Interview: ROTERFELD - Aaron Roterfeld

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Der Wahnsinn ist mir schon einige Male vorgeworfen worden.

Anlässlich des wunderbaren neuen Albums „Hamlet At Sunset" (True Artist Records) baten wir Mastermind und Namensgeber Aaron ROTERFELD zum ebenso informativen wie unterhaltsamen Telefon-Interview.

Text: Claudia Jusits | Fotos: Mario Bertolini
Veröffentlicht am 19.07.2018

Anlässlich des wunderbaren neuen Albums „Hamlet At Sunset" (True Artist Records) baten wir Mastermind und Namensgeber Aaron ROTERFELD zum ebenso informativen wie unterhaltsamen Telefon-Interview.

Aaron, die Frage, die sich analog zum Titel der neuen CD von ROTERFELD aufdrängt, ist natürlich die Verbindung zur Figur des Hamlet. Warum also ausgerechnet Hamlet?

Die Entstehungszeit des neuen Albums fiel in die Zeit, als William Shakespeare seinen 400sten Todestag "gefeiert" hat (lacht), und er war definitiv einer der größten Dichter, die es jemals gab. Keiner hat so viele verschiedene Bühnenfiguren erschaffen wie er. Alles Charaktere, die durch den Sturmwind des Schicksals gejagt werden. Die Auswahl der Songs war zu diesem Zeitpunkt schon absehbar und es ist durchaus so, dass ich mich ein Stück weit, bis die Songs ausproduziert waren, durch diesen Prozess gequält habe wie Hamlet auf der Suche nach Rache für seinen Vater.

Wobei mir auch sehr an der Umsetzung der Vielschichtigkeit des Hamlet´schen Charakters gelegen ist. Gleichzeitig war mir klar, dass kaum eine Band so viel Verschiedenes auf ein Album gepackt hätte.

Also doch auch eine Prise Wahnsinn?

(lacht) Ja, der Wahnsinn ist mir schon einige Male vorgeworfen worden. Andererseits treibt mich gerade dieser Wahnsinn an, ein besseres Wort ist vielleicht Besessenheit oder Leidenschaft, im Grunde ein innerer Dämon, der dich antreibt, immer weiterzumachen und alle potenziellen Hindernisse zu überwinden.

Musikalisch deckt ROTERFELD eine ziemliche Bandbreite ab, sodass Genrezuordnungen schwierig sind. Wie wichtig ist es für dich, einordbar zu sein oder interessiert dich das gar nicht?

Für mich ist es wichtig, nicht einordbar zu sein. Ich finde es lustig, immer wieder mal für eine Überraschung gut zu sein. Musikalisch genauso, ROTERFELD war ja immer mehr ein Kunstprojekt als eine gewachsene Band, die sich unter Umständen an gewisse Regeln halten muss. ROTERFELD sind, was das betrifft, absolut frei. Die einzige Regel, die es gibt, ist, was ich gerade zur Regel erkläre (lacht).

Aaron, was inspiriert dich, woraus schöpfst du deine Kraft, mit einem Wort, was bringt dich heil durch die Nacht?

Die Inspiration für die Songs auf "Hamlet At Sunset" geht auf viele verschiedene Eindrücke zurück. Teile dieser Songs sind entstanden, da war ich gerade mal 16 und es gibt natürlich auch ganz neue, die so ein oder zwei Jahre alt sind. In Wirklichkeit stehen da immer Gefühle oder Stimmungslagen am Anfang. Mein Vater war ein sehr begabter Maler, ich hingegen habe zwei komplett linke Hände dafür. Deshalb versuche ich, mit der Musik zu malen und auf diesem Weg Bilder zu erschaffen, die dramatisch sind - die große Geste, womit wir wieder bei Hamlet wären.

Es gibt auf dem Album nicht nur den Song "Bring Your Own Star To Life", das ist gleichzeitig auch der quasi Soundtrack für die von dir entwickelte App. Erzähl´ mal, was hat es damit auf sich?

Diese App ist im Social Media-Bereich angesiedelt und meines Wissens das erste Social Media-Tool, wo die Likes, die hier Stars sind, einen echten Wert haben. Uns war von vornherein klar, wir müssen einen Ansatz wählen, der komplett neu ist, sonst lohnt sich die Arbeit nicht. Die App funktioniert so, dass sie automatisch 51 Prozent der Werbeeinnahmen an die User zurückgibt. Die erwähnten Stars werden nicht in Form von Geld zurückgegeben, sondern können unter den Usern gegenseitig vergeben, getauscht oder gespendet werden (Mehr Information gibt es auf castl.rocks, zur Zeit noch im Testbetrieb, Anm. d. Red.)

Das ist ein sehr schöner Gedanke, der ein reges Interesse verdient! Berührend ist auch die Geschichte von "Father And Son", einem tragisch endenden Flüchtlingsschicksal. Es geht ja wieder die große Angst vor dem Fremden um, wie begegnest du dieser Situation?

Um die Menschen, die vor dem Fremden Angst haben, abzuholen, bedarf es gegenseitiger Anstrengungen, das ist immer ein Geben und Nehmen. Die meisten Menschen haben vor dem Angst, was sie nicht kennen. Ins Gespräch zu kommen, hilft da schon enorm. Die oft erwähnte Wertevermittlung gestaltet sich umso schwieriger, je mehr die Menschen sich selbst und einander über die jeweiligen Herkunftsländer definieren und nicht über verbindliche Werte. In "Father And Son" wollte ich einfach auch die menschliche Seite eines hochkomplexen Themas zeigen, auf die nicht vergessen werden sollte.

Wie sieht es mit den Zukunftsplänen im Hause ROTERFELD aus?

Zum einen liegt der Fokus auf der App, die in wenigen Monaten auf den Markt kommt. Das ist auch der Grund, warum wir die Live-Lokomotive für "Hamlet At Sunset" nicht gleich ins Rollen bringen können. Ich arbeite aber bereits an einer Show, die, ich darf das mal so sagen, ordentlich auf die Kacke haut. Auch wenn ich das im Moment noch nicht umsetzen kann, es wird auf jeden Fall dazu kommen!

Na, das wollen wir doch hoffen! Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit App und Album!

Vielen Dank an Claudia Jusits vom Starkstrom-Magazin, die uns dieses Interview zur Verfügung gestellt hat!

Alle Fotos (c) Mario Bertolini


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