Interview: DECAPITATED - Rafal Piotrowski

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"Die Energie die du in deine Musik steckst, kommt über die Crowd zurück zu dir!"

Mit DECAPITATED hat sich eine der deftigsten Tech-Death-Metal-Bands Europas nach einer etwas turbulenten Zeit wieder auf Tour begeben. Beim Tourstop der "Anticult Balkan Tour" in Graz haben Frontmann Rafal Piotrowski und Ich etwas über die Zukunft philosophiert.

Veröffentlicht am 28.11.2018

Am 06.11. begab ich mich auf einen kleinen Roadtrip Richtung Graz, da für diesen Abend im Club Q ein verdammt nices Line-Up am Plan stand. Näheres dazu im Bericht zu diesem Abend.  Wichtigster Punkt des Abends war jedoch, dass ich mit  Rafal Pietrowski, dem Sänger des brachialen Gespanns namens DECAPITATED, ein Interview in Aussicht hatte. Nachdem abgesprochen wurde, dass wir uns erst nach dem Konzert zusammensetzen, lockerte ich mir bei GRIMAZE, THY DISEASE, HATESPHERE und natürlich dem Headliner das Genick und fand mich kurz danach mit Rafal im Backstagebereich ein. 

Wer sich schon etwas länger mit der Band auseinander gesetzt hat, weiß über die vergangenen Geschehnisse Bescheid und in meinen Augen sind jene schon zu Genüge besprochen worden. Daher startete ich in das Interview ganz simpel :" Ich möchte dich echt nicht mit blöden Fragen über früher nerven, mich interessiert die Zukunft! Was steht alles demnächst an?"

Wie aus der Pistole geschossen begann Rafal aufzuzählen: " Wir spielen jetzt einmal diese Tour fertig und beenden sie in der Slowakei. Dann schauen wir wieder für drei Tage nach Hause und dann geht es schon weiter mit einer Tour mit FRONTSIDE, einer befreundeten Hardcore-Band. Darauf freuen wir uns schon, da es gute alte Freunde sind und es werden auch noch einige andere polnische Kollegen mt dabei sein. Den Rest des Jahres fahren wir dann durch Europa und spielen in Frankreich, Holland und auch England. Wir buchen schon für das Jahr 2019 und es wird ganz schön intensiv. Es wird sicherlich interessant neue Bands zu treffen, die jetzt nicht nur neuen, sondern auch alten Metal neu aufbereitet spielen. Einfach einmal so schauen was sich im momentanen Metal so tut.  Natürlich stehen wir auch schon am Line-Up einiger Festivals im Sommer und wir haben auch einige Möglichkeiten im euröpäischen Raum im Auge." 

Wirklich beeindruckt von diesem unglaublich durchstrukturierten und strengen Zeitplan kam ich etwas ins Stocken. Satan sei dank ist mir dann doch noch eingefallen, dass mein Wissenstand über die polnische Metalszene, abgesehen von den "Großen" nicht so wirklich aktuell ist. So erkundigte ich mich nach den momentanen metallischen Regungen in Polen. 

Rafal antwortete ganz relaxed: " Also momentan, wenn ich mir die Leute, die Metlheads anschaue, dann muss ich sagen das die polnische Szene wirklich groß ist. Natürlich haben wir schon einige Aushängeschilder wie BEHEMOTH, VADER, aber da gibt es auch einige Bands im Progressive Rock, aber auch die neue Black Metal Welle."

Nach einer ganz schön langen Liste an Bands aus Polen, die ich schlussendlich doch kannte, musste ich feststellen, dass ich doch auf einem recht aktuellem Stand sein dürfte. Nach einer kurzen Besinnung, dass wir noch gar nicht über die momentane Tour gesprochen hatten, kam eine auf der Hand liegende Frage: "Wie fühlt es sich an, wieder solide auf Tour zu sein und wie läuft alles bis jetzt?"

"Mit einem Lachen im Gesicht gab mir Rafal folgende Antwort: "Es ist echt cool wieder zurück auf Tour zu sein. Wir treffen unsere Freunde von THY DISEASE, wir haben dazu noch zwei geniale Support-Bands mit GRIMAZE aus Sophia und HATESPHERE. Unsere Kollegen aus Russland haben es heute leider nicht geschafft. Sie sind allesamt solide Bands und es funktioniert einfach durchgehend perfekt. Sie sind unglaublich nette Leute und produzieren sehr gute Musik. Es geht alles so einfach, einfach im Flow mitziehen. So funktioniert das einfach und das ist was wir momentan haben. Es ist einfach toll. Du weißt, im Bus, 20 Leute, eine lange Zeit zusammen, da muss alles stimmen. Aber ist den ganzen Tag Spaß, also es passt."

Nach sovielen positiven Nachrichten wurde ich auch etwas schwach und verfiel etwas der Schwärmerei und nachdem ich Rafal gestand, dass DECAPITATED neben MESHUGGAH eine meiner absoluten Favourites momentan ist, hakte (haakte, für die Insider) der Kollege ein : 

"Ja Meshuggah ist schon ein geniale Band. Jedesmal wenn wir miteinander auf Tour waren lief alles unglaublich professionell und sie sind einfach nette Ausnahmemusiker. Das sind eben auch solche Leute, mit denen es einfach reibungslos abläuft und alles wirklich sehr entspannt ist. Da gibt es übrigens von uns ein Cover von "Sane", welches auf einer Compilation von Nuclear Blast herausgekommen ist. Es war schon so eine eigene Sache, da MESHUGGAH ja nicht gerade einfach zu covern sind."

