Interview: SOULDRINKER - Sängerin Iris Boanta

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Hier in der Band ist es völlig egal, ob du Frau oder Mann bist. Hast Du genug Eier, so passt du in die Band!

Zur Veröffentlichung ihres Albums "War Is Coming" haben wir Sängerin Iris von SOULDRINKER auf den Zahn gefühlt...

Veröffentlicht am 02.11.2017

Danke Iris, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wir wissen das sehr zu schätzen! Zuerst einmal Gratulation zu eurem quasi Debutalbum (außer den EPs) „War Is Coming“, es ist richtig hammermäßig geworden.
Hier einige Fragen:

Für alle, die Euch noch nicht kennen: bitte stelle dich und die Band vor und schildere Euren bisherigen Werdegang kurz.

Hi Walter. Ich danke Dir für das Interview und das Interesse an unserem Album, vor allem möchte ich die Blumen an meine SOULDRINKER-Jungs weitergeben! Wir sind Ende 2012/Anfang 2013 zusammengekommen, als sie (damals in der WATCH ME BLEED-Besetzung) auf der Suche nach einem Sänger/Sängerin waren für die mögliche Tour mit SERENITY März 2013. Kurzum: wir trafen uns, alles hat gepasst – musikalisch wie menschlich – und es war schnell klar: SOULDRINKER ist geboren!
Wir haben anders als üblich erst mit einer Europatour angefangen, zwischendurch zwei selbst produzierte EPs herausgebracht und erst einmal unzählige Shows gespielt. Endlich konnten wir uns letztes Jahr mehr von der nötigen Ruhe zum Songwriting gönnen und das Ergebnis erblickt am 3.11.2017 das Licht der Welt und hat einen Titel: „War Is Coming“.


Wie bist du gerade zu dieser Art von Musik gekommen und was sind deine Einflüsse?

Ich war schon immer Hardrock-infiziert! Die Einflüsse waren und sind sehr breit gefächert. Aufgewachsen mit jeder Menge 80er Sleaze Metal, bin ich zweifelsohne von Größen wie WHITESNAKE, SKID ROW usw. beeinflusst worden, aber da wäre die Liste sehr lang…

Wenn du die Wahl hättest, würdest du etwas anderes machen oder nochmal dasselbe?

Ich beziehe die Frage jetzt auf SOULDRINKER … deshalb: NEIN, ich würde jederzeit genau dasselbe machen, es war damals die einzig richtige Entscheidung mit dieser Hammertruppe loszuziehen!

Du singst ja in mehreren Bands. Welche sind das?

Wenn ich nicht mit meinen „Männern“ bei SOULDRINKER unterwegs bin, treibe ich mein Unwesen in der All-Female AC/DC-Tribute-Band SHE’S GOT BALLS.

Wie läuft das Songwriting in der Band ab?

Songwriting ist eigentlich für jeden Außenstehenden ziemlich langweilig. Man hat ein Riff, man entwickelt einen Song, schickt ihn rum, das ist eben wie bei fast allen Bands.
Wir haben das Album aber eigentlich fast zweimal geschrieben. Nachdem sechs Songs fertig waren, waren wir einfach nicht zufrieden mit den Songs. Wir hatten ein paar von ihnen live ausprobiert und merkten auch: Da muss noch mehr gehen. Also haben wir uns gefragt, ob wir nochmal alles von vorne machen auf der Grundlage der Songs, die wir haben. Und das hier ist dabei rausgekommen. Die Jungs sagen, dass ich obendrein auch ein extra „Talent“ habe. Ich höre einen Song, entwickle meine eigenen Ideen und wenn ich dann fertig bin, singe ich meine Idee im eigenen Studio ein. Kommt allerdings vor, dass ich dabei schon mal die vorherige Musik komplett ignoriere und ins Nirvana schicke! Das hat den Vorteil, dass ich meinen eigenen Input einbringe und fast immer wurde die Musik dann auf mich geändert, weil’s den Jungs auch gefallen hat. Diese Art der Zusammenarbeit ist einfach perfekt.

Die Resonanzen der Presse zu eurem Album sind, wie ich gesehen habe, überwiegend positiv. Was erwartet ihr euch von „War Is Coming“?

