Interview: DARKFALL - Thomas Spiwak

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Wir wollen uns weiterentwickeln und auf der Erfolgsleiter noch einige Sprossen nach oben kommen. Zur Not müssen aber dann halt auch eine ausgedehnte Tournee und die Weltherrschaft reichen.

Zwanzig Jahre machen sie jetzt bereits die Bühnen Europas unsicher: die steirischen Death-Thrasher von DARKFALL, die 2013 sogar von unseren Lesern zur beliebtesten österreichischen Band gewählt wurden. Ich plauderte mit Sänger Thomas Spiwak - der als einzige Konstante der letzten zwei Dekaden natürlich einiges zu erzählen hat, gleichzeitig seinen Blick aber stets auch in die Zukunft der Band richtet.

Veröffentlicht am 25.03.2015

Ihr feiert heuer bereits euer 20-jähriges Bestehen, wie fühlt sich das für euch an?

Bis jetzt eigentlich noch ganz gut. Die ersten altersbedingten Abnützungserscheinungen lassen wir jetzt mal außen vor. Aber 20 Jahre sind schon eine beachtliche Zeitspanne, und man darf als Beteiligter zwischendurch auch etwas nostalgisch oder sentimental werden. Dennoch ist der Blick mehr nach vorne als nach hinten gerichtet. Die Vergangenheit der Band ist natürlich wichtig und allgegenwärtig, aber es liegt hoffentlich noch vieles vor uns, und derzeit ist noch kein Ende in Sicht.

DARKFALL Ist also immer noch ein wichtiger Bestandteil deines Lebens...

Diese Band ist meine musikalische Heimat, und ich investiere nach wie vor sehr viel Zeit um alles rund um DARKFALL zu steuern und abzuklären. Das war nicht immer einfach, aber man wächst mit den Herausforderungen. Man findet Mittel und Wege um weiterzumachen und lässt sich nicht unterkriegen. Also ja, DARKFALL ist definitiv noch immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.

Also seid ihr bestens beschäftigt. Was sind die Prioritäten momentan?

Nach der Festivalsaison 2014 konzentrierten wir uns erstmal voll und ganz auf das Schreiben neuer Songs und haben uns deswegen von der Livefront etwas zurückgezogen. Die Songs sind bis auf wenige Soli und Textfragmente fertig geschrieben, und die Studioaufnahmen haben inzwischen bereits begonnen. Aber auch das Feiern wird nicht zu kurz kommen, und neben den Aufnahmen werden wir uns auch auf unsere anstehenden 20-Jahres-Jubiläumskonzerte auf diversen Festivals in Europa vorbereiten.

Kannst und willst du da schon Details verraten?

Wir werden am 13.06. auf die Bühne zurückkehren. Als erstes steht das "Metal Gate Czech Death Fest" in Tschechien auf dem Konzertplan. Danach geht es auf das "River-Side Festival" in Deutschland und Ende Juli bzw. Anfang August auf das "Gothoom Open Air" in der Slowakei und das "Krhanice Open Air" in Tschechien. Den Abschluss unserer Jubiläums-Sommersaison feiern wir mit einer speziellen Show inklusive neuem Material auf dem "Kaltenbach Open Air" in Österreich. Erste Termine für den Herbst sind ebenfalls bereits bestätigt und jede dieser Shows wird eine spezielle Jubiläumsshow für uns werden.

Gibt's denn schon einen Veröffentlichungstermin und einen Titel für die neue Scheibe?

Nein, um hierzu schon Details verraten zu können, ist es definitiv noch zu früh. Momentan läuft alles nach Plan, und wir sind zuversichtlich, dass das Album in der ersten Jahreshälfte 2016 veröffentlicht werden wird. Aber bis dahin liegt noch einiges an Arbeit vor uns. Die ersten Aufnahmen versprechen einiges und wir freuen uns sehr schon darauf, neues Material exklusiv auf dem diesjährigen Kaltenbach Open Air präsentieren zu können.