Wiederum ziemlich beeindruckt merkte ich mir das Cover und natürlich habe ich es für Euch herausgegoogelt. Leider gibt es online nur einen Trailer. Den Song könnt ihr Euch schön auf Nuclear Blast kaufen :

 

 

Covers sind ja schön und gut, aber neues, frisches Material ist doch wesentlich interessanter. Da das Gespräch bisher sehr entspannt verlief, erlaubte ich es mir  ganz forsch zu fragen: "Und? Wie sieht es denn mit neuem Material aus?"

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: " Ja wir haben da vor der Tour ein paar Sachen bei Sessions gespielt die mir sehr gut gefallen. Aber es sind im Grunde nur Anfänge, also noch nichts Konkretes. Ich könnte dir jetzt nicht sagen, dass wir zwei bis drei Songs in Arbeit haben, aber es sind auf jeden fall Ideen da."

Der Fanboy in mir freute sich über eine solche Botschaft und der Sänger in mir begann sich für die Vorgehensweise der Band im Thema Vocals zu interessieren. "Wie sieht das eigentlich aus wenn ihr eure Songs konzipiert? Verabredet sich die Instrumental-Sektion, arbeitet Riffs aus und du checkst dir dann sobald das Konstrukt steht alles an?"

"Also an sich machen die Instrumentalisten die Songs und ich nehme dann im Prozess verschiedene Positionen ein. Einerseits bin ich der Zuhörer, ich kann meine Meinung abgeben und wenn sie die Musik produzieren diskutieren wir über den Einsatz der Vocals an verschiedenen Stellen und  was die Lyrics sein könnten. Der ganze Prozess besteht aus vielen Gesprächen über den Sinn der Songs, was zu den Riffs passt, welche Stimmung der Song mit sich bringt und wie sich das auf die Themen der Lyrics auswirken kann. Wenn ein Song jetzt beispielsweise sehr wütend klingt, dann sollten die Lyrics sich da eher an dieser Stimmung orientieren. Das ist so ungefähr unser System. Es ist alles im Prinzip rund um die Hauptkonstruktion jammen und weiterarbeiten. Ich liebe das.", gab mir Rafal als Antwort. 

Wie man merkt, arbeitet die Band wirklich unglaublich gut organisiert und der Arbeitsprozess, neben den Tourneen, hört sich wirklich sehr harmonisch und ertragreich an. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es gerade bei solchen Prozessen in einer Band zu interessanten Diskussionen kommen kann und Ansichten sehr gerne schnell divergieren. So fragte ich einmal nach dem generellen Bandalltag, um zu hören, wie die Stimmung in der Band momentan so ist. 

"Wir üben ganz schön viel, um der Crowd immer das Beste geben zu können. Es sind einfach vier verschiedene Typen, die miteinander Musik produzieren. Du musst dir vorstellen, wenn du ein halbes Jahr mit den Kollegen auf Tour bist, dann muss man sich doch irgendwo mögen um das Bestmögliche auf der Bühne zeigen zu können. Man braucht eine gemeinsame Sprache, dann ist alles einfach und es geht weiter. Gibt es ein Problem wird es einfach besprochen und alles ist erledigt. Tue einfach was dir gefällt und "go with the flow", verlautbarte Rafal.

Erfreut darüber, dass sich Rafals und meine Ansicht zum Thema Bandkollegium stark deckten, philosophierten wir noch etwas weiter über die Wichtigkeit des Zusammenhalts in einer Band. Da wir schon eine Zeit gesprochen hatten, fragte ich noch schnell, was denn am Rest vom Abend noch so am Plan stehe. 

Rafal zeigte auf einen Kollegen der hinter ihm stand und meinte: "Nach dem wir fertig abgebaut haben, werden wir noch etwas in die Stadt schauen. Morgen haben wir ja auch noch etwas Zeit für Sightseeing und dann geht es eigentlich schon wieder weiter. Es ist immer wieder schön, in Österreich zu sein. Speziell die frische Luft, ich komme ja aus Kraków, eine der verschmutztesten Städte was die Luft angeht, und da ist es schon ein eigener Genuß so frische Luft zu haben."

Etwas grinsend, da ich es lustig fand, dass die frische Luft ein Aushängeschlid Österreichs ist, begann ich Rafal etwas von ein paar meiner Projekte zu erzählen und nach ein paar Sätzen meinte er: 

"Ich weiß zwar nicht mehr wer es gesagt hat, aber der Satz gin ungefähr so: "Habe viele Projekte und mindestens eines davon wird erfolgreich sein!" ." 

Diesen Satz empfand ich als perfekten Abschluss des Interviews und nach einer mittellangen Abschiedszeremonie, aus welcher das schöne Titelbild stammt, verschwand Rafal wieder in die Richtung des Rests der Band. Sehr erfreut darüber, dass die Herren so solide im Geschäft stehen und auch starke Prinzipien haben, schlenderte ich wieder zur Bühne, wo ich die Bands beim Abbauen sah. Da ich mich etwas für diesen feinen Konzertabend bedanken wollte, half ich den Kollegen noch beim Raustragen und fuhr schlussendlich wieder gen Heimat. 

Zu guter Letzt möchte ich mich noch schnell bei den Organisatoren des Abends, sowie der ganzen Tour und auch bei den Bands für einen sehr sehr feinen Abend im Grazer Q bedanken. Wie oben erwähnt könnnt ihr genaueres über den Abend im verlinkten Bericht nachlesen! Natürlich gilt ein besonderes Dankeschön Rafal Piotrowski, welcher mich doch satte 20 Minuten ausgehalten hat.  Bis zum Nächsten Mal !  


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