Interview: PUTA VOLCANO - Alex, Luna, Bookies, Steven

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Erfolg ist sehr subjektiv. Soweit es uns betrifft, sehen wir ihn immer noch am Horizont, während wir irgendwo in der Wüste an einer Tankstelle parken.

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Veröffentlicht am 14.05.2018

PUTA VOLCANO ist die Offenbarung für alle echten Stoner Fans, die das nächste große Ding suchen. Die genialen Griechen haben glücklicherweise einige Aufmerksamkeit mit ihrem Können, den einzigartigen Alben und bombastischen Live-Auftritten erregt. STORMBRINGER versorgt euch mit dem vollen PUTA VOLCANO Sound und einem ausführlichen Interview, so wie es sich gehört! Viel Spaß mit der bezaubernden Luna Stoner und ihren Desert Mannen! (CD Review)

 


V. li. nach re.: Bookies (Bass), Steven (Drums), Luna (Vocals), Alex (Guitar) / Fotocredit: Thomas Chatzigeorgiou

Der Name eures dritten Albums, "Harmony of Spheres" scheint sich sich auf eine These aus dem antiken Griechenland zu beziehen, die Pythagoras zugeschrieben wird. Grob zusammengefasst, sagt sie aus, dass in der Astronomie die gleichen Gesetzte wie in der Musik herrschen. Glaubt ihr, dass Musik Energie hat, die sich positiv auf die Umwelt auswirken kann, auch wenn sie nicht gerade von jemandem gehört wird? Oder gibt es so etwas wie einen nichtmenschlichen Empfänger?

Alex: Das wäre ehrfurchtgebietend, um ehrlich zu sein. Meiner Meinung nach würde es uns unseren Platz in diesem riesigen Ökosystem zuweisen und im Idealfall mehr Menschen erkennen lassen, wie winzig wir sind. Gerade in der heutigen Zeit, wo wir uns alle um uns selbst drehen und alles konsumieren, ohne zu überlegen, welche Auswirkung das auf unsere Umgebung hat.

Wenn wir bei den Auswirkungen der Musik auf die Umwelt bleiben, was ist dann der Unterschied zwischen Inspiration und Manipulation?

Alex: Da ist ein großer Unterschied. Es gab eine Zeit, in der Musik als nahezu magisch angesehen wurde, da sie den emotionalen Zustand der Zuhörer beeinflusst. Damals war sie eng mit religiösen Überzeugungen verbunden. Das scheint das perfekte Setup für die Manipulation von Menschen zu sein. Zuhörer sollten jedes Recht haben, Kunst jeglicher Form nach ihren moralischen und kulturellen Standards zu kritisieren. Wenn Menschen also Musik hören, weil sie es wollen, nicht weil sie davon betroffen sind, ist das Inspiration.

"Harmony of Spheres" ist jetzt ein Jahr auf dem Markt und ihr habt nicht nur Rezensionen und Interviews aus verschiedenen Ländern, sondern auch CD-, Vinyl- und Merchandise-Bestellungen aus der ganzen Welt. Die Kritiken sind durchweg positiv. Habt ihr jemals daran gedacht, so viele Leute mit eurer Musik zu begeistern?

Alex: An unserem Ziel hat sich nicht viel geändert. Wir sehen Musik als eine Möglichkeit, gewissermaßen unsere Weltanschauung nach Außen zu tragen. Wenn die Leute unsere Musik mögen, ist das eine große Ehre für uns. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass wir sie anders schreiben könnten.

PUTA VOLCANO hat von Anfang an viel Aufmerksamkeit erregt. Artikel wurden in "Ozon Magazine", "Ough", "Didee Magazine" und vielen anderen Zeitschriften veröffentlicht. Hatten die frühen Erfolge einen Einfluss auf die Entstehung des neuen Materials?

Alex: Erfolg ist sehr subjektiv. Soweit es uns betrifft, sehen wir ihn immer noch am Horizont, während wir irgendwo in der Wüste an einer Tankstelle parken. Ich hoffe wirklich, dass, gleich wie viele Zwischenstopps wir bis dorthin brauchen, es keinerlei Auswirkungen auf unseren Umgang mit Musik hat. Bisher hat es aber geklappt.

Aufgrund der Vielfalt und Intensität der Songs strahlt das Album eine breitgefächerte Palette an Farben aus, ist aber dennoch facettenreich, was durch das mystisch anmutende Cover Artwork von Katerina Karali betont wird. Habt ihr das in der Entstehungsphase mit ihr besprochen und Musik und Zeichnungen abgestimmt?