Die Weltherrschaft! ... Im Ernst: Wir freuen uns aber über jedes einzelne gute Review, wir lesen sie auch alle durch.
Natürlich erwartet man als Musiker, dass das eigene Werk bei den Fans, Presse und auch bei neuem Publikum super ankommt. Erwartungen zu haben ist also völlig normal, aber was allerdings dieses Album angeht, so sind wir in der Tat völlig überwältigt von den Resonanzen! Es gibt uns jetzt die Möglichkeit, Shows zu spielen und den Fans zu zeigen, dass wir uns weiterentwickelt haben. Wir hoffen, dass Ihr alle damit so viel Spaß habt wie wir.

Fotocredit: Jochen Martin


Welche Aktivitäten habt ihr in Hinblick auf Tour und weitere Alben geplant?

Wir arbeiten inzwischen mit ein paar Agenturen und befreundeten Bands zusammen, daher steht im Vordergrund zunächst das Livespielen. Da sind die ein oder anderen Sachen in Planung, aber nichts ist spruchreif. Macht ja auch keinen Sinn, hier Dinge zu veröffentlichen, die nur halbgar sind. Das haben wir mit dem Album nicht gemacht und werden das auch in Zukunft so halten. Schaut einfach immer mal wieder im Internet rein, wir halten Euch da auf alle Fälle auf dem Laufenden.
Wenn wir uns erstmal wieder live ausgetobt haben und unsere kreativen Batterien aufgeladen sind, wird sicherlich automatisch die eine oder andere Idee den Weg zum „next Album“ finden.

Ihr hattet ja schon mit vielen namhaften Bands Auftritte. Gab es da irgendwelche speziellen Highlights oder Tiefpunkte, welche dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Highlights sind eigentlich immer von den Fans abhängig. Und da gibt’s einfach zu viele Shows, bei denen wir zusammen mit den Fans gefeiert haben. Dafür kann man eigentlich nicht dankbar genug sein.
Die Tiefpunkte kommen meistens von irgendwelchen Bands, die gerne den Headliner hinter der Bühne statt auf der Bühne raushängen lassen. Wobei ich sagen muss, dass wir mit SOULDRINKER nur gute Erfahrungen gemacht haben.
Ein Beispiel: Wenn ich daran denke, dass wir mit MORBID ANGEL gespielt haben und dachten: Das ist eine Legende, wir sind Local Support. Die werden sich bestimmt was einfallen lassen. Aber nix... nada. Wir durften alles machen, was wir wollten. Zu guter Letzt war es sogar so, dass wir beim Change Over der Crew von MORBID ANGEL zur Hand gingen. Die Band hat sich dann auch nach der Show bei uns bedankt für die stressfreie Show. Hat man nicht oft.

Gibt es Bands mit denen du/ihr gerne auftreten oder auf Tour gehen würdest?

Klar! Wie lange haben wir hier Zeit? Spaß beiseite… wir lassen jetzt einfach mal alles auf uns zukommen und stehen auch allem offen gegenüber. Und solange man sich gut versteht, man gut zusammen arbeiten kann und auch die Clubs voll bekommt, ist mir jeder Headliner recht.

Fotocredit: Jochen Martin


Gibt es auch Locations oder Festivals wo ihr mal dabei sein möchtest?

Auch hier könnte ich anfangen, Namen wie Wacken, Bang Your Head, Summerbreeze und viele andere aufzuzählen und dennoch gilt: SOULDRINKER spielt immer und überall gern.

Welche Art von Medium bevorzugst du? CD, LP, digitaler Download etc...

Zum mal schnell irgendwo reinhören bediene ich mich der modernen Medien, vom Streaming bis hin zum digitalen Download. Das ist dann aber Musik, die mir nicht unbedingt zusagt, mich aber trotzdem im Augenblick interessiert. Das war’s dann aber. Zum wirklichen Hören von Musik mag ich persönlich LP am liebsten. Dabei ist der Sound nicht einmal der Grund, sondern eher die Tätigkeit, die Platte aufzulegen, das Knacken am Anfang zu genießen und dann das Album einfach zu hören, so, wie sich der Musiker oder die Band sich das gedacht haben. Die Möglichkeit, schnell mal zu skippen und einen Songs auf Knopfdruck einfach abzukürzen, hat wahrscheinlich auch einen Anteil daran, dass sich kaum noch Leute ein Album anhören, sondern sich nur noch im Eilverfahren durch die Songs hangeln. Dabei kann einfach keine Beziehung zur Musik mehr entstehen. Daher ist meine Meinung: Lieber ein Album im Laden klauen als streamen! (lacht)

Was war dein letztes Album, das du dir gekauft hast?

