Interview: CROWORD - Lukas, Gabriel, Martin, Michael & Florian

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In diesem Album beleuchten wir nun das Sehnen, das Streben und das Suchen, und das in ganz verschiedenen Hinsichten.

Ein kleiner Plausch mit den österreichischen Newcomern von CROWORD über ihr im Juli erscheinendes Album, die Thematik ihrer Musik und das "Sehnen, Streben und Suchen"; ein Plausch, der beweist, dass es im Metal auch durchaus belesen zugehen kann.

Veröffentlicht am 02.03.2017

Für alle, die euch noch nicht kennen, stellt euch bitte vor, worum geht es bei CROWORD?

Lukas: Nun ja, also, Musik! Wir kennen uns, seit wir klein sind, wir kommen ja alle aus demselben Ort in der Obersteiermark, wir haben eigentlich alle unsere Wege gemacht und haben schon in der Jugend unsere Leidenschaft für Metal geteilt, und jetzt, nachdem wir alle studiert haben, sind wir, eigentlich zufällig, übereinander gestolpert und haben die Band gegründet. Wir spielen jetzt Melodic Death Metal mit einem sehr eigenen Mix und sehr eigenen Sound.

 

Habt ihr, bevor ihr das ganze Projekt CROWORD gestartet habt, schon Erfahrungen in der Metal-Szene gemacht?

 

Michael: Das ist relativ divers bei uns. Vor ewigen Zeiten hat es einmal die Band BALCHOTH gegeben, in der Martin und ich gespielt haben, was auch Melodic Death Metal der etwas härteren Schiene war. Das war bereits vor einigen Jahren.

 

Martin: Ja, ein erstes Herantasten an das Ganze könnte man sagen.

 

Lukas: Unser Gabe spielt auch bei PHI, das ist jetzt nicht unbedingt Metal, aber irgendwie doch „Progressive“ könnte man sagen, da spielt er schon seit einigen Jahren. Ich selbst war, bevor ich CROWORD gegründet habe, bei ZODIAC, die dann BLASPHEMIST hießen, die es aber auch nicht mehr gibt. Das war für mich auch sozusagen das erste Mal Songwriten, davon ist CROWORD jetzt mehr oder weniger die Weiterentwicklung.

 

Hattet ihr einen bestimmten Grund dafür, gerade Melodic Death Metal als euer „Sprachrohr“ zu wählen?

 

Gabriel: Die Musik taugt einfach jedem von uns, jeder hat unabhängig voneinander Musik aus diesem Genre gehört. Wenn wir uns jetzt zum Beispiel zusammensetzen und uns zusammen „unsere“ Musik reinziehen, dann sind wir uns glaub ich alle einig, dass das genial ist! Also, da kommen wir immer wieder auf die gleichen Dinge zurück.

 

Soweit ich weiß haben ja schon einer oder mehrere von euch Erfahrungen mit Jazz gemacht und ihr verbaut dies auch in eure Musik, inwiefern passiert das?

 

Lukas: Also mit Jazz haben sogar einige von uns Kontaktpunkte, Flo und ich haben Jazz studiert, Michi hat Jazz auch als Schwerpunkt gehabt und ich habe auch in der Komposition für CROWORD einfach ein bisschen reflektiert, was man bei Death Metal damit weiter im Klang und in der Tiefe „behirnen“ kann. Da war die Jazz-Harmonik der naheliegendste Einfluss, aber auch andere klassische Elemente waren für mich ein wichtiger Einfluss, als ich mit dem Komponieren für die Band begonnen habe.

 

Wenn wir schon bei Einflüssen sind, gibt es bestimmte Bands, die euch maßgeblich beeinflusst haben, bei denen ihr euch dachtet „So wollen wir auch einmal werden“?

 

Gabriel: Früher schon, aber diesem Alter sind wir jetzt ja schon eigentlich entwachsen.

 

Lukas: Unser Einfluss liegt zu einem großen Teil in der Göteborger-Szene, aber auch im finnischen Melodic Death Metal wie DIABLO oder INSOMNIUM. Das erste IN FLAMES-Album beispielsweise habe ich bekommen, als ich neun Jahre alt war, die anderen beiden höre ich schon, seit ich 13 oder 14 bin. Ich hab solche Musik einfach schon immer gerne gehört und natürlich hört man, dass ich diese Art von Musik selbst gerne höre, ich möchte aber niemanden nachahmen. Ich möchte viel eher sehen, was diese Bands beispielweise auslassen, wo sie ihre Schwerpunkte setzen und sehen, wo noch eine Niesche ist, in die CROWORD auch hineinpasst.

 

Könnt ihr etwas von eurem neuen Album erzählen?

 

Lukas: Unser neues Album wird „The Great Beyond“ heißen. Darin wird es darum gehen, dass man in seinem ganzen Leben eben nach irgendetwas strebt und keine Ahnung hat, was wirklich dahinter steckt.

 

Interessante Thematik. „Der Weg ist das Ziel“ könnte man sagen?

 

Lukas: Ja genau, so könnte man das sehen, und das Ziel ist dann im Endeffekt nicht das Beste.

