Interview: KLABAUTAMANN - Florian Toyka

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Am Ende ist es einfach Musik, an der man sich erfreuen kann, und wer keinen Bock hat, kann was anderes hören.

FIorian Toyka von KLABAUTAMANN spricht in diesem lockeren Interview über das neue Album "Smaragd", die Bandgeschichte, den Bandnamen, Songwriting-Prozesse, den Bezug zum Black Metal, Gastmusiker, (un-)mögliche Liveauftritte und die Zukunft von KLABAUTAMANN und Co.

Veröffentlicht am 26.04.2017

Im Vorfeld des Auftritts von PILLORIAN, VALBORG, FÄULNIS und HARAKIRI FOR THE SKY im Explosiv (Graz) am 17.04.2017 (hier geht's zum Livereport!) hatte ich die Gelegenheit, mich mit Florian Toyka (VALBORG, KLABUATAMANN, ISLAND, WOBURN HOUSE) zu unterhalten. Im etwa 40-minütigen, lockeren und teilweise recht amüsanten Gespräch ging es vor allem um KLABAUTAMANN und deren neustes Album „Smaragd“, welches am 06.06.2017 über Zeitgeister Music erscheinen wird. Dabei beleuchteten wir unter anderem die Bandgeschichte, Diskussionen um den Bandnamen, Songwriting-Prozesse, krumme Takte, den Bezug zum Black Metal, Gastmusiker, (un-)mögliche Liveauftritte und die Zukunft von KLABAUTAUTAMANN, ISLAND und WOBURN HOUSE.

(Um den authentischen Gesprächscharakter zu wahren, wurde bei der Überarbeitung sprachlich nicht allzu viel geglättet.)

 

Hallo Florian! Es freut mich sehr, dass Du Dir vor dem Auftritt die Zeit genommen hast, mit mir ein wenig über KLABAUTAMANN allgemein sowie das neue Album „Smaragd“ zu sprechen.

Danke, freut mich auch, dass das klappt!

Ich hoffe, dass die Sprachaufzeichnung funktioniert, mache sowas zum ersten Mal, habe mich aber doppelt abgesichert.

Und sonst schreibste halt einfach irgendwas!

[lacht] Geht klar! Für die Leute, die noch nicht so viel von euch gehört haben, würde ich gerne mit der Bandgeschichte anfangen, bevor ich dann erst gegen Ende hin zum neuen Album komme. Es würde mich sehr interessieren, wie die Entwicklung mit KLABAUTAMANN generell so lief.

Tja, wir haben damals 1998 nen Song aufgenommen, zu zweit, mehr so aus Scheiß. Da wurde vom Meckenheimer Jugendrat (da kommen wir her, ist bei Bonn) so ein Sampler finanziert. Und da haben wir halt schnell ne Band gegründet, damit wir auch nen Song machen können. Aber das war eigentlich eher aus Quatsch. Im Hobbykeller vom Tim (Tim Steffens, Gitarre und Gesang; Anm. d. Autors) hab ich dann Schlagzeug gespielt und Gitarre und er auch Gitarre. Und als Text haben wir dann von so einem schwedischen Softdrink einfach die Zutaten genommen. Ja, dann haben wir halt noch ein Demo gemacht, das war aber textlich auch eher so in die Quatsch-Richtung. Aber dadurch sind wir irgendwie auf den Geschmack gekommen, haben ein zweites Demo gemacht, und dann halt irgendwann das Debüt. Damals hatten wir noch den Marlon (Marlon Drescher aka Wargrath, MALUS, Ex-ODIUM IMMORTALIS; Anm. d. Autors) als Session-Drummer, der hat auch irgendwann mal Session-Gesang gemacht. Und ab dem zweiten Album hatten wir den Patrick (Patrick Schroeder, u.a. OWN, Ex-VALBORG, ex-SLON; Anm. d. Autors) dann als Drummer. Zwar immer als Session-Drummer, aber dennoch eigentlich steady dabei.
Tja, was interessiert dich denn speziell bei der Bandgeschichte? Das sind ja jetzt doch schon fast 20 Jahre. Da weiß ich nicht so genau, wie ich dir das jetzt in drei Sätzen sagen soll! Also den Tim kenne ich halt seit der ersten Klasse. Wir sind in dieselbe Grundschulklasse gegangen und sind seitdem auch befreundet.

