Interview: Abandon Hope - Hommel

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Wir wollen unseren Fans vermitteln, dass es sich lohnt lieber noch ein letztes Mal eine bewusst groß gewählte Schüppe draufzulegen, grade wenn es ganz kritisch wird.

Southern Rock aus Deutschland - die Globalisierung macht's möglich. Wie man dazu kommt und was es bringt, niemals aufzugeben, erklärt uns Fronter Hommel

Text: Luka
Veröffentlicht am 25.08.2014

Hallo Hommel, erstmal danke dass dir die Zeit für ein Gespräch nimmst. Stell bitte kurz ABANDON HOPE vor.

Hallo, Luka. Wir haben 2002 ABANDON HOPE aus der Taufe gehoben und nach einigen Besetzungswechseln an Gitarre und Schlagzeug spielen wir in der derzeitigen Besetzung seit etwas mehr als 5 Jahren zusammen. Alex Salaj am Schlagzeug, Max Knemeyer (Bass), Waik Schöner (Gitarre und Backing Vocals) und myself Lead-Voice. Vor ca. zweieinhalb Jahren begann dann die konkrete Arbeit am aktuellen Album.

Gleich zu „Settle The Score“: starkes Album. Vor allem die Verbindung von groovigen Rock-Riffs mit eher „alternativen“ Elementen und Refrains sticht heraus. Könnt ihr etwas zur Entstehungsgeschichte des Albums erzählen? Wo und mit wem wurde es aufgenommen?

Ja, die Abwechslung macht´s halt – ohne dabei zu angestrengt progressiv rüberzukommen. Ich meine, frickeln kann jeder, aber interessante Arrangements zu bauen UND geile Riffs UND Hooks miteinander zu verbinden braucht echt viel konstruktive Teamarbeit und das ist, was in der Composing-Arbeit bei dieser Band echt gut funktioniert. Und obwohl wir natürlich alle in der Band aktuelle Hoch-Kompressionsproduktionen wie die von KILLSWITCH ENGAGE, SOILWORK oder ähnlichem auch abkulten, war klar, dass wir für unseren Sound was anderes brauchten: Etwas mehr „mellow“, mit mehr Dynamik aber trotzdem prägnant und klar – das alles haben wir mit Wolfgang Brammertz (Fox Music Company) realisiert. Wolfgang ist selber ausgezeichneter Musiker (SOULFAMILY), hat schon mit JOE COCKER und JOE BONAMASSA gearbeitet und hat deswegen unsere Wünsche klar verstehen und optimal in seinem Studio umsetzen können.

Besonders haben mir die Songs gefallen, die harte Rock-Riffs mit eher ruhigen Refrains verbinden bzw. recht abwechslungsreich ausgefallen sind („Sally“, „Sweet Surrender“). Gibt es im Rückblick für euch auf „Settle The Score“ Songs, die euch besonders gut gefallen, die ihr für besonders gelungen haltet oder die euch sehr am Herzen liegen?

Erstmal gilt zu erwähnen, dass wir bei 10 Stücken und fast ´ner Stunde Spielzeit KEINEN Filler auf dem Baby haben und ja, es gibt schon Favoriten, wie etwa „Catharsis“ oder „Jackyll & Daniels“, die funktionieren mitunter halt live am besten. Ich weiß nicht, wir werden alle Stücke live performen, auch die Ballade „Sally“, dafür sind sie geschrieben – so ziehen wir das durch. Ich meine, hey, du kaufst dir nach Empfehlung ein Album und dann gehst du aufs Konzert und hörst nur die Hälfte der Songs? Klar, wir haben auch langjährige Fans, die auch was von der „Existance“ und „Endless Ride“ hören wollen, aber aktuell werden wir bei allen anstehenden Konzerten versuchen, so viel wie möglich von der neuen Scheibe zu spielen.

Wer schreibt bei euch die Texte, und worum geht es grob gesagt bei „Settle The Score“?

Ich schreibe größtenteils die Texte, finalisiert werden sie aber zusammen mit allen anderen – jeder trägt auch mit eigenen Ideen dazu bei. Das Album ist kein Konzeptalbum, aber dennoch zieht sich ein roter Grat durch das komplette Langeisen. Es ist eine Sammlung unserer besten Songs, die thematisch durch unser generelles Credo „Lasst dich nicht aufhalten!“ (Abandon the hollow Hope – Just rock!) geprägt sind. Ganz wörtlich bei „Right or Not“, aber halt auch bei allen anderen Songs und im Besonderen bei „Sweet Surrender“: Dort spielen wir mit diesem Gefühl, was jeder von uns kennt: „Ich bin kurz davor, trotz all der Mühe, alles doch hinzuschmeißen!“. Wir wollen unseren Fans vermitteln, dass es sich lohnt lieber noch ein letztes Mal eine bewusst groß gewählte Schüppe draufzulegen, grade wenn es ganz kritisch wird. Wir sind uns sicher, dass mit dieser Fokussierung schlussendlich a) mehr Projekte doch noch zu einem glücklichen Ende kommen und b) selbst im Misserfolg wenigstens der Trost da ist, dass man wirklich alles versucht hat. Ob das wirklich aus unseren Fans glücklichere Menschen macht, weiß ich nicht, aber bei uns als Band funktioniert es.

