Interview: GODSLAVE - Mika

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... allerdings konnten wir ihn nicht davon überzeugen, im Studio eine blaue Latzhose und einen Strohhut zu tragen und beim Spielen auf einem Grashalm herumzukauen.

GODSLAVE haben vor kurzem mit "Reborn Again" ein veritables Scheibchen auf den Markt gebracht. Mit dem Bassisten Mika gibt es ein durchaus witziges und informatives Gespräch rund um die neue Platte.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Hallo Mika, erstmal danke, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. "Reborn Again!" ist ja jetzt schon eine Weile draußen, wie geht es euch damit?

Hallo Hannes, vielen Dank für das Interview! Wir sind sehr, sehr happy mit dem neuen Album. Die Reaktionen der Presse und vor allem der Fans sind wirklich großartig. Auch live scheint das neue Material sehr gut anzukommen, weshalb wir derzeit mit dem guten Gefühl unterwegs sind, bei dem Album alles richtig gemacht zu haben.

"Reborn Again" hat, wie ich meine, eine ordentliche Prise Power Metal intus. War das eine spontane Entwicklung oder habt ihr euch hingesetzt und gesagt 'So, das probieren wir jetzt so.'?

Melodische Refrains waren schon immer ein Markenzeichen von GODSLAVE, aber tatsächlich haben wir auf "Reborn Again" nochmal eine ganze Schippe draufgepackt. Das war aber weniger Kalkül als eher eine normale Entwicklung. Mit unserem neuen Gitarristen Manni und mir, sind neben Bernie zwei neue Leute am Songwriting beteiligt und sowas bringt immer neue Einflüsse in den Sound der Band, erst recht, wenn diese dann, sagen wir, Thrash-Metal-Quereinsteiger sind und musikalisch aus ganz anderen Ecken kommen. Manni ist ein großartiger Gitarrist und hat die meisten Songs des neuen Albums geschrieben. Das klingt dann zwar super, bringt uns auf der Bühne aber auch ganz schön in Stress, weil Bernie und ich uns an manchen Stellen ordentlich die Finger verknoten, haha!

Richtig super finde ich die Röhre von eurem Sänger Thommy. Der erinnert ja teilweise an den verstorbenen Andy "Henner" Allendörfer von SQUEALER.

Jetzt kassiere ich wohl Minuspunkte, wenn ich sage, dass ich SQUEALER nur vom Namen her kenne. Aber ich richte es Thommy gerne aus, hehe! In der Regel wird sein Gesang gerne mit dem von Blitz von OVERKILL verglichen, was für uns jetzt definitiv als Kompliment durchgeht. Thommy hatte nach "Into The Black" massive Stimmprobleme und war gezwungen, seinen Gesang zu verändern. Seitdem nimmt er richtigen Gesangsunterricht, um seine Stimme zu schulen und daher nimmt der melodische Teil in seinem Gesang auch etwas zu. Aber vom echten Goldkehlchen ist er zum Glück noch weit entfernt und seine aggressiven, hohen Shouts gefallen mir auf dem neuen Album mit am besten.

Die Lyrics auf "Reborn Again" handeln von Haltung und einer, sagen wir mal, positiven Fuck Off! Einstellung. Trotzdem scheinen euch gewisse Leute in der Szene ordentlich auf den Zeiger zu gehen.

Das ist völlig richtig, hahaha! Naja so schlimm ist es jetzt auch nicht, aber es hat sich tatsächlich ein wenig in die Songs eingeschlichen, besonders beim Hidden Track "Jetzt erst recht!" und auch im thematischen Doppelpack "To The Flame" und "Burn You All", wo es unterm Strich darum geht, auf die Dinge stolz zu sein, die man aus Überzeugung gemacht hat. Auch wenn dich einige dafür auf 'nen Scheiterhaufen packen würden. Es gibt leider eine kleine aber laute Minderheit in der Szene, die dir vorschreiben will, wie du deine Musik zu machen oder dich sonst zu verhalten hast. Das ist nicht weiter schlimm, aber manchmal etwas anstrengend und bei diesen Leuten ecken wir scheinbar gerne etwas an. Wir sind davon überzeugt, dass jeder einfach sein Leben so gestalten soll, wie er oder sie es für richtig hält, solange man niemanden schadet und sich selbst gut dabei fühlt. Klingt jetzt hippiemäßig, aber das ständige und vor allem wenig konstruktive Gemecker von Leuten, die meinen, es besser zu wissen, ist halt echt fehl am Platz. Deshalb gibt es besonders mit "Jetzt erst recht!" einen kleinen "Gruß aus der Küche", Hehe!

Ein weiterer Pluspunkt von "Reborn Again" sind die kleinen Überraschungen, die ihr in die Songs gepackt habt, ich sag jetzt mal "Instrumental Illness".