Ah, interessant, wenn man sich so lange kennt, dann entwickelt sich da ja auch eine gewisse Harmonie, ein Verständnis, was sich beim Musizieren sicher gut macht. Was mich bezüglich der Bandgeschichte noch interessiert: Der Patrick ist ja, wie Du sagst, nur Session-Drummer. Aber er verrichtet da ja ne wirklich respektable Arbeit, und mich beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit er da (scheinbar) die ganzen interessanten Takte spielt…

Ja, wir haben den manchmal schon n bisschen getriezt dazu. Aber der ist mittlerweile eigentlich vom Metal ziemlich weg. Der spielt bei OWL, hier von unserem VALBORG-Gitarristen (Christian Kolf, u.a. VALBORG, OWL, ISLAND, WOBURN HOUSE, ex-SKARAB; Anm. d. Autors), da spielt er meistens auch die Drums ein. Aber das sind dann echt immer so einmalige Aktionen, der übt keinen Metal mehr, schon lange nicht mehr, spielt dann eher so Stoner im Moment und hatte vorher so ein Einmann-Drum’n’Bass-Projekt mit echtem Schlagzeug…

War das nicht MONTY BATTLES oder so?

Ja, genau. Aber so richtig vom Metal-Film ist er weg, das ist dann immer großes Glück, wenn wir ihn wieder belabert kriegen, noch mal mit aufzunehmen, aber jetzt für das Album haben wir z. B. kein einziges Mal zusammen geprobt, das ging nicht mehr. Er hat dann Demos eingespielt, da ham wa dann gesagt: „Das und das is cool“ (eigentlich das meiste), und höchstens an ein, zwei Stellen: „Guck da nochmal nach was andrem“. Und haben das dann auch gleich aufgenommen.

Joa, Respekt!

Ja, das ist schon cool, aber ich merke auch, dass es besser ist, wenn man zusammen probt vorher. Also die „Merkur“ hatten wir recht intensiv geprobt, ich meine das zu hören. Ich glaub, wenn man da nicht so drin ist, fällt einem das nicht auf, aber sie Sachen sind irgendwie noch flüssiger.

Ja, vielleicht auch von den Übergängen schnell-langsam her, dass man die dann irgendwie fließender hinbekommt?

Ja, ich weiß gar nicht, wo genau ich das festmachen kann, aber jemand, der halt einmal die Woche so nen Kram spielt, der ist in nem anderen Film, als wenn du das nie spielst, mal die Demos machst, und dann sollst du es drei Monate später aufnehmen, blastest aber nie oder sowas. Das ist schon für den Aufnahme-Prozess n bisschen anstrengender. Also jetzt z. B. bei VALBORG proben wir zweimal die Woche, wir spielen live ein, und wenn wir aufnehmen, dann stellen wir halt Mikros hin und nehmen dann auf. Das ist überhaupt nicht so ne große Sache. Das ist schon ein Unterschied.

Okay, aber die Komplexität bei KLABAUTAMANN ist ja dann auch nochmal eine andere…

Ja, da würde ich auch nicht live aufnehmen wollen! [lacht]

[lacht]. Ja… Was noch recht wichtig ist, da das auch immer mal in Foren und sowas zur Diskussion steht: Es gibt ja irgendwie immer n bisschen die Bandnamen-Problematik, wobei einige dann so meinen: „Ne Black Metal-Band, die sich KLABAUTAMANN nennt? Da hör ich gleich gar nich rein“, und sowas halt. Da muss man gelegentlich mal etwas dagegen reden: „Ja, aber hör trotzdem mal rein!“.

Ja, das ehrt dich aber [lacht]. Ja, das kam eigentlich aus genau derselben Geschichte wie dieser erste Song. Wir hatten damals ne Band, auch in Meckenheim, die waren so zwei Klassen über uns, die haben sich MÄHDRESCHA genannt, also mit nem ‚a‘ am Ende. Das kam einfach dadurch. Ich weiß nicht mehr, wie wir auf KLABAUTAMANN kamen, aber da haben wir dann auch so ein ‚a‘ reingemacht statt ‚er‘. Keine Ahnung. Dann beim Debüt haben wir tatsächlich überlegt, ob wir uns jetzt nochmal umbenennen sollten, aber irgendwie… Klar, ist nur ein Name, aber du verbindest ja schon etwas damit. Und irgendwie hatten wa dann keinen Bock und haben uns gedacht: „Scheiß drauf!“ Klar, wenn ich jetzt von außen draufgucken würde, würd ich mir auch denken: „Oookay?!“ Aber wenn ich das jetzt höre, mit der Geschichte, dann denke ich halt an die Alben, denke an Mucke machen mit‘m Tim, joa, und da haben die Leute dann halt im Zweifel Pech gehabt! Den Amis fällt‘s wahrscheinlich nicht auf, das merken nur die Deutschen und Österreicher, dass es irgendwie komisch ist [lacht]. Ist mir letztlich egal, ehrlich gesagt. Aber klar, wären wir jetzt ne kommerzielle Band, wär das ne ziemlich bescheuerte Entscheidung gewesen, sich so zu nennen. Aber wir hatten dann auch irgendwann das Bandlogo, was wir schön fanden, und dachten halt: „Scheiß drauf.“ Und ne Band wie GRABNEBELFÜRSTEN, naja, das war ja vom Namen her auch irgendwie schräg, aber da muss man halt so offen sein und sich das reinziehen.