Wenn Bands verschiedene Musikstile mischen (in diesem Fall Southern und Alternative Rock), kommt das meistens von den unterschiedlichen Musikvorlieben der einzelnen Mitglieder. Ist das bei euch der Fall, und schreibt ihr die Lieder gemeinsam?

Korrekt, allein schon durch unsere relativ großen Altersunterschiede (ich bin 44, Alex und Max sind 32 und Waik ist 28) arbeiten hier vier unterschiedlichst geprägte Musiker zusammen und das führt eben zu diesen genialen Ideen und Kreuzungen, die für uns so essentiell sind. Wir spielen immer nur genau das, was wir selbst am liebsten hören, kein Angebiedere – keine Langeweile – es überlebt nur das, was heavy ist und groovt.

Ihr seid ja früher eher in der modernen Thrash Richtung a la MACHINE HEAD beheimatet gewesen, „Settle The Score“ kann man eher als amerikanisch geprägten Rock bezeichnen. Was hat sich seitdem geändert?

Jeder, der meine Stimme eine halbe Sekunde hört, weiß, dass ich weder talentierter Shouter noch Growler bin und bei Modern Thrash hätte sich meine Stimme langfristig nicht so entwickeln können, wie wir sie jetzt auf „Settle the Score“ präsentieren können. Wir haben uns einfach entschieden viel mehr in Richtung Blues/Rock zu gehen, weil wir dadurch die Musik viel offener und freier gestalten und das Talent meiner Stimme besser zur Geltung bringen können. Nach über zehn Jahren wissen wir einfach, welcher Gesang passt auf welches Stück und was funktioniert eher nicht. Ich bin nicht Rob Flynn oder Corey Taylor, ich bin ich und wer was Gröberes braucht, Hey, the world is yours. Bei ABANDON HOPE geht´s um Sound, um Lyrics und ja, meine Art zu singen, ich falle bewusst aus dem wohl vielfach stereotyp erwarteten Schema.

Wie definiert ihr euch selbst musikalisch? Könnt ihr mit der „Southern-Rock“-Schublade etwas anfangen, oder ist euch das zu eng?

Ich denke deine Frage gründet auf deinem eigenen Unwohlsein uns mit irgendwas „belabeln“ zu müssen – Willkommen im Club, wir können´s selber leider auch nicht besser bestimmen. Aber „Southern Metal / Southern Rock“… ja, das beschreibt zumindest eine der dominierenden Stilarten – wir sind halt Vielseitigkeits-Wettkämpfer ohne Scheuklappen und das weil´s einfach so für uns am geilsten klingt.

Ich nehme mal an, dass für euch ABANDON HOPE nicht der Hauptberuf ist. Was macht ihr im „Zivilleben“, und welchen Stellenwert nimmt Musik in eurem Leben ein?

Dreiviertel richtig – Waik ist schon Vollblut-Musiker (und wird jetzt den Master in Composing & Producing an der Pop Akademie in Mannheim machen - wer einen wirklich guten Gitarrenlehrer sucht: meldet euch bei ihm). Ich selbst bin IT Spezialist bei einem großen japanischen Hersteller, Max ist SAP Experte bei einer großen Hannoveraner Versicherung und Alex ist Qualitätsmanager und arbeitet in einem Pharmazieunternehmen für Schüssler Salze. Und die Musik? Ich glaube neben unseren Familien ist das bei uns allen die wichtigste Säule – hier steckt Herzblut drin und das steckt an. Wenn wir uns treffen um zu mucken – dass ist schon echt geil, und ich glaube diese Spielfreude kann man bei den Songs auch hören.

Wie sieht es bei euch in näherer und fernerer Zukunft aus – Liveaktivitäten, Veröffentlichungen etc.?

Am 16.08. hatten wir ja großes Record & Video Release BBQ in Münster bei Rare Guitar – das war der Hammer – alle Kumpels und Sippe versammelt und richtig steil gegangen. Das war das beste Konzert was wir jemals gespielt haben. Auf Sicht wollen wir natürlich über den Winter viele Club-Gigs machen und dann mit dem neuen Album im kommenden Sommer auf die Festivals. Zwei Booker sind schon auf uns zugekommen, wir suchen aber auch selber nach einem neuen Partner – bislang sind wir beim Booking ungebunden.

Danke für eure Antworten und alles Gute für eure Zukunft. Habt ihr noch eine Botschaft an unsere Leser?

Nun, unser erster Professional Video-Shot „Sally“ (hier zu sehen) kommt wohl sehr gut an. Aber das beste Feedback bekommen wir immer live, also rauf auf die Homepage, Termine checken, vorbeikommen, steil gehen.


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