 

Man merkt auch, wenn man sich eure Musik anhört, dass ihr, im Gegensatz zu anderen Genrevertretern, etwas anders seid, sowohl in Sachen Spielweise als auch bei den Lyrics. Deswegen würde mich interessieren, wie eure Songs entstehen, vor allem auch wegen eurem neuem Album!

 

Lukas: Nun ja, ich sitze im Zug und schreibe die Songs! So sind zumindest 50% dieses Albums entstanden, ich mache sehr viel davon auf Reisen. Die Musik ist zwar durchkomponiert, aber ich lasse sozusagen jedem dieser großartigen Musiker ihren Freiraum, damit sie die Noten, die ich schreibe, wirklich zur Musik formen. Das ist, glaube ich, wirklich das Geheimrezept von uns, ich könnte nie schreiben, was Gabriel am Schlagzeug spielt und ich bin auch ganz begeistert, welchen Input die beiden Gitarristen gebracht haben. Ich meine, die Musik wäre längst nicht so lebendig, wenn wir das nicht alle so hinformen würden. Würde einer der Herren hier fehlen, dann wäre die Musik einfach nicht dieselbe und ich denke, dass das das Wichtigste für die Nummern ist. Ich versuche immer wieder, Grenzen auszuloten, aber bislang habe ich noch keine wirklich überschritten.

 

Die Lyrics eurer Songs sind bei euch ja ein recht interessantes Thema: Ihr nehmt eure Thematiken ja mehr oder weniger aus der Literatur. Könnt ihr mir darüber etwas erzählen?

 

Lukas: Ja, eigentlich ausschließlich aus der Literatur, dabei aber sehr mannigfaltig. Wir haben da Aldous Huxley, wir haben Michael Ende dabei, wir haben aber auch Folke Tegetthoff dabei, wir haben Franz Kafka dabei, das ist ein bunter Mix. Wir haben uns jetzt für dieses Album den Spannungsbogen nicht danach gesucht, sozusagen denselben Stil der Literatur zu erwischen, sondern eher den Inhalt. In diesem Album beleuchten wir nun das Sehnen, das Streben und das Suchen, und das in ganz verschiedenen Hinsichten. Das war eigentlich wirklich eine konkrete Suche, also, welcher Text in diese Reihe passt.

 

Ihr sagt also, dass euer neues Album eine gewisse Thematik hat, nach der ihr euch eure Inspirationen zusammensucht?

 

Lukas: Am Anfang der Band war natürlich auch das Thema, dass wir so wenig wie möglich das ganze Death Metal-Kilschee aufgreifen, wir wollen nicht immer über das Gleiche schreiben. Wir haben am Anfang auch lange überlegt, es waren drei Songs musikalisch fertig, bevor der Text gekommen ist.

 

Gabriel: Das ist eigentlich in den meisten Fällen so gewesen.

 

Lukas: Genau, dass zuerst der Song da ist und der Text dann nachher gekommen ist. Wir kamen dabei dann eben auch auf Franz Kafka, ich weiß nicht mehr genau von wem das kam, und das hat sich dann eben weitergesponnen. Es gibt auch ein paar schwer aufzufindende Quellen, ich bin für einen Song in eine Bibliothek für Mittelalterliteratur gegangen und habe mir dabei auch Hilfe von einem Übersetzer gesucht, aber das hat sich alles sehr bezahlt gemacht. Es ist viel Arbeit, aber es macht sehr viel Spaß.

 

Verstehe ich vollkommen, ich kann mir aber auch vorstellen, dass das für jemanden, der nicht gerade Archivwissenschaften studiert, nicht gerade einfach ist.

 

Lukas: Es war eine sehr interessante Reise und bin gerade auf diesen Text besonders stolz. Das wird auch die Opener-Nummer für das neue Album, der Song heißt „A Crow's Word“, also eben der Titeltrack für die ganze Band, und es hat sich ausgezahlt.

 

In eurem neuen Album geht es also mehr oder weniger um die Sehnsucht an sich sagtet ihr?

 

Lukas: Es geht um das Sehnen, Suchen und Streben, das habe ich versucht in den Mittelpunkt zu stellen. Aber alldies hat ein undefiniertes Ziel, sprich, bei allem Suchen und Sehnen haben wir nach Texten gesucht, bei denen man nicht weiß, was man sucht, oder besser gesagt, was sich hinter der Suche versteckt. Sucht man die Liebe seines Lebens, findet sie und man heiratet sie, lebt das Leben mit ihr, dann stirbt einer der beiden trotzdem zuletzt. Sucht man das Leben nach dem Tod, dann findet man in Wahrheit vermutlich den Tod, ist auch nicht das Beste. Es endet im Großen und Ganzen eigentlich immer mit Sterben.

 

Gabriel: Wo wir dann wieder beim Klischee sind, aber wir haben's gut verpackt!

 

Könnt ihr mir für die Leser, die eure EP „Manifest of Mortal Sickness“ bereits gehört haben, sagen, ob oder inwiefern sich eure Musik weiterentwickelt hat?