Nun habt ihr ja schon mehrmals auf dem Kaltenbach Open Air, das von euch mitorganisiert wird, gespielt. Hat euch das Festival als Band eigentlich weiter gebracht?

Nun ja, ein Auftritt auf einem Festival wie dem Kaltenbach Open Air bringt einer Band jetzt wahrscheinlich nicht unbedingt den großen Deal bei einem Major Label, aber im Sinne von denkwürdigen Auftritten vor einem großen einheimischen Publikum und jeder Menge Spaß hat uns dieses Festival doch so einiges gebracht. Aber ein Festivalauftritt ist eigentlich immer etwas Besonderes und man kann dort durchaus hilfreiche Kontakte knüpfen oder neue Bekanntschaften schließen.

Was sind die positivsten und negativsten Erfahrungen, die du mit DARKFALL machen konntest oder musstest?

Zu den positiven Dingen zählen mit Sicherheit die über 200 Konzerte in den verschiedensten Ländern Europas, und die damit verbundenen großartigen Erinnerungen. Egal ob es die Erkundung der Region oder jeweiligen Stadt vor dem Konzert ist, das eine oder andere Bier mit den Fans, die positiven Reaktionen während der Show oder die Gespräche nach den Konzerten, es ist etwas Besonderes so viele Städte und Länder konzerttechnisch bereisen zu dürfen. Man kann eigentlich nur dankbar für all diese Erfahrungen sein, und ich hoffe, dass wir noch viele weitere Konzerte in den kommenden Jahren spielen dürfen. Für mich persönlich macht das Live-Spielen eine Band aus, und wird für mich immer der wichtigste Bestandteil von DARKFALL sein. Leider bringen 20 Jahre Bandgeschichte auch einige negative Dinge mit sich und es war manchmal doch schwer die Band am Laufen zu halten. Besonders die zahlreichen Besetzungswechsel machten uns immer wieder zu schaffen, und warfen uns zu den ungünstigsten Zeitpunkten zurück. Aber so ist es im Bandleben nun mal, nicht immer läuft alles nach Plan. Aber diese Dinge gehören nun hoffentlich der Vergangenheit an, und die eine oder andere Scheibe wollen wir noch veröffentlichen.

Andere Bands bringen meist gleich zu Beginn ihrer Karriere eine Full-Lenght-CD raus, ihr habt euch da eher Zeit gelassen und "erst" 2013 euren ersten Longplayer rausgeworfen. Gut Ding braucht Weile... oder gab's andere Gründe, so lange zu warten?

Die Wahrheit ist, dass wir aufgrund der ständigen Besetzungswechsel nach 2004 eigentlich nie wirklich kontinuierlich an neuem Material arbeiten konnten. Ich möchte hier jetzt gar nicht auf alle Faktoren eingehen, aber für viele Jahre war einfach der Hund drinnen, und speziell studiotechnisch ging nicht viel weiter. Zu unterschiedlich waren die Ansichten innerhalb der Band, und dies führte unweigerlich zu Komplikationen. Wir waren zwar konzerttechnisch immer sehr gut unterwegs, und es verschlug uns sogar nach Griechenland, aber vor geplanten Studioterminen sollte es immer wieder zu Trennungen kommen. Der letzte große Umbruch ereignete sich dann 2012, und einmal mehr wurden große Teile der Mannschaft ersetzt. Einmal mehr startete wieder alles bei null, doch diesmal war jedem bewusst, dass schnellstmöglich ein neues Album auf den Markt gebracht werden musste. In wenigen Wochen wurden neue Songs geschrieben, und im Mai 2013 wurde endlich das langersehnte erste Album "Road To Redemption" veröffentlicht. Die Reaktionen waren größtenteils positiv und auch auf dem Live-Sektor ging nun einiges weiter. Langsam aber sicher konnten wir den Namen DARKFALL wieder in Erinnerung rufen, und dass wir von euren Lesern 2013 zur besten österreichischen Band gewählt wurden, bestätigte uns in unserem Weg. Dafür nochmal vielen Dank!

