Interview: AMANDAS NADEL - Amandas

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Für mich ist die Nadel die unterschätzte Waffe des scheinbar Machtlosen.

AMANDAS NADEL sticht bei Stormbringer! Wir plauderten mit dem Mann hinter AMANDAS NADEL über das Album und seine vielfältige Thematik.

Veröffentlicht am 22.10.2015

Hi! Zuallererst muss ich dir natürlich gleich einmal mit den üblichen Standardfragen auf die Nerven gehen... so zum Beispiel wie dein Künstlername, der ja auch gleichzeitig dieses Projekt bezeichnet entstanden ist? Gibt es da eine spezielle Bedeutung?

Ahoi! Naja, da habe ich ein paar Gedanken eingebaut. Einerseits ist Amandas die von mir kreierte männliche Form von Amanda. Gefiel mir. Andererseits ist es auch ein Wortspiel. Die Nadel wiederum ist in meinen Augen ein interessantes Objekt, dem besonders die chinesische Medizin und Kultur besondere Wirkungen zuschreiben. Nadeln tun weh, abgesehen von ihrer offensichtlichen Gebrauchsform, dass man damit Stoffe miteinander verbinden kann etc.
Für mich ist die Nadel die unterschätzte Waffe des scheinbar Machtlosen. Um die Analogie zum Moskito zu verwenden. „Versuch eine Nacht mit einem Moskito in deinem Zimmer zu schlafen und Du wirst erkennen wozu er fähig ist.“ Das selbe trifft auf die Nadel zu. Sie ist ein Synonym für meine Unangepasstheit.

Nebst dir selbst hast du ja auch eine kleine Band und auch eine weibliche Vokalistin mit an Bord - wie bist du auf deine Mitmusiker gestoßen? War die Suche nach geeigneten Musikern schwierig, oder hat es sich ergeben?

Ja, Betti Stewart singt zweite Stimme. Also vorweg, wie jeder Musiker weiß, ist Musikersuche geich schwierig wie den richtigen Partner zu finden. Es ist nervenaufreibend und ein Geduldsspiel.
Thomas Pfaller, mein Bassist, war allerdings der erste, den ich für meine Musik gewinnen konnte.
Mit ihm hab ich schon in anderen Bands gespielt.

Könntest du für die Leser die sich unter dem Sound von AMANDAS NADEL noch nichts vorstellen können die Eckpfeiler des von dir selbst definierten Genres "Dark Overdrive - Neue Deutsche Härte, neu interpretiert" kurz erläutern?

Ich weiß, manche haben ein Problem damit, wenn Musiker ihre Musik selbst definieren, aber in meinem Fall war das einfach notwendig. Das riffhafte in meinen Songs ist oft NDH-inspiriert, wobei ich nicht wie neun von zehn NDH-Bands nach RAMMSTEIN-Kopie klingen will. Andererseits ist der Deutschrock-Ansatz sehr stark, wobei ich keinen klassischen Deutschrock mache. Hört man neun von zehn Deutschrock-Bands, hört man die TOTEN HOSEN mit anderen Namen. Grölgesang mit Punkgitarre. Sage ich ganz wertungsfrei.
All diese Bezeichnungen waren mir nicht konkret genug. Daher habe ich den Begriff „Dark Overdrive“ kreiert. Es ist schon quasi NDH bzw. Deutschrock, aber eben anders. Eben so wie nur ich ihn mache. Neu definiert eben. Da mag sich jeder seinen eigenen Kopf drüber machen. Mir schien's so am Sinnvollsten.

Zum generellen Sound des Albums, der sehr professionell klingt - was hast du hier alles selbst gemacht, und wofür hast du dir dann doch Unterstützung geholt?

Danke. Höre ich gerne. Unterstützung habe ich mir von Klemens Mayerhofer von Masterstation Vienna geholt, der die Drums recorded hat und mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist. Gemixt und gemastert habe ich selbst. Eigentlich ist das Album vom Songwriting über Arrangement bis zum Mastering durch meine Hand entstanden. Wobei meine Mitmusiker teilweise auch am Arrangement mitgewirkt haben.

AMANDAS NADEL "Sticht" - als Wortspiel fast zu platt, oder steckt da eine Allegorie dahinter, da sich das Muster ja sowohl in deinem Künstlernamen findet, als auch sich im Cover des Albums, und mehr oder minder auch thematisch (Vampire "stechen" ja eigentlich auch mehr als sie beißen) fortsetzt?

Danke, dass du das Albumcover ansprichst.  Klar, ist es auch ein Wortspiel, aber… der rote Faden, der sich durchs ganze Album zieht ist der, dass alle Songs mehr oder weniger aus meiner Sicht Songs sind, die etwas Schmerzhaftes bzw. etwas, was man gerne vermeiden würde, umschreiben. Sei es „Männertränen“ oder „Mein Herz sagt“. Selbst „Fritz, die Maus“, das eine Metapher ist für Leute, die ihrer Drogensucht verfallen sind, ist KEIN Fun-Song. Auch die "Grinsekatze" hat einen ernsten Hintergrund. Da geht's um Selbsterkenntnis, verpackt in ein Märchen. Wie oft Märchen einen tiefen Hintergrund haben. Selbsterkenntnis ist eben meist schmerzhaft. Die Songs auf dem Album beschreiben also alle Dinge, die im Herzen stechen, die unangenehm sind. So ist das Leben – es sticht in unser Herz. Daher „Sticht“. Der Titel war ganz bewusst so gewählt. Und nur bei oberflächlicher Betrachtung „plattitüdenhaft“.