Ja, die Instrumental Tracks sind inzwischen auch so etwas wie eine Tradition bei uns. Wir versuchen uns da immer was Neues einfallen zu lassen, um die Leute zu überraschen. Wir hatten schon eine Hammond Orgel, auf dem letzten Album den Synthesizer-Techno Part und jetzt das Banjo. Das hat übrigens Mannis Vater eingespielt. Allerdings konnten wir ihn nicht davon überzeugen, im Studio eine blaue Latzhose und einen Strohhut zu tragen und beim Spielen auf einem Grashalm herumzukauen. Das hätte das Ganze optisch noch abgerundet, hahaha!

Wo habt ihr das Goldkehlchen auf "No Complaint" aufgetrieben?

Auch über Manni. Erstaunlich, wie viele Leute er rückblickend auf dem Album untergebracht hat, hehe! Die Sängerin heisst Laura und ist seine Freundin. Wir kannten sie schon länger und fanden ihren Gesang schon immer toll. Durch Manni hat sich der Weg zu ihr aber deutlich verkürzt, weshalb wir dann direkt die Chance ergriffen haben. Und wir sind auch wirklich froh, denn auch wenn "No Complaint" einer der Songs ist, die etwas aus dem Rahmen fallen, ist er aus unserer Sicht ein wirklich gelungener Abschluss des eigentlichen Albums, da "Jetzt erst recht!" ja als Hidden Track gedacht ist.

Intros und Outros bei Songs oder Platten finde ich immer lustig, besonders wenn sie ein wenig schräg sind. Wie kommt man auf Bud Spencer?

Bernie und ich sind sehr große Bud Spencer Fans. Wie viele andere in unserem Alter sind wir mit diesen Filmen aufgewachsen und die meisten davon kenne ich nahezu auswendig. Manche Zitate aus den Filmen haben sich ja regelrecht zu Running Gags entwickelt. Zum Beispiel die Szene aus "Vier Fäuste gegen Rio", in der Bud gefühlt hundert mal nach den "Kohl'n" fragt, ist einfach großartig. Wenn wir uns irgendwie Geld geliehen haben, fragen wir uns im gleichen Tonfall, was mit "de Kohl'n" ist und freuen uns wie dämlich darüber, haha, weshalb wir das als Outro für "Thrashed To The Max" genutzt haben. Genauso beim Intro: Der Ratschlag "Drehen muss er sich" von Bud an den verweichlichten Doppelgänger von Terence Hill im gleichen Film ist so herrlich übertrieben, dass diese  Szene einfach als Intro herhlaten musste, wenn der Song schon "Thrashed To The Max" heisst. Letztendlich hatten wir damit so viel Spaß, dass der Song und die Samples ja auch für das Motto unserer aktuellen "Backpfeifen-Tour" mit ERADICATOR gedient haben.

So, nun ein bisschen Bullshit: Ich habe mir ein bisschen euren Youtube Kanal angeschaut. Dass ihr auf STATUS QUO steht, ist ja mittlerweile bekannt. Aber wer ist der Jazzer in der Band?

Du meinst also, ich habe noch nicht genug Bullshit gelabert, hahaha? Also ich weiß wirklich nicht, wie du von unserem Youtube Kanal auf Jazz kommst. Vielleicht weil das Saxophon von "Careless Whisper" gerne mal in unseren Videos auftaucht, wenn es "sexy" wird? Sofern das bei uns überhaupt möglich ist, hehe! Aber davon abgesehen hast du bei mir einen Glückstreffer gelandet. Mein Vater hatte eine ordentliche Jazz Plattensammlung, mit vielen alten Klassikern von Glenn Miller, Charlie Parker, Acker Bilk und wie sie alle hießen. Und obwohl er selbst Gitarrist war, bekam ich zusätzlich zum klavierunterricht ab der dritten Klasse auch noch Klarinetten Unetrricht. Als Kind fand ich das ja noch ganz cool und hab dann ab der fünften klasse als Pimpf auch begeistert in der Schul-Jazzband mitgespielt. Aber vom Jazz ist es über Rock'n'Roll ja nicht weit zu härterer Rockmusik und Metal und so saß ich dann einige Zeit später als frischgebackener Metal Fan in meiner Jazz Band und habe meine Mitschüler über JUDAS PRIEST vollgelabert. was mir bei den Älteren dann ganz schnell den Spitznamen "K.K." eingehandelt hat, weil ich K.K. Downing am coolsten fand, ich bin denen damals bestimmt ordentlich auf die Nerven gegangen, hahaha! Von daher bin wohl der "Jazzer" in der Band, auch wenn ich heute mit Jazz nicht mehr viel am Hut habe, als eher nostalgische Erinnerungen. Nochmals vielen Dank für das Interview!


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