Wir hatten es damals mit unserem ersten Bandnamen auch nicht sooo sonderlich gut getroffen und uns dann letztlich umbenannt… [lacht]

Ja, ‚Valborg‘ ist irgendwie so ein Studenten-Sauf-Fest in Schweden, das wussten wir vorher auch nicht. War halt sehr lustig, als wir die ersten Schweden-Gigs da gespielt haben: „What’s with the name? What’s with the name??“.

[lacht]

Scheiß drauf.

Das ist dann höchstens beim googeln ein bisschen irritierend, wenn man dann auf sowas stößt…

Aber das findeste wenigstens!

Ja, das ist bei den ISLAND-Sachen besonders schwierig.

Ja, das ist scheiße, das findeste nicht.

Genau, such mal bei YouTube oder so nach dem Lied „Apex“ von ISLAND, da kommt man auf allen möglichen Schwachsinn, wenn man die beiden Begriffe eingibt…
Okay, wieder zur Sache: Mir ist bei KLABAUTAMANN immer besonders aufgefallen, dass einer von euch (oder auch beide) so ein gewisses Faible für krumme Takte hat, also 6/8, 5/4, 7/4 und so.

Ja, auf jeden Fall.

Die hört man ja dann doch sehr viel, was mir besonders gut gefällt, da mir Musik mit solchen Takten (auch unbewusst) besonders nahe geht. Ich find’s irgendwie lebensnäher, krumme Takte, seltsame Rhythmuswechsel drin zu haben, weil das dann das Leben auch besser repräsentiert als so ein 4/4-Takt. Würd mich mal interessieren, wie das bei euch beim Songwriting so zustande kommt.

Gute Frage, weiß ich jetzt gar nicht. Also ich stehe eigentlich schon ziemlich lange auf sowas. Also STING hat sowas schon gemacht in den 90ern, das war Popmusik, da waren dann 7/4 drin und so ein Kram, und später auch mal 11/8 und so. Ich fand das immer cool, aber kommt vielleicht auch ein bisschen durchs Schlagzeugspielen, da hat das nochmal was anderes, wenn du halt ne 7er-Figur spielst als 8tel und dann spielst du mit dem Fuß ne gerade, ne 4tel-Figur als 4tel, dann dreht sich das immer so rum, passt wieder zusammen, geht wieder auseinander… Das fühlt sich irgendwie cool an im Kopf, kann ich nicht genau sagen. Tja, und wieso wir das so gemacht haben? Ich weiß es gar nicht. Ist nichts Bewusstes oder sowas, glaube ich, haben uns nicht hingesetzt und gerade Sachen geschrieben und die dann krumm gemacht. Manchmal schreibste auch einfach ein Picking und merkst dann: Okay, das ist halt n Siebener. Und dann ist da so!

Wie läuft das generell bei euch so ab mit dem Songwriting-Prozess? Das hat sich sicher im Laufe der Zeit auch gewandelt, aber wer macht zum Beispiel was?

Das ist ganz unterschiedlich. Also beim ersten Album („Our Journey Through the Woods“, Anm. d. Autors) hat der Tim ziemlich viele Songs gebracht, aber auch immer nur eine Stimme, und ich hab dann die zweite gemacht. Ich glaub auf dem sind nur zwei Lieder von mir. Auf „Der Ort“ dann ein bisschen umgekehrt. Aber es ist eigentlich immer so gewesen, dass einer einen fast fertigen Song gebracht hat oder mehrere Riffs, und dann haben wir uns zu zweit halt hingesetzt und rumprobiert, zusammen arrangiert, neue Stimmen auskomponiert… Bei „Merkur“ war alles irgendwie ziemlich anstrengend, da hatten wir auch nen hohen Anspruch, glaub ich, und als die fertig aufgenommen war, haben wir uns dann erstmal dazu entschieden, es etwas einfacher und lockerer anzugehen. Und da hatte Tim halt so eine Handvoll Songs gemacht, die so verhältnismäßig primitiv und straight und auch einfach waren vom Arrangement her. Und ich hab das dann gehört und gemeint: „Ja, das ist cool, lass das auf jeden Fall nehmen, das hat auch KLABAUTAMANN-Flair. Dann spiel ich jetzt Bass für die Platte und fertig!“ Da hab ich dann nur ein paar Pickings ergänzt und der Rest stammt eigentlich von ihm. Und jetzt auf der neuen sind glaub ich drei von mir. Aber ist halt auch wieder so: Einer hat nen kompletten Song und der andere denkt sich noch was drüber aus. Aber wir proben jetzt auch nicht mehr zusammen. Für das Album haben wir uns – ich glaub 2012 oder so, weiß es echt nicht mehr – in den Osterferien getroffen und so ne Komponier-Session gemacht. Einfach eine Woche Ideen zusammen getragen, bisschen dran gearbeitet… Ja, aber jetzt keine regulären Proben mehr. Manche Songs hat Tim ganz alleine gemacht, einen hab ich ganz alleine gemacht…

Hm, okay. Dass es keine Proben mehr gibt, bedeutet wohl auch, dass man KLABAUTAMANN in näherer Zukunft nicht live sehen wird, oder?