Du hast dir ja als Studio- und Livemusiker schon einen Namen gemacht - warst du mit AMANDAS NADEL schon einmal auf der Bühne, oder hast du vor AMANDAS NADEL in absehbarer Zeit auch auf die Bühne zu bringen?

Klar. Ich habe schon etliche Male gespielt. Momentan stehen Konzerte in  Graz (24.10.), Wien (25.10.),  Amsterdam (13.11.) und Hamburg (14.11.) an. Weitere sind in Planung.

In deinen Songs verarbeitest du viele Muster aus Geschichten wie zB "Alice im Wunderland" bei "Grinsekatze" oder auch den Vampir-Mythos in "Vampir". Ziehst du viel Inspiration aus Geschichten/aus der Literatur für deine Songs?

Ich ziehe Inspiration prinzipiell aus allem was mich „anspringt“, was meine Aufmerksamkeit erregt. Da gibt es kein Muster. Zu „Vampir“: Der Song hat eine lange Entstehungsgeschichte. Ursprünglich habe ich einen Song namens „Vampire“ auf Englisch für ein Mädchen geschrieben, das ich vor mehr als 13 Jahren gekannt habe. Der Song ist lange in der Schublade verrottet, bis ich ihn wiederentdeckt und einen komplett neuen deutschen Text dafür geschrieben habe. Ich habe in Analyse der schwarzen Szene festgestellt, dass es tatsächlich, vor allem weibliches Publikum gibt, das im ganzen Wust von romantischem „Twilight“-Blabla, tatsächlich auf die „Erlösung“ durch einen Vampir hofft. Menschen, die sich erstaunlich beharrlich in dieser Traumwelt verstecken.
Daraus wurde dann mein Vampir, der ein Erlöser ist „Ich bin Dein Retter aus dem Alltagsgrau...“, quasi „ich bin die Erfüllung deiner pubertär-depressiven Träume vom grenzen- und leidlosen Leben.“
Man darf mir durchaus zutrauen, dass meine Texte weitaus tiefgründiger sind, als sie bei oberflächlicher Betrachtung scheinen. Man kann die Tiefe eines Sees auch erst wirklich beurteilen, wenn man mal am Grund war.

Kann es sein, dass du ab und an auch einige musikalische Querverweise auf ältere Schlager-Gassenhauer eingebaut hast? Zumindest beschleicht mich häufig das Gefühl...

Nein. Was aus mir raus kommt, kommt aus mir raus. Das kann eventuell bereits Vorhandenem im einen oder anderen Detail ähneln, ist aber nicht meine Absicht. Ich kopiere nicht. Zumindest nicht bewusst.

Mit "Männertränen" hast du auch einen sehr tiefsinnigen, nachdenklichen Song auf dem Album, wo ich automatisch immer an eine Mischung aus GRÖNEMEYER und FENDRICH denken muss, da diese mit ähnlichen Songs aufwarten können. Verarbeitest du hier eigene Erfahrungen, oder was hat dich zu diesem Titel angestoßen?

Weder GRÖNEMEYER noch FENDRICH gehören zu meiner Inspiration. Soweit ich weiß hat GRÖNEMEYER über Männer im Allgemeinen gesungen. Ich habe mich aber, da ich schon während meines Medizinstudiums großes Interesse an Psychiatrie hatte, mit einer gewissen Trauer-Bewältigung, wie sie meist Männern zu eigen ist, beschäftigt. Zwei komplett verschiedene paar Schuhe, die wirklich nichts miteinander zu tun haben. Die einzige Gemeinsamkeit ist in Wirklichkeit, dass es um Männer geht. So what?

Gibt es abgesehen von den obig erwähnten, noch weitere spezielle Themen auf denen deine Songs fußen, und die wir hier noch nicht erwähnt haben?

Selbsterkenntnis ist ein wesentliches Thema, das immer wieder vorkommt. Siehe „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ oder „Wie Du willst“ oder „Grinsekatze“. Nur wer sich selbst kennt ist laut dem antiken Orakel von Delphi berechtigt, in den Tempel der göttlichen Weisheit einzutreten. Zumindest stand das am Eingang zum Tempel des Orakels „Erkenne Dich selbst und dann tritt ein.“
Der Weg zur Erleuchtung führt zunächst über das Erkennen des Ichs, über dessen Überwindung, zum Du.
Ein spannendes Thema.

Zuletzt - was sind deine Ziele mit AMANDAS NADEL - siehst du es eher als Nebenprojekt das vorrangig Spaß machen soll, oder strebst du ein ordentliches Durchstarten an?

Momentan fließt alle meine Energie da rein und ich denke, dass sich da in absehbarer Zeit wenig verändern wird.

Gibt es noch ein paar Worte, die du an unsere Leser richten möchtest?

Klassisch! (lacht)  Liebe Leute, schaut auf Facebook rein! Besucht die Webseite! Auf YouTube wartet eine Menge AMANDAS NADEL-Content! Und macht euch euer eigenes Bild! Danke und viel Spaß!

Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview und viel Erfolg!


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