Das Album „Heavy Crown“ von LAST IN LINE

Eine ganz andere Frage: Man hört und liest ja sehr viel, dass es Frauen in männerorientierten Bands nicht immer leicht haben. Um einige Beispiele zu nennen, haben wir das bei den Sängerinnen von NIGHTWISH, XANDRIA oder LEAVES' EYES erlebt, wo diese dann urplötzlich ausgetauscht wurden! Wie ist dieses Verhältnis bei euch in der Band?

Andersrum! Die Jungs müssen aufpassen, dass sie nicht an die Luft gesetzt werden, hahahaha!!! Hier in der Band ist es völlig egal, ob du Frau oder Mann bist. Hast du genug Eier, so passt du in die Band. Ohne wird’s so oder so schwierig. Hier gibt’s eine ganz normale Jobverteilung und die muss abgearbeitet werden. Für Zickereien haben wir keine Zeit, auch wenn sie schon mal vorkommen können. Aber das passiert eben bei jedem mal. Wichtig ist, dass man nicht jedes Wort immer auf die Goldwaage legt. Schon deswegen, weil der Stresspegel bei Shows oder Songwriting eben immer hoch ist.
Der Zusammenhalt ist bei uns sehr hoch, das liegt wohl auch daran, dass wir schon einige Shows und eine Tour hinter uns haben, bevor wir das Album rausbringen.

Diese ganze „Austauscherei“ erinnert mich immer wieder an „Rockstar“, einen Film den ich mag, schon alleine wegen dem Soundtrack. So nach dem Motto „Altes Eisen wird gegen junge Frische ausgetauscht! Wie siehst du das?

Anmerkung Iris: Der Film zeigt nur einen Teil der Bandstrukturen, die möglich sind. Bei STEEL DRAGON ist es nun mal so, dass ein Teil der Band eben den Hut aufhat und der Sänger nur einen Job macht. Der wiederum kann sich in der Band nicht integrieren und brennt aufgrund körperlicher Anstrengung und fehlender kreativer Betätigung einfach aus. Aus Selbstschutz gibt er auf, wird aber nicht ausgetauscht.

Diese Situation ist heute bei großen Bands bestimmt noch gegeben. Aber man muss bei Bands, die das nicht hauptberuflich machen, einfach bedenken, dass man sehr viel geben muss, wenn man das machen will. Jeder hat einen Job und muss dann noch seine Freizeit zu einem erheblichen Teil opfern, wenn er es richtig machen will. Das muss man mögen, man muss ein Umfeld haben, das das mitträgt. Der Verdienst der Bands liegt sowieso bei Null. Ich kann verstehen, dass manche darauf irgendwann einfach keine Lust mehr haben. Und dann ist Streit natürlich nicht mehr weit und die Wege trennen sich. Das kann man eigentlich niemandem verübeln. SOULDRINKER ist eine festgewachsene Familie, das ist unser Clan und kein zusammengeführter Haufen aus einer Castingshow oder eine Interessengemeinschaft. Wir mussten für Live-Gigs auch schon unseren Basser Chris ersetzen, da er eine langwierige Entzündung in den Finger- und Handgelenken hatte: Dann hat eben eine gute Freundin von uns seinen Part auf der Bühne übernommen. Aber sein Platz in der Band stand nie zur Debatte… SOULDRINKER sind wir… daran rütteln wir nicht. Jeder hat seine Macken, jeder spinnt mal, aber dann ist der Rest zur Stelle und rückt ihm den Kopf gerade. Du würdest auch nicht eines deiner Kinder vor die Tür setzen, nur weil es mal schlecht drauf ist oder schlechte Noten bringt. Wie sagt man so schön: „Blood makes you related, loyality makes you family!!!“

Abschließend bitte ich dich ein paar Worte an unsere Leser zu richten.

Schaut regelmäßig auf unserer Website, Facebook usw. und kommt zu unseren Shows. Legt euch vor allem das Album, welches am 3.11. erscheint zu! Live wollen wir euch gerne mitsingen hören!
Wir sind eine Live-Band, selbst auch Fans von anderen und eine SOULDRINKER-Show mitzuerleben heißt: zusammen mit Freunden eine geile Party zu feiern!

Hier gehts zum Review von "War Is Coming".


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