Das würde ich kategorisch ausschließen, keine Chance.

Ja, schade. Aber das wäre auch sicherlich sehr, sehr aufwändig, aber gewiss auch sehr faszinierend.

Ich glaub, das wär unmöglich. Also ich müsste es mir selbst drauf schaffen, da ich eigentlich nur noch Schlagzeug spiele. Tja, und dann müssteste Session-Musiker zusammen kriegen, der Patrick würde mit Sicherheit nicht mitmachen. Nee, keinen Bock. Und dann ist es alles auch nicht gerade einfache Musik, wir haben ja ein paarmal live gespielt früher, fand ich zum Ende hin auch schon echt ätzend, weil du die ganze Zeit aufpassen musst, komplexen Kram spielen, das war für mich eigentlich nie so wirklich Livemusik. Klar, es war cool, das mal auf die Bühne zu bringen, hat auch Spaß gemacht, aber ich weiß nicht, das wär so ein Mega-Projekt. Und dann ist es zumindest teilweise noch Black Metal, das klingt live eh meistens scheiße. Nee, da spiele ich hier halt lieber so simplen Kram. KLABAUTAMANN ist keine Livemusik, meiner Meinung nach.

Ja, das meinte ich im Vorgespräch damit, dass die meisten Bands, die ich wirklich gerne mal live sehen würde, nicht live spielen – oder zumindest nicht hier.

Ja, da müssen wir uns leider einreihen, fürchte ich. Das wird nicht mehr passieren, das müsste der Tim alles allein machen, aber das halte ich auch für unwahrscheinlich, ist echt ne Mammutaufgabe. Aber es gibt ein Video online von Liveshows 2007 oder 2008, das ist ein bisschen zusammengeschnitten.

Seid ihr eigentlich selbstgelernte Musiker? (Florian verstand offenbar „selbständige“; Anm. d. Autors).

Nee, nee. Tim ist Informatiker, ich bin Biologe und jetzt bald Psychologe. Aber ich hatte immer viel Musik bei mir im Haus, weil meine Eltern recht musikalisch sind. Eigentlich spielt bei uns jeder ein Instrument. Ich glaub Tim hat irgendwann Klavierunterricht gehabt, aber eigentlich sind wir Autodidakten. Sind aber viele Leute, glaub ich.

Ja, auf jeden Fall…
Was mir noch aufgefallen ist: Es hatten ja viele Leute nach ner möglichen LP-Version von der "Smaragd" gefragt. Gibt es da irgendwas Neues?

Nein, ist halt so die Sache. LPs herzustellen ist teuer, dazu bräuchten wir halt echt n Label, die Bock haben, das zu machen. Ich hab mal so halb-motiviert auf Facebook gepostet, dass, wer Lust hat, sich melden kann. Aber ich bin da nicht mehr so motiviert, zig Labels abzuklappern. Man kann natürlich mal sehen, wie sich das jetzt verkauft, und dann mal gucken. Aber die „Smaragd“ ist halt leider auch zu lang, müsste gleich ne Doppel-LP werden, können wir nicht bezahlen. Studio war dann doch teuer, Artwork, Pressung, Digipack, das läppert sich ganz gut zusammen, da ist dann jetzt erstmal Ende. Vielleicht irgendwann später, da wären wir eh offen für, wenn da mal ein Label käme und sagte: „Wir haben Lust, Vinyl-Neuauflagen zu machen“. Sei das nun von der „Smaragd“ oder von irgendnem anderen Album, das ist auf jeden Fall immer ne schöne Sache, aber könnte ich nicht finanzieren.

Prophecy Productions hätte da nicht vielleicht auch Interesse? An VALBORG ja mittlerweile schon.

Keine Ahnung, da müssten die uns fragen, aber ich hab das jetzt auch nicht so forciert. Ich denke mal, dass die sich natürlich auch anschauen, was die Leute so machen, und eine Band, die nie live spielt und nur alle paar Jahre mal was veröffentlicht, das ist glaub ich nicht so attraktiv für die. Da müssten wir schon ziemlich gut verkaufen…

Dann hoff ich mal stark, dass das mit dem neuen Album klappt!

