Interview: WITCHCRAFT - Magnus Pelander

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Ich sehe Musik generell und schon gar nicht meine Musik in einem Genre verwurzelt. Es geht mir einzig und allein um Musik, die Power die dahintersteckt, über den ganzen anderen Scheiß kümmere ich mich herzlich wenig.

Stormbringer im Gespräch mit WITCHCRAFT-Ober-Egozentriker Magnus Pelander. Ein mehr als lesenswerter Exkurs mit einem der letzten wahren Musik-Genies unseres Erdballs.

Text: Reini
Veröffentlicht am 11.01.2016

Da bekommt man von der Plattenfirma einen Interviewtermin und erfährt schon im Vorfeld, dass Magnus Pelander, Mastermind von WITCHCRAFT, keine persönlichen Fragen und auch keine Fragen über die Vergangenheit der Band gestellt bekommen möchte. Gute Vorzeichen sehen anders aus. Natürlich ließ sich stormbringer.at nicht in ein derartiges Korsett zwängen, umschiffte die Vorgaben elegant und obgleich Magnus Pelander ein Egozentriker hoch Drei ist, kitzelten wir ihm schlussendlich dann doch etliche Fragen, die nicht ganz den Vorgaben entsprachen, aus der Nase.

Magnus, es sieht so aus, als ob diese drei bis vierjährigen Intervalle zwischen WITCHCRAFT-Alben zum Standard werden. Ist dies die Zeit, die du persönlich brauchst um qualitativ hochwertige Outputs zu verfassen?
Nein, über so einen Scheiß denke ich gar nicht nach. Bei mir läuft das eher nach dem Prinzip was passiert, das passiert einfach, egal wann. Ob das jetzt fünf Jahre dauert oder fünf Monate... okay, fünf Monate ist vielleicht zu wenig, aber ein Jahr, ich weiß nicht, darum kümmere ich mich auch gar nicht.

Das heißt die Zeit ist nicht das Problem, wenn dich die Muse küsst, könnten wir auch in einem Jahr mit einem neuen Album rechnen?
Yeah, exakt… möglich, dass ein Jahr vielleicht ein wenig zu optimistisch ist, ich mache ja wirklich alles alleine, aber wer weiß.

Wenn man das Artwork von „Nucleus“ betrachtet, so fiel mir auf, dass es auf den ersten Blick eher unspektakulär aussieht, nimmt man sich aber eine gewisse Zeit, dann offenbart sich erst diese geniale Magie, die dahinter steckt. Wer hatte denn die Idee zu diesem Cover?
Ja die Idee stammt von mir. Es ist verdammt hart ein passendes Artwork zu finden, daher halte ich quasi permanent meine Augen offen und versuche was Adäquates zu finden. Dann fand ich dieses Bild, das ein US-Amerikaner namens Andy entworfen hatte. Er hat es zwar schon für was anderes verwendet, gab mir aber dennoch die Freigabe es als Cover zu verwenden.

Jetzt hast du mit Rage und Tobias wieder zwei neue Mitstreiter, WITCHCRAFT sind jetzt ja auch zum ersten Mal lediglich zu dritt, das bedeutet aber auch, du bist nun wieder für die Gitarren verantwortlich und zwar auch live.
Umm well – das ist wieder so ein "was passiert, passiert eben". Ich will einfach Alben aufnehmen und mir dazu passende Leute suchen, mit den beiden stimmt irgendwie die Wellenlänge, Kommunikation ist der Key-Faktor, wenn man ein Projekt vorantreiben möchte. Nebenbei sind die beiden wirklich fantastische Musiker.

Könnte das eine längere Zusammenarbeit bedeuten? Könnte sogar so etwas wie ein Bandfeeling bei WITCHCRAFT aufkommen?
No, wir sind keine Band, WITCHCRAFT ist eine One-Man-Show, meine Band und ich werde mir immer neue Musiker suchen, mit denen ich projektbezogen zusammenarbeiten werde.

Liegt da möglicherweise auch der Grund dafür, dass ihr auf allen Promo-Fotos diese Masken trägt?
Yeah, das wollte ich übrigens schon seit Jahren machen, es ist halt erst jetzt passiert.

