Interview: Ghost - Nameless Ghoul

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Ich gebe unseren Fans höchstens den Rat, nicht auf andere sogenannte Fans zu hören. Ich weiß aus meiner eigenen Jugend, die Fans des extremen Metal sind sehr urteilend und bewertend.

Im Zuge der Veröffentlichung des neuen Longplayers "Meliora" stand GHOST für Interviews zur Verfügung. Einer der Nameless Ghouls plauderte mit Stormbringer über ABBA, Kinder, Burger und Fans.

Text: Suzy
Veröffentlicht am 17.08.2015

Die namenlosen Mitstreiter rund um den frisch ernannten Papa Emeritus III. der Band GHOST sind gar nicht so redefaul wie man annehmen mag, schaut man sich ihre Masken an. Strombringer konnte mit einem der Nameless Ghouls (der sich als „der Lead Guitarist der Band“ vorstellte) ein Interview führen.

Stormbringer: Euer Sound ist schwer beeinflusst von 60er- und 70er-Jahre Heavy-Metal-Bands. Ist das die Musik, mit der ihr aufgewachsen seid?

Nameless Ghoul: Ja, schon. Ich bin in den 80ern aufgewachsen und meine Eltern hörten viel alte, aber auch zeitgenössische Musik. Es war für mich komplett logisch, KISS, RAMONES, THE DOORS und GRATEFUL DEAD zu hören.
Mittlerweile höre ich gerne Black Metal, aber auch Popmusik.

Stormbringer: Würdest du sagen, dass GHOST auch von ABBA beeinflusst wurden? Euer Sound ist hart, aber auch poppig.

Nameless Ghoul: Natürlich wurden wir auch von ABBA beeinflusst. Die standen 20 Jahre lang im Rampenlicht, jeder kannte sie. Ich bin auch mit ihrer Musik aufgewachsen, ABBA hörte man immer im Radio. Früher wurde man eher ausgelacht, wenn man ABBA hörte, aber mittlerweile haben die Menschen verstanden, dass sie gerade für uns Skandinavier die Tür weit aufgestoßen haben.
ABBA hat uns insofern beeinflusst, dass GHOST dasselbe Auge für Details hat. Heutzutage ist die Metalmusik so generisch, so gleichgeschalten. Wir wollten das noch nie, sondern wollten eher so ein Album machen wie ABBA oder auch BLACK SABBATH… dazu fällt mir ein Zitat von Pete Townshend (THE WHO) ein, der mal sagte, dass THE WHO Alben machen wollten, auf denen zehn verschiedene Singles drauf sind, die alle unterschiedlich klingen.

Stormbringer: Das ist euch mit "Meliora" auf jeden Fall gelungen.

Nameless Ghoul: Danke!

Stormbringer: Euer neues Musikvideo für „Cirice“ zeigt euch als Kinder bei einem Talentwettbewerb. Mit dem Mädchen, das mitspielt, habt ihr euch euren persönlichen "Carrie"-Moment geschaffen.

Nameless Ghoul: Da kamen zwei verschiedene Elemente zusammen. Auf der einen Seite hatten wir die Idee mit dem Kinder-Video. Auf der anderen Seite wollten wir diese magische Verbindung zeigen, die GHOST mit den Fans bei einem Liveauftritt haben. Was passiert also zwischen dem Kinder-Papa und dem Mädchen? Sie tauschen Energie aus. Und zack! - schon hast du den "Carrie"-Moment, den du ansprichst. Das war eher unbeabsichtigt als ausgeklügelt, aber fügt sich gut in das Konzept ein.

Stormbringer: In einem Interview mit dem "Rolling Stone"-Magazin hast du gesagt, dass euch Papa Emeritus III. vom Klerus gegeben wurde. Verhält sich das auch so mit den Lyrics? Werden die euch vom Klerus vorgegeben oder schreibt ihr die selbst?

Nameless Ghoul: Die Lyrics und die Musik schreiben wir als Band gemeinsam.

Stormbringer: Und haben die Lyrics eine tiefere Bedeutung oder ist es doch nur okkultes Geschwafel?

Nameless Ghoul: ich würde sagen, teils teils. Die meisten unserer Lyrics haben eine Doppelbedeutung; da gibt es die vordergründige Bedeutung, die man beim ersten Mal hören versteht und dann gibt’s auch noch die zweite Bedeutung. Diese zweite Bedeutung ist meist eine Art von Sozialkommentar, gut eingepackt.