Ja, wird schon klappen, also die Unkosten holen wir schon wieder rein, und alles andere ist dann eh Bonus. Und vielleicht klappt es ja noch mit dem Vinyl, wer weiß. Grad wegen dem Artwork wäre das schön, das fände ich auch cool.  Obwohl… Selbst wenn, dann würde ich es ins Regal stellen, denn ich hab keinen Plattenspieler! [lacht] Wir haben dafür Poster gemacht, die sind auch schon fertig. Die werden wir bei allen Vorbestellungen dazulegen. Dann hat man wenigstens das Artwork in groß, das ist schon mal so der Kompromiss.

Ja, das Artwork ist dann auch nochmal was anderes als bei den anderen Alben, die mir eigentlich auch sehr gut gefielen. Beim neuen, da musste ich mich erst mal mit anfreunden…

Naja, die Musik ist ja ziemlich proggy, da kann man dazu auch so ein Artwork machen. Also ich denk, wer auf die Musik steht, den wird sowas wohl nicht abschrecken, und umgekehrt. Also ich bin super zufrieden damit, schon alleine deswegen, weil KLABAUTAMANN jetzt endlich mal ein Cover hat, wo es um Wasser und Meer geht. Das war ja schon komisch, dass wir das nie hatten. Und wirklich homogen waren die alle eh nicht, und mit Costin (Costin Chioreanu, Anm. d. Autors) wollte ich auch sehr gerne wieder was machen, da hat sich dann eins zum anderen gefügt.

Okay. Dann kommen wir auch schon ein bisschen in die Richtung vom neuen Album. Ein paar Sachen haben wir da zwischenzeitlich natürlich auch schon abgehakt.
Ich fand es spannend zu lesen, was für Gastmusiker denn alle dabei waren. Dein Bruder hat ja wieder die Blechblasinstrumente eingespielt…

Ja, bei ISLAND hatten wir den ja ein paarmal dabei, ich glaub sonst noch nicht.

Bei den Blechblasinstrumenten finde ich es sehr beeindruckend, wie gut sich das so in den Sound einfügt. Und auch bei den anderen Gastbeiträgen. Da habe ich bei den Ankündigungen auch überlegt, wie das dann wohl klingen mag (Anna Murphy – Hurdy-Gurdy, Gesang, Fredy Schnyder – Hammondorgel, Clemens Toyka – Posaune, Chester Gerritse und Ingo Kerstjens – Klargesang; Anm. d. Autors). Aber beim ersten Hördurchgang, wo ich meist eher aufs Ganze höre, sind mir die Passagen kaum aufgefallen, und ich hab mich gewundert, wo da nun Hurdy-Gurdy und Hammondorgel sowie Blechbläser waren.

Die Drehleier kommt ja nur bei einem Stück vor, ich weiß grad gar nicht…

„Murderers“, glaub ich.

Kann sein, hab ich grad nicht so ganz auf dem Schirm, aber da spielt sie ja ein Solo, das hört man ja ganz gut raus.

Ja, das ist mir beim zweiten Hören auch viel deutlicher aufgefallen, da hab ich dann auch spezieller drauf geachtet. Finde ich auch sehr angenehm, dass sich das so gut in den Sound einfügt, denn bei ELUVEITIE und so sind die Hurdy-Gurdy-Sachen ja doch etwas vordergründiger. Und das hätte nicht so ganz gepasst, finde ich.

Ja, die Band höre ich auch nicht, kenne ich auch nicht richtig, ist nicht so ganz meins, sag ich mal. Aber die Anna und Fredy, grad die beiden, die sind ja eh so ultrafit als Musiker… Ich weiß ja nicht, ob du NUCLEUS TORN kennst….

Doch, klar.

Also, echt, immer wieder, wenn ich da zufällig drauf stoße, bin ich so geflasht davon, was der Typ da gemacht hat! Und am Ende haben ja eigentlich die beiden zusammen den ganzen Kram geschrieben, also Anna und Fredy. Ultracool, super gute Musiker, da sind ELUVEITIE nur so 2% Komplexität und Können, was die Anna drauf hat.

Hat sie auch die Vocals bei „Frozen in Time“ gemacht?

Ja, genau.

Okay, ist auch sehr gelungen, so zerbrechlich von der Stimme her, das kommt echt gut rüber.
Und auch die anderen Klargesänge finde ich sehr gelungen, so introvertiert, von Chester Gerritse und…

Ja, Chester und Ingo

Und Thomas Hansen oder so?

Nee, der hat nur Texte geschrieben! Also Chester und Ingo sind zwei Holländer, die haben die Vocals gemacht.