Werdet ihr die Masken auch live benutzen?
Das möchte ich jetzt gar nicht verraten, ich bin eher der Typ, der vorab nicht zu viel verrät, es soll eine Überraschung werden.

Auf der ersten Single vom Album ist die B-Seite des NIRVANA-Covers zu „Even In His Youth“ vertreten. Auch wieder so typisch WITCHCRAFT würde ich sagen, der Track war auf der Rückseite der "Smells Like Teen Spirit"-Single und ich bin mir sicher, gerade so einen eher unbekannten Song wolltest du als Cover-Version hernehmen.
Könnte man so sagen, wobei ich mag ja alle NIRVANA-Alben, meine richtigen Favoriten sind aber alle Songs, die vor „Nevermind“ erschienen sind, obwohl „Nevermind“ ein fantastisches Album geworden ist.

Produziert hast du gemeinsam mit Philip Gabriel Saxin und Anton Sundell und ich muss sagen, diese "Down-To-Earth"- Produktion hat immense Reize - sie klingt heavy, klar und natürlich.
Da kann ich dir zustimmen, bis auf den klaren Sound, den höre ich gar nicht. Ich finde, es fängt sowohl die Stimmung aus unserem Proberaum, als auch jene, die wir live rüberbringen, sehr gut ein. Intensiv, roh - ich weiß zwar nicht wirklich viel über die technischen Geschichten die da in einem Studio so abgehen, aber ich weiß welches Equipment ich verwenden möchte und ich weiß auch ganz genau, welche Atmosphäre ich rüberbringen will. Und ich bin der Meinung, genau das ist uns diesmal wirklich gut gelungen.


Photo by: Philip Saxin | Editing by: Ragnar Widerber

Habt ihr beides, analoge und digitale Aufnahmetechniken, verwendet oder lief das komplett analog ab?
Es war eine Kombination, du findest hier in Örebro wahrscheinlich gar kein Studio mehr, das ausschließlich analoges Equipment hat. Viel wichtiger ist aber, dass du vom Herzen heraus spielst und den „fucking Flow“ zum Laufen bringst. (Anm.: Bei dieser Meldung kam dem Herrn Pelander doch glatt ein Lacher aus... unglaublich!)

Auch wenn Nuclear Blast, deine Plattenfirma, in seinem Promotion-Text darauf hinweist, dass WITCHCRAFT heutzutage irgendwo zwischen Rock, Doom und Ambient-Musik anzusiedeln sind, bin ich mir doch sicher, dass gerade der Doom für dich persönlich sehr, sehr wichtig ist.
Eigentlich ist es genau andersrum. Ich sehe Musik generell und schon gar nicht meine Musik in einem Genre verwurzelt. Es geht mir einzig und allein um Musik, die Power die dahinter steckt, über den ganzen anderen Scheiß kümmere ich mich herzlich wenig, das ist mir zu bizarr. Obwohl ich es natürlich verstehe, man muss Bands irgendwie charakterisieren, den Leuten nahebringen, um welche Musik es sich da dreht, aber als Künstler, gerade im Entstehungsprozess, da denkt man über so etwas überhaupt nicht nach.

Ich hab ein wenig dein Facebook-Profil durchforstet und fand ein paar wirklich merkwürdige Einträge wie zum Beispiel „Expect Nothing, Desire Everything. Rock'n'Roll Is Dead“, oder „Be Strong And Creative. Rock'n'Roll Is Dead“. Ist der Rock'n'Roll deiner Meinung nach wirklich tot?
Ähm, yeah.

Wirklich?
Ja. (lacht)

Warum?
Möglicherweise weil ich noch nie auf einem MOTÖRHEAD-Konzert war. (Anm. Das Interview wurde am 9. Dezember 2015 geführt!)

Das bedeutet aber, du sagst "Rock'n'Roll Is Dead", hast aber keine Erklärung dafür?
Wir wissen ja gar nicht, wer das auf dem Facebook-Profil geschrieben hat und werden es wohl auch nie herausfinden.

Okay, das lasse ich dann mal so stehen, Danke Magnus für das Interview und auch danke für „Nucleus“, das erste Highlight im Jahr 2016!
Danke dir auch und ich muss noch sagen, ich bin dir dankbar, dass dir meine Musik gefällt, das bedeutet mir wirklich ungemein viel!


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