Alex: Natürlich war Katerina Karali von Anfang an dabei und Teil des Entwicklungsprozesses. Mit der Musik und den Texten als Ausgangspunkt hat sie "Harmony Of Spheres" auf verschiedene Art und Weise visuell interpretiert. Wir entschieden uns für dieses Covermotiv, das den Hörer sofort auf das Album einstimmen soll.
https://www.instagram.com/katerina_karali/

PUTA VULCANO ist ein Wortspiel, das sich auf den Vulkan Putana in Nordchile bezieht. Man merkt euch eure Haltung für Gleichstellung der Geschlechter deutlich an, aber euer Bandname könnte auch zu Missverständnissen oder Irritationenen führen. Hat sich schon mal jemand auf den Schlips getreten gefühlt?

Alex: Zum Glück noch nie. Wir haben auch in der Vergangenheit gesagt, dass wir glauben, dass Bandnamen mehr eine "Erfahrung" sind. Als ich beispielsweise auf meine Lieblingsbands gestoßen bin, wurden ihre Namen zu schönen Klängen anstelle von Wörtern für mich. Sie zu hören, vermittelt keinerlei Sinn, nur eine Erinnerung an ihre Musik.

Luna, wie beeinflusst dein Studium an der Kunstakademie Athen deinen Ausdruck innerhalb der Band?

Luna: Das eine wirkt sich auf das andere aus, es ist eine Koexistenz. Wenn ich einen Ton höre, visualisiere ich ihn automatisch als eine abstrakte Form, ein Bild entsteht und umgekehrt. In Bezug auf Komposition und Performance verhät es sich ebenso, ich behandle mich selbst als Ausdrucksmedium sowohl in der bildenden Kunst als auch in der Musik, und das gibt mir ein beträchtliches Maß an Freiheit.

Du hast einmal gesagt, dass permanente Transformation Teil der Selbstfindung ist. Ist die Verwendung eines Pseudonyms Teil dieses Prozesses?

Luna: Das Leben für mich ist ein fortlaufender Prozess der Transformation, und damit es geschehen kann, muss man Veränderungen akzeptieren, so schmerzhaft und beängstigend es auch erscheinen mag. Sich neu zu erfinden und neu zu definieren erfordert viel Fantasie und daher die Verwendung verschiedener Persönlichkeiten und veränderter Identitäten. Am Ende sind all diese Elemente entweder von Anfang an da oder beginnen Teile von dir zu werden, wenn die Zeit weitergeht. Luna ist meine dunkle Seite des Mondes, die helle ist Anna.

Du arbeitest nicht nur als professionelles Fotomodell, sondern machst auch Ausdrucks- und Videokunst. Nebenbei sieht man dich auch Cameo-Auftritte machen, wie in einem POLTERGEIST Musikvideo. Müssen wir befürchten, dass du irgendwann die Musik für eine andere Kunstrichtung aufgeben wirst?

Luna: Ich probiere gerne viele verschiedene Dinge aus und erkunde so viele Wege wie möglich. Ich denke, es ist ein bisschen schwierig, aber Multitasking ist faszinierend und gleichzeitig herausfordernd. Musik war bisher meine primäre Liebe und ich denke nicht, dass sich das so bald ändern wird.

Wofür brauchen wir die ganze Kunst eigentlich?

Luna: Kunst wird nicht benötigt, Kunst ist eine Möglichkeit, Emotionen mit der Realität zu verbinden und grundlegende Fragen zu stellen. Ängste, Gedanken und Hoffnungen auszudrücken, die keine andere Möglichkeit haben, auf eine angemessene Weise zu einem anderen Zustand zu gelangen. Musik ist ein weiterer Kommunikationscode und ein Indikator für den Zugang zu einem kollektiven Gedächtnis. Der Künstler selbst hat keine andere Wahl, als sich Abhilfe mit Kunst zu verschaffen.

Alex, Luna und du seid Geschwister. Wie ist das Tourleben mit der eigenen Schwester? Gibt es viele Kämpfe?

Alex: Nein. Es hört sich vielleicht wie ein Klischee an, aber wenn wir zusammen sind, sind wir alle eine Familie. Wenn es Streit gibt, ist es ein Familienstreit zwischen uns vier.

Dieses Prinzip dürfte dann auch beim Schreiben der Lyrics Vor- und Nachteile bringen, obwohl du sie ja zum großen Teil alleine verfasst. Was ist deine Inspiration und wie kombinierst du sie mit den Textenideen anderer Bandmitglieder?