Wie kam’s dazu? Sollte man die von irgendwo her kennen? Mir kamen sie nicht bekannt vor.

Nee, musst du auch nicht kennen. Das sind Kumpels vom Tim, einer ist auch schon ein recht langer Freund, ich glaub seit Mitte der 90er. Und die haben schon vorher mal zusammen was aufgenommen, und bei Tims Hochzeit haben wir zusammen MAIDEN-Songs gecovert, das war auch cool. Und ich glaub die haben immer mal, wenn irgendne Hochzeit anstand, zu der einer von den beiden eingeladen war, mit Tim, der ja so ein kleines Privatstudio hat, irgendwie ne Art Hochzeitssong produziert. Und dadurch kannte er dann deren cleane Stimmen. Das klingt dann zwar etwas anders auf Holländisch, und irgendwas Schnulziges, aber er wusste dann halt, dass die singen können, und hat das dann vorgeschlagen. Und ja, das fand ich ne gute Idee. Grad bei „Into Depression“ bin ich echt super zufrieden, was die da rausgeholt haben, hat sich also auf jeden Fall gelohnt, find ich.

Ja, finde ich auch echt lässig, das gibt dem Ganzen dann auch nochmal ne neue Komponente. Klargesänge waren ja bei der „Merkur“ mit Ausnahmen nicht wirklich dabei, da waren ja diese eher jazzigen Parts instrumental, und bei der neuen Scheibe geben die Klargesänge da ein interessantes neues Element ab. Aber auch bei den schnellen Parts, wie bei „Into Depression“, wo zu Anfang beim schnellen Part dann diese Gesangsharmonie kommt, die find ich auch wirklich gut.

Ja, die gefällt mir auch, aber auch bei dem cleanen Part. Die haben das wirklich richtig gut gemacht, damit bin ich echt sehr zufrieden!

Was ist denn so die allgemeine Thematik der „Smaragd“? Ich bin da noch nicht so hundertprozentig draus schlau geworden, aber ich hab die Texte auch nicht. Das meiste versteht man zwar auch so, aber dennoch… Das würde mich da mal interessieren. Bei der „Merkur“ kann man sich das ja noch eher herleiten mit Merkur als Symbol (dem „Merkurischen“, sozusagen) und als Planet, aber bei „Smaragd“ ist mir das jetzt noch nicht so wirklich klar.

Ja, kann ich dir leider auch gar nichts zu sagen, weil mich diese ganze Text-Abteilung immer relativ wenig interessiert hat. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich alle Texte gelesen habe, ehrlich gesagt. Da hat Tim sich drum gekümmert, da haben ein paar Leute zu beigetragen. Aber inhaltlich kann ich Dir da echt nix zu sagen! Kannste nur weiter dran rumdeuten!

Werde ich tun! [lacht] Diesmal haben dann also wieder mehrere Leute Texte beigetragen. Denn bei der „The Old Chamber“ hat ja die Maria Koch oder so alle Texte gemacht…

Ja, das ist Tims Frau… Heißt jetzt Steffens. Genau, die hatte da alle Texte gemacht, bei der „Merkur“ waren es auch wieder mehrere Leute, viel von Christian, das ist ja hier bei VALBORG der Gitarrist. Die Texte von ihm fand ich immer sehr gut, die waren immer so schön vieldeutig bzw. uneindeutig. Ja, aber sonst habe ich das relativ aus der Hand gegeben bzw. Tim hat sich drum gekümmert. Er hat sich jetzt für die Platte eh ziemlich viel gekümmert.

Wie kamt ihr dann darauf, das Album „Smaragd“ zu nennen?

Da kam ich irgendwie drauf, aber ehrlich gesagt, weiß ich auch schon nicht mehr genau, wie. Ich hatte ne Weile überlegt und bin dann bei Edelsteinen hängen geblieben. Keine Ahnung. Aber dann hatte ich auch ziemlich schnell die Vision von diesem Anglerfisch, der den Smaragd oder Edelstein hält. Ich hatte eigentlich noch ein paar andere Vorstellungen dazu, aber der Costin hat es jetzt halt so umgesetzt. Deswegen ist das jetzt eigentlich auch einerlei. Da steht nicht so viel dahinter, wie man denkt. Da können aber gerne alle irgendwas reininterpretieren.

Was ist bisher so das Feedback zur „Smaragd“?