 

Lukas: Die Nummer ist wieder auf dem Album drauf, das kann man als Erstes sagen! Ja, wir haben die EP auf dem Album übernommen, es ist aber alles deutlich schöner ausgefeilt.

 

Martin: Es war eben auch ein ganz anderer Produktionsaufwand als bei der EP.

 

Lukas: Es ist alles irrsinnig präzis gearbeitet. Der Schwerpunkt lag, da wir uns sehr viel Zeit lassen konnten, einfach darauf, sehr emotionsgelade Musik zu übermitteln, auf pingeligste Details zu achten, dass wirklich jeder Ton genau dort ist, wo er hingehört. Es kommen spannende neue Songs auf dem neuen Album und ich bin mir sicher, dass für jeden, der „Manifest of Mortal Sickness“ mochte, noch der ein oder andere Song dabei ist, der ihn auf dieselbe Weise mitreißt und ich bin mir auch ganz sicher, dass einige andere Aspekte auf dem Album die „Ohrlappen spitzen“ lassen.

 

Habt ihr auf dem Album einen persönlichen Lieblingssong, den ihr als „Highlight des Albums“ bezeichnet würdet?

 

Gabriel: Ich bin insgesamt mit dem Album sehr zufrieden, weil ich finde, dass es relativ rund geworden ist, und ich bin da eigentlich kritisch, weil es immer, wenn ich irgendetwas aufgenommen habe, etwas gegeben hat, bei dem ich fand, dass es eine Schwachstelle sei. Was eine bestimmte Nummer angeht, will ich mich eigentlich nicht festlegen.

 

Florian: Eine Lieblingsnummer? Das ist ganz verschieden. Wann man sich das Album anhört, würde ich vielleicht sagen, dass für mich „The Mountain“ extrem gut ist, und das auch live extrem gut zu spielen ist, genauso wie „Beyond Obsidian Gates“, das gefällt mir wirklich sehr.

 

Lukas: Für mich ist es „A Crow's Word“, die Nummer ist für mich das Highlight des Albums und ich bin gespannt, wie es den Leuten gefallen wird.

 

Martin: Ich kann mich da auch nicht für eine Nummer entscheiden, ich bin einfach so zufrieden mit dem ganzen Album, ich finde, es hört sich rund an, ich bin mit jeder Nummer glücklich, dementsprechend kann ich mich da nicht entscheiden.

 

Michael: Bei mir ist es immer noch „Manifest of Mortal Sickness“ und ich finde, dass auch die Akustiknummern sehr schön geworden sind.

 

Wie sehen eure Live-Entwicklungen aus? Gibt es in nächster Zeit größere Shows, über die ihr etwas zu erzählen habt?

 

Lukas: Es gibt am 18. März mit ESCAPE eine Show, der ganze Sommer hängt noch in der Schwebe. Wir haben vorausslichtlich im Juli den Release von „The Great Beyond“ und hoffen dann auf einigen Festivals zu spielen, fix ist da allerdings noch gar nichts. Wir haben auch im Herbst schon einiges in Planung, aber ebenfalls leider noch nichts Konkretes, wir sind aber fleißig am Buchen und schauen, wo wir Gigs bekommen.

 

Was war von euren Gigs euer bisheriges Highlight?

 

Lukas: Die erste Show im „wakuum“ in Graz, das war zusammen mit den italienischen Brutal Death Metalern von UNEARTH. Die Halle war damals ziemlich voll und es war einfach eine unglaublich gute Stimmung. In Graz hatten wir die Möglichkeit, mit der EP schon viele Leute zu erreichen und es gabe viele, die wirklich auf uns gewartet hatten. Das war einfach eine unglaublich schöne Show.

 

Michael: Es war ja eben auch so, dass wir teilweise jahrelang aus dem Metal-Genre draußen waren, wir hatten alle möglichen anderen Projekte und keiner von uns hatte in der österreichischen Metal-Szene noch wirklich Kontakte. Die einzigen, die mir jetzt noch einfallen würden, wären gute alte Freunde von mir, EREBOS. Deswegen war das für uns eben ein ziemlich guter Abend, weil wir so warmherzig empfangen wurden.

 

Lukas: Es waren viele alte Freunde da und wir haben dazu GUTS aus Graz kennengelernt, die jetzt schon sehr gute Freunde von uns sind. Ich hab mich auch riesig gefreut, die Jungs von NORICUM im Publikum zu sehen und auch ganz viele heimische Kollegen, die bei der Show dabei waren und sich das mal reingezogen haben. Wir haben durchwegs gute Rückmeldungen bekommen, was mich wirklich sehr gefreut hat.

 

Habt ihr noch irgendwelche abschließende Worte für die Leser?

 

Ladet gratis unsere EP herunter, kommt vorbei bei unseren Shows, haltet die Ohren steif und ich hoffe, dass das neue Album die Leute erreicht, die es erreichen soll!

 

 

Auf den Geschmack gekommen? Wenn ja, dann informiert euch in unsere Review zu "Manifest of Mortal Sickness" doch weiter über die Newcomer aus der schönen Steiermark!


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