Ihr hattet im Laufe der Jahre, wie du bereits erwähnt hast, einen relativ hohen Musiker-Verschleiß. Ist die jetzige Besetzung für dich optimal?

Die einzelnen Bandmitglieder arbeiten gut und effektiv zusammen, und wir verstehen uns auch abseits der Band recht gut und kommen miteinander aus. Von daher scheint es zu passen. Sicher gibt es immer wieder kleinere Reibereien oder Diskussionen, aber wir ziehen alle an einem Strang und jeder weiß was er zu tun hat. Die Band DARKFALL funktioniert wieder als Band, und wer uns im Jahr 2013 live erleben konnte, wird das sicher gespürt haben.

Du bist ja der letzte, der noch vom Original-Line Up übrig ist, oder?

Ja, so ist es. Vom ursprünglichen Line Up bin über die Jahre hinweg nur mehr ich übrig geblieben. Mit vielen ehemaligen Mitgliedern bin ich nach wie vor befreundet und man trifft sich gerne auch mal wieder auf das eine oder andere Bier. Besonders diesen Sommer möchte ich dazu nutzen, um mich mit einigen meiner ehemaligen Mitstreiter zu treffen und über alte Zeiten zu sprechen und in Erinnerungen zu schwelgen.

Apropos alte Zeiten: Wenn du dich ins Jahr 1995 zurückbeamen lassen könntest, was würdest du dir selber raten, wenn du dich treffen würdest?

Sehr, sehr gute und interessante Frage. Bezogen auf DARKFALL, denke ich, dass ich meinem jüngeren Ich wahrscheinlich raten würde, die Entscheidungen bezüglich der Band vor und nach der Veröffentlichung von „Firebreed“ aktiver zu beeinflussen und sich noch mehr um gewisse Dinge zu bemühen. Damals ist sicher einiges vergeigt und liegen gelassen worden, und manches hätte besser laufen können. Aber wahrscheinlich waren wir damals noch zu jung, um aus diversen Rückschlägen lernen oder längerfristiger planen zu können. Nur wer kann schon sagen, welche Entscheidungen damals richtig oder falsch waren? Immerhin haben wir es doch bis hierher gebracht, und vieles erreicht, auf das wir stolz sein können.

Wo siehst du die Band in der Zukunft?

Momentan gilt unsere volle Konzentration den Aufnahmen zu unserem neuen Album und den anstehenden Jubiläumsshows im diesjährigen Sommer. Diesen Zielen ist derzeit alles untergeordnet. Im Herbst spielen wir dann noch einige Clubshows und Indoor-Festivals, und nach dem Mix und dem Mastering werden wir uns wahrscheinlich wieder auf Label-Suche machen. Davon wird es auch abhängen, wann und wie das neue Album veröffentlicht werden wird. Längerfristig wollen wir uns natürlich stets weiterentwickeln und auch auf der Erfolgsleiter noch einige Sprossen nach oben kommen, aber das sind auch Dinge, die man nicht immer direkt beeinflussen kann. Zur Not müssen dann halt auch eine ausgedehnte Tournee und die Weltherrschaft reichen.

Weltherrschaft klingt bedrohlich - aber gut! Hast du noch ein paar abschließende Worte an unsere Leserschaft?

Mike, vielen Dank für dieses nette Interview und deinem Interesse an DARKFALL. Euch allen da draußen vielen Dank fürs Lesen und die großartige Unterstützung in den letzten 20 Jahren! Ich bin euch wirklich sehr dankbar für alles, und ich hoffe, wir können euch einiges mit dem neuen Album wieder zurückzahlen. Auf die nächsten gemeinsamen Jahre mit DARKFALL!


Und hier geht's direkt zur Track-By-Track-Analyse des Albums "Road To Redemption"!


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