Schwer zu sagen, also im Prinzip läuft ja die ganze Promo jetzt erst an, ich bin ja auch Anfang April mit VALBORG auf Tour gegangen. Ich glaub es gibt schon zwei, drei Reviews, aber da kann ich noch nichts zu sagen, gucke nicht ständig danach. Wenn, dann wird mir der Typ von der Promo-Agentur da etwas zukommen lassen. Wir haben ja jetzt das Video zu „Into Depression“ auf InvisibleOranges veröffentlicht, der fand’s cool. Die Resonanz dazu ist schon sehr gut. Ich hatte das ja auf Facebook gepostet, da sind natürlich die Leute, die eh Bock drauf haben… Ja, eigentlich gute Resonanz, ich denk mir auch, es wird gut ankommen, ist ja auf jeden Fall ein interessantes Album. Aber es ist eigentlich zu früh, die VÖ ist ja erst Anfang Juni, das wird jetzt wohl langsam so reinkleckern. [Christian Kolf nähert sich] Hi Coco! Das ist der Christian übrigens!

Ah, hallo, freut mich!

Christian Kolf.: Hallo, ihr macht ein Interview?

Ja.

C.K.: Kann ich da auch ne Frage stellen?
F.T.: Ich sag mal ja, oder?

Ja, klar.

C.K.: Geht’s um KLABAUTAMANN?

F.T.: Ja. War das die Frage?

C.K.: Äh, ja.

[lacht] Okay…

C.K.: KLABAUTAMANN, ihr seid ja bekannt für naturmystische Texte…

F.T.: Ahh, nach Texten hat er auch schon gefragt. Du hast die Texte doch geschrieben!

C.K.: Jaa, damals! [brummt noch etwas]

Joa, passt… Mich würde natürlich interessieren, was Dich generell zu solcher Musik inspiriert, oder den Tim. Was ist so der Grund dafür?

F.T.: Du machst ja selber Musik. Könntest du das beantworten?

In Bezug auf spezielle Sachen schon eher als generell, schätze ich.

F.T.: Ja, kann ich nämlich auch nicht beantworten. Es inspirieren halt die Sachen, die so um einen rum passieren und die man gerade erlebt und mit denen man vielleicht auch zu kämpfen hat. Aber unterm Strich ist es meist so, dass ich weiß, wir machen ne neue Platte, und ich hab Bock und setz mich hin und denk mir, ich schreib n Lied, und mal gucken, was dann dabei rauskommt. Das ist eigentlich immer eher unbewusst. Ich hab noch nie so Musik gemacht, dass ich jetzt irgendwas Konkretes verarbeiten will, oder gar will, dass es jetzt so oder so klingt, sondern da muss man einfach  laufen lassen, irgendwie. Zu Anfangstagen waren wir sicher so wald- und wiesenmäßig inspiriert. In der Nähe von unserem Örtchen gab es noch einen anderen Ort, und da hatten wir einen großen Wald mit einer Burgruine, da sind wir dann manchmal abends, nachdem wir geprobt hatten, noch mit dem Auto hingefahren, haben da nachts nen Spaziergang gemacht, und haben halt alte ULVER, EMPEROR, ENSLAVED, OPETH gehört. Dieses ganze Wald-Feeling hat uns damals sehr inspiriert, aber irgendwann entwächst man dem ja so ein bisschen.

Das sieht man ja auch sehr gut an den Titeln der ersten beiden Alben. „Our Journey….“ und so.

F.T.: Ja, viel zu plakativ. Könnte man auch anders machen, aber naja…

Ja, das ist ja dann häufig so eine Entwicklung, die man so drin hat, das kennt man ja.

F.T.: Ja, ist total in Ordnung, muss man auch alles nicht zu ernst nehmen, wie das manche Fans teilweise tun. Am Ende ist es einfach Musik, an der man sich erfreuen kann, und wer keinen Bock hat, kann was anderes hören.

Das mit dem Ernstnehmen ist ja vor allem im Black Metal recht problematisch, wo dann Leute drüber reden, was das sein darf und was nicht…

F.T.: Ich hab mit Black Metal wirklich überhaupt gar nichts am Hut. Das ist eigentlich n großer Kindergarten, wenn du mich fragst. Leute, die jetzt irgendwie mit Mitte 30 noch rumlaufen und ihren todernsten Black Metal-Film fahren, da kann ich echt überhaupt nichts mit anfangen. Ich will da echt niemanden verletzen, das muss auch jeder selber wissen, aber das Leben besteht doch aus mehr Sachen als solchen ultra-sturen, festgefahrenen Vorstellungen. Allein so gestern auf nem Festival zu sein, wo nur Metal-Leute rumlaufen, da krieg ich nen Anfall, das ist echt gar nichts für mich. Hab mir daher auch letztlich keine einzige Band angeguckt.

Ja, das ist bei mir auch weniger geworden. Ich les zwar ab und zu in ein paar Foren mit und schaue drauf, was da so rauskommt, aber im Endeffekt sind nur ein paar Bands übrig geblieben, die ich da noch regelmäßig höre.