Alex: Nach "Harmony Of Spheres" würde ich uns für eine hybride Konzeptband halten. In dem Sinne, dass wir uns zwar nicht für die 10-Minuten-Epen von Prog Rock oder Space Operas interessieren, aber wir sind wirklich am besten, wenn wir ein Bild in unseren Köpfen haben. Textlich ist es unvermeidlich, dass ich mein Innenleben irgendwie ausdrücke, aber ich versuche, es in einen Kontext mit Emotionen und Bildern, die wir als Ganzes haben, zu setzen. Wen Luna schreibt, machen wir es genau so. Wir setzen uns hin und wechseln uns ab, um das Lied dahin zu bringen, wo es sein muss.

Steven, du bist der starke Mann am Schlagzeug. Es scheint, dass Rockbands heutzutage dumpfe und monotone Drummings bevorzugen und bei Aufnahmen klingt es oft langweilig wie von einer Drum Machine. Zum Glück kennt PUTA VOLCANO auch die Harmonie der Instrumente. Was ist deine Absicht und Technik mit dem Schlagzeug?

Steve: Nun ja. Das ist ein Problem für mich. Weißt du, ich respektiere die Tatsache, dass man nicht für alle Alben die gleiche Herangehensweise haben muss und dass einige Bands sanft und süß klingen müssen ... obwohl das etwas ist, womit ich mich nicht wohlfühle. Ich wurde als harter Schlagzeuger geboren (und ich gebe zu, dass dies nicht immer die beste Option ist). Für mich ist Drumming wie ein komplettes Geist-/Körper-Spiel. Ein konstantes Rätsel. Immer in der Zeit sein, immer in Bewegung sein, immer am Punkt sein. Den Groove zu spielen, der eingängig und smart ist, löst etwas aus, was wirklich tief ist und mich jeden Tag mehr verlangen lässt.

Bookies, du siehst das ähnlich, nehme ich an. Und der Bass definiert maßgeblich den Wüstensound, richtig? Wie schaffst du Variationen und den richtigen Groove in deinem schweren Sound?

Bookies: Sicher! Alle Basslines, die ich schreibe, sind von meinem Gitarrenhintergrund beeinflusst. Auf die Gitarre fokussiert und auf das Schlagzeug abgestimmt, versuche ich, mit dem Bass auch eher wie ein zweiter Gitarrist zu spielen.

Ich bringe es nicht übers Herz, nicht kurz auf das Vorgängeralbum "The Sun" einzugehen. Ich würde es jedem Rock and Stoner Fan empfehlen, da es meiner Meinung nach genauso großartig wie "Harmony Of Spheres" klingt. Spielt ihr noch Songs wie "Raindance" und "The Sun" live?

Alex: Klar tun wir das. Es ist natürlich, sich von bestimmten Tracks weg zu bewegen und regelmäßig zu ihnen zurückzukehren, aber die Tracks, die die Hürden der Zeit bestehen, sind diejenigen, die das Album schließlich definieren. "Raindance" und "The Sun" sind unter ihnen.

Euer erstes Album "Represent Victory Below Eye" aus dem Jahr 2011 enthielt anstsändige Lieder mit eingängigen Melodien. Lunas Stimme ist dort wie immer atemberaubend, aber ihr habt den eigenen PUTA VOLCANO Sound noch nicht gefunden. Was fühlt ihr, wenn ihr es euch heute anhört?

Alex: An jeder Aufnahme hängen schöne Erinnerungen. Unabhängig davon, ob es mit unserer gegenwärtigen Herangehensweise übereinstimmt oder nicht, wird es immer unsere erste Schöpfung sein.

Wurde das Debüt auf CD veröffentlicht oder nur als Download?

Alex: Es wurde in kleiner Stückzahl auf CD veröffentlicht und als Download.

Na, die CD dürfte dann heute schwer zu finden sein...

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt! Bitte besucht bald Deutschland und Österreich und alle umliegenden Länder! Und wenn ihr unter den Zuschauern dann eine total betrunkene Personen entdeckt, die wie wahnsinnig headbangt,  könnte ich es sein!

Puta Volcano: Wir freuen uns darauf, dich dort zu entdecken und mit dir zu trinken! Und hoffentlich wird es nicht allzu lange dauern. Vielen Dank!

 

Fotocredit (Titelbild): Christos Sarris


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