich schätze, die Tour läuft wirklich gut für alle Bands und wir haben eine tolle Zeit.

Was ist mit deinem Publikum? Feuert "Chapel Of Abhorrence" die Crowd ordentlich ein?

Ja, ja. Am Anfang des Sets merkt man vielleicht, dass noch nicht alle die Platte kennen. Aber am Ende der Show hast du den Eindruck, dass sie vom Sound und dem Vibe mitgenommen wurden, und das finde ich gut.

Gab es bisher einige aufregende, lustige oder besondere Erlebnisse auf der Tour?

Nun ja, es gibt immer diese Dinge, die auf Tour so passieren [alle lachen], z. B. wenn Leute in den Bus kotzen oder so. Das ist dann natürlich weniger lustig, weil du dann den Bus saubermachen musst und so...

...solange es nicht du warst...

...es ist nicht mir passiert, aber es stinkt für alle...jeder muss die Kotze riechen, also ist es nicht ganz so lustig, weißt du? Aber es ist schwierig, ein spezielles Erlebnis auszumachen, so eine Scheiße passiert jeden Tag.

Gibt es Zeit, die Städte zu besuchen, in denen Sie spielen, und kulturelle Eindrücke zu sammeln?

Alle übereinstimmend: manchmal.

Simon: Es kommt darauf an, wir haben jeden Tag einen anderen Zeitplan. Wir kommen nicht immer früh in die Clubs rein und manchmal fahren wir acht oder neun Stunden bis dahin. Manchmal hast du also etwas Zeit und ein anderes Mal eben nicht. Wir versuchen immer, etwas Zeit zu finden zum Einkaufen, fürs Fitnessstudio oder so.

Wo hattet ihr bisher das beste Catering und das beste Bier?

Das Catering auf Tour ist wirklich gut...aber wir sind aus Belgien - wir haben das beste Bier.

...unser deutsches Bier kann also nicht gegen das Belgische anstinken?

Es gibt einige gute deutsche Biere, aber das Belgische ist am besten; meine Meinung [lacht].

Wie sind eure Pläne für den Rest des Jahres?

Nach dieser Tour gehen wir im Oktober noch einmal für sechs Shows zurück nach Japan. Im Sommer haben wir einige Festivals und weitere Shows, wir spielen bspw. zum ersten Mal in Großbritannien. Zwischendurch schreiben wir an neuer Musik.

Bevor wir uns verabschieden: Wie ist die belgische Konzertlandschaft? Gibt es neben dem bekannten Graspop Metal Meeting gute Locations oder kleinere Festivals?

Ja, es gibt natürlich die beiden sehr großen Metal-Festivals, das Graspop und das Alcatraz. Es gibt aber auch eine Menge guter Locations, sodass wir auf jeder Tour natürlich auch in Belgien Halt machen, meistens in Antwerpen. Die Metalszene ist recht aktiv in Belgien, aber man kann das nicht gut mit Deutschland vergleichen. So viele Menschen in Deutschland mögen Metal, jede Stadt hat eine große Szene. In Belgien gibt es das auch, aber deutlich kleiner.

Besucht ihr Konzerte, wenn ihr nicht selbst spielt? Welche, wenn ja?

Natürlich machen wir das...was gerade so in der Stadt spielt.

Gab es in der letzten Zeit ein Highlight?

Alle übereinstimmend: CANDLEMASS waren sehr gut letztes Jahr! Das war wahrscheinlich die beste Show letztes Jahr.

...und womit verbringt ihr eure Zeit, wenn ihr nicht musikalisch aktiv seid?

[alle lachen] Wir machen das hier die ganze Zeit. Wenn wir nicht am Touren sind, bereiten wir die nächste Tour vor. Oder wir schreiben Musik, mailen mit dem Label, Management, Bookingagenturen, Presse...all dieser Scheiß. Wir machen einfach das, was wir lieben, sind aber arm - keine Kohle.

...das kommt wohl mit der Zeit...

Vielleicht, wir werden sehen. Wir machen Fortschritte, aber kein Geld [sichtlich belustigt]. Aber wir haben Spaß. Wir sehen viele interessante Länder, tolle Shows und Festivals, das ist es mehr als wert. Nach Japan oder Brasilien gehen zu können, das ist wirklich großartig für uns.

Nochmals vielen Dank für eure Zeit! Möchtet ihr euren Fans noch ein paar abschließende Worte hinterlassen?

Vielen Dank an alle, die dieses Interview lesen! Kommt zu einer unserer Shows!


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