F.T.: Es ist übrigens auch ein guter Nebeneffekt von unserm Bandnamen, dass man sich damit die Szenepolizei vom Leib hält: „Die sind eh scheiße, mit denen muss man sich auch nicht beschäftigen.“ Das ist schon ganz gut.

Ich würde euch jetzt auch nicht wirklich als Black Metal labeln… Am ehesten noch die „The Old Chamber“.

F.T.: Ja, ich mittlerweile auch nicht mehr. Aber da kommen wir halt her. Wir haben noch ein paar solcher Passagen drin und letztendlich haben wir damit angefangen. Ich weiß auch nicht, wie genau man das jetzt nennen soll. Wenn man es Progressive Metal nennt, dann denken Leute an DREAM THEATER oder so. Keine Ahnung, da muss ich mich zum Glück auch nicht selber drum kümmern [lacht].

Ja, das ist dann immer das Problem der Rezensenten. Ich mag die ganzen Genre-Bezeichnungen auch nicht so sonderlich, aber man kommt kaum drum rum.

F.T.: Letztlich muss es aber irgendwie sein, denn wie willste sonst jemandem sagen, dass es für einen geeignet sein könnte?

Allerdings… So, das war es nun auch mit den Punkten, die ich mir aufgeschrieben habe. Generell würd mich interessieren, was vielleicht noch mit ISLAND und WOBURN HOUSE wird. Vor allem ISLAND haben mir doch wirklich sehr gut gefallen, und da war ich doch etwas enttäuscht, dass dann 2015 oder so bekannt gegeben wurde, dass das Projekt erstmal auf Eis liege. Und bei WOBURN HOUSE ist es ja auch „on hold“…

F.T.: Jaja. Wobei das letzten Endes auch nur Sachen sind, die irgendwo stehen, auf metal-archives oder so… Wir sind halt mit VALBORG über-emsig, wir proben zweimal die Woche, wir haben jetzt die Tour, ne neue Platte. Ständig neue Platten, irgendwie ist immer was am Start. Und du merkst halt auch einfach… [Christian Kolf nähert sich wieder] Hier kommt grad eine Frage, was mit ISLAND und WOBURN HOUSE ist. Dachte, vielleicht interessiert dich das, denn es ist ja schön, wenn mal jemand danach fragt.

C.K.: Ja, was ist damit… Ein andermal, wenn der Flo und ich Zeit haben!

F.T.: Ja, ist halt einfach im Moment so, dass VALBORG das Hauptding ist, und wenn wir jetzt ein WOBURN HOUSE-Album machen wollten, dann müssten wir die Zeit bei VALBORG abknapsen, und da gibt’s grad echt keinen Behuf für. Aber könnte halt alles irgendwann nochmal passieren. Irgendwann haben wir vielleicht mal wieder Bock, und dann wird das halt von „on hold“ wieder auf „active“ gesetzt. Grad bei ISLAND haben wir das bekannt gegeben, weil wir doch länger an dem Album gearbeitet haben und die Leute haben gewartet, glaube ich. Da war das schon gut, mal zu sagen, dass das erstmal nicht kommt….

C.K.: Wir müssen jetzt übrigens aufbauen.

F.T.: Jetzt direkt?

C.K.: Ja, der Moritz hat gewunken. Weiß ja nicht, wie viele Fragen noch sind…

Das war eigentlich die letzte. Ich wollte nur nochmal fragen, was in der Zukunft so geplant ist bei KLABAUTAMANN und allgemein bei den Zeitgeistern.

F.T.: Der Christian hat ne neue OWL gemacht, die kann ich dir sehr ans Herz legen, supergeiles Album, kommt glaub ich im Herbst auf Temple of Torturous raus. Ja, ISLAND, WOBURN HOUSE erstmal nichts, bei KLABAUTAMANN weiß ich auch nicht, ob da jemals wieder etwas kommt. Es wäre mit der „Smaragd“ schon fast ähnlich wie mit dem ISLAND-Album gelaufen. Wenn der Tim sich da nicht so hintergeklemmt hätte und da super Gas gegeben hätte – er hat teilweise nen anderen Gitarristen geholt, der dann meinen Kram eingespielt hat –, dann wäre das auch in der Schublade gelandet. Bei ISLAND war das auch echt schade, aber irgendwann hat man da keinen Bock mehr, das liegt so lange rum. Bei VALBORG sind wir halt momentan immer heiß und machen neue Sachen. Der Tag hat halt leider nur 24 Stunden. Das wird mit dem Alter nicht besser! Gut, ich werd‘ dann auch mal rennen, heute sind vier Bands, da ist alles n bisschen eng.

Passt, ich danke dir vielmals für dieses Interview und wünsche Euch einen gelungenen Auftritt und eine gute weitere Tour!

F.T.: Danke, hat mich gefreut! Dir auch noch nen schönen Abend!


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