Stormbringer: Stimmt es, dass es in einem Burgerlokal in Chicago einen GHOST-Burger gibt? (Anmerkung: ein Burger mit Ziegenfleisch, Rotweinsauce und einer Hostie)

Nameless Ghoul: Ja, den gibt’s wirklich. Ich hab den sogar schon gegessen, er schmeckt sehr gut. Allerdings ist er sehr schwer, man wird sehr leicht satt. Pommes brauchst du dazu keine mehr, der Burger alleine reicht.

Stormbringer: Wie schwer ist es, ein Nameless Ghoul zu bleiben und die Identitäten geheim zu halten? Ich kann mir vorstellen, dass es immer schwerer wird, desto bekannter die Band wird und der Erfolg steigt. Fans neigen dazu, alles von ihren Idolen wissen zu wollen und möchten gerne einen Blick hinter die Masken werfen.

Nameless Ghoul: Das wird in der Tat immer schwerer. Wenn GHOST nicht auf Tour sind, ist es einfacher. Wir können in unserer Heimatstadt auch gemeinsam was trinken gehen und niemanden interessiert’s. Natürlich wissen einige Menschen, was wir machen und wer wir sind, aber eigentlich kümmert’s niemanden. Es ist ein Vorteil, nicht erkannt zu werden, diese Anonymität.
Sobald wir wieder auf Tour sind, geht’s wieder los; die Fans, die Stalker, … Wir schwingen rein und raus aus der Anonymität und aus der Berühmtheit. Klar, die Masken und Papa stehlen unser eigenen Identität die Show, das ist unvermeidbar.
Kennst du THE RESIDENTS?

Stormbringer: Klar. Ich würde euch aber nicht mit ihnen vergleichen.

Nameless Ghoul: Manche machen das aber, wegen der Masken- und Anonymitätssache. Das Ding ist aber: Wir haben mit THE RESIDENTS gar nichts gemein.

Stormbringer: Und mit SLIPKNOT? Seid ihr auf den SLIPKNOT-Effekt vorbereitet?

Nameless Ghoul: Ich glaube der SLIPKNOT-Effekt stellt sich früher oder später ein und es wird sich nicht viel ändern.
GHOST ist die Hauptband von uns allen, allerdings limitieren wir uns nicht nicht auf GHOST alleine - ganz im Gegenteil. Ich kann mit meinem ganzen Herzen behaupten, dass wir uns auf andere Projekte einlassen werden, wenn GHOST keinen Spaß mehr macht oder etwas nicht mehr passt. Das ist was, auf das man sich organisch vorbereiten muss. Aber da wird sich keine SLIPKNOT-/STONE SOUR-Situation einstellen.

Stormbringer: Das musst du bitte erklären. Der SLIPKNOT-Effekt mit den „enttarnten“ Musikern stellt sich früher oder später ein, aber keine SLIPKNOT-/ STONE SOUR-Situation?

Nameless Ghoul: STONE SOUR wurde als „die Band vom SLIPKNOT-Sänger“ bekannt. Das wird’s bei uns nicht geben, weil niemand weiß, wer wir sind und somit werden unsere anderen Projekte (so es welche gibt) nicht mit GHOST in Verbindung gebracht werden.
Der Hälfte unserer Fans ist es auch egal, wer wir sind. Aber das macht diese nicht zu „weniger Fans“ als die anderen, die es interessiert.

Stormbringer: Shows von GHOST gleichen Ritualen, sie sind fast wie eine Rockoper. Habt ihr manchmal Angst, dass „true“ Fans (also die, die sich gerne „truer than true“ geben) euch und eure Musik nicht ernst nehmen und euch als Sell-Outs abstempeln?

Nameless Ghoul: Ach, die müssen doch nicht zu unseren Shows kommen! Ich kümmere mich nur um das, was unsere Fans zu sagen haben. Wir haben immer klar gemacht, dass wir eine große Show aufziehen und keine Punk-Band sind, die keine Show abzieht. Wenn uns Nicht-Fans als Sell-Out abstempeln, ist mir das herzlich egal, aber ich kümmere mich sehr wohl darum, sollten sich unsere Fans von uns enttäuscht fühlen.
Ich gebe unseren Fans höchstens den Rat, nicht auf andere sogenannte Fans zu hören. Ich weiß aus meiner eigenen Jugend, die Fans des extremen Metal sind sehr urteilend und bewertend.

In diesem Moment meldet sich das Management und gibt mir zu bedeuten, dass meine 20 Minuten Interviewzeit leider zu Ende sind.

Stormbringer: Nameless Ghoul, ich bedanke mich für deine Zeit und freue mich auf die Europatour!

Nameless Ghoul: Danke für das Interview. Wir sehen uns am 20. November in Wien!

HIER kommt ihr zum Review von "Meliora".


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