Interview: Hellyeah - Vinnie Paul

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Als wir anfingen waren HELLYEAH viel relaxter, viel mehr Rock’n’Roll, auch viel Southern-Rock, jetzt sind wir aber wieder zu unseren HEAVY-Roots zurückgekehrt.

HELLYEAH veröffentlichten das bereits vierte Album der Bandgeschichte. Alle Hintergründe zu "Blood For Blood" könnt ihr in unserem großen Interview mit Ex-PANTERA-Drummer Vinnie Paul nachlesen.

Text: Reini
Veröffentlicht am 31.05.2014

Vinnie, ein neues HELLYEAH-Album steht in den Startlöchern.

Oh Yeah, ich bin ziemlich begeistert davon.

Ich mein ihr habt Hunderttausende Alben bislang verkauft, ihr seid unzählige Tourneen auf der ganzen Welt gefahren, gab es diesmal vielleicht so etwas wie eine extra Portion Druck, welche da auf euren Schultern gelastet ist? Ich würde ja sagen NEIN, denn „Blood For Blood“ ist sicher das am meisten metallische Album, welches ihr je gemacht habt.

Ich bin ja der Meinung, „Blood For Blood“ ist sicher das am meisten herausfordernde Album von HELLYEAH. Den Druck haben wir uns nur selber auferlegt, wir wollten einfach das beste Album unserer Karriere machen. Wir haben immer alles für unsere Alben gegeben, aber dieses Mal war schon eine gewisse Dringlichkeit dahinter, die best-möglichen Songs zu schreiben. Dazu kommt auch noch, dass wir dieses Mal beschlossen haben mit einem externen Produzenten zu arbeiten, etwas was wir in der Vergangenheit bei HELLYEAH noch nie gemacht haben. Auch ein Punkt, der das Allerbeste aus uns herausgeholt hat.

Früher möchte man ja sagen, waren HELLYEAH für ihre –sagen wir – Party-Songs bekannt. „Blood For Blood“ kommt gänzlich ohne Partymucke aus, es zeigt dafür eine immense Tiefe, Platz für Emotionen usw. Ward ihr es leid in einer Art Box gefangen gehalten zu sein, die euch das Banner Party-Band aufgedrückt hat?

Hmmm, als wir anfingen hatten wir vor eine abwechslungsreiche Truppe zu sein, wir haben auch darauf geschaut, dass wir etwas komplett anderes machen als in unseren bisherigen Bands. Natürlich haben wir da erstmals auf Partys abgezogen, wir wollten eine gute Zeit haben. Bei „Band of Brothers“, einem straight-ahead Metal-Album, haben wir ja schon versucht dieses Partyzeugs aus unseren Köpfen zu bekommen und dieses Mal trieben wir es noch weiter, wir wollten wachsen, erwachsen werden. Wir waren der Meinung, diese Songs haben wir sowieso schon in der Vergangenheit gemacht, die müssen wir nicht unbedingt nochmal bringen. Darum wurde „Blood For Blood“ ein doch weitaus ernsteres Album, wir schrieben tiefgreifende Songs usw.

Um ehrlich zu sein, der Titeltrack des Albums ist meiner Meinung nach sicher der beste Song, welchen HELLYEAH je geschrieben haben. War auch dir bzw. der Band diese Magie von „Blood For Blood“ bewusst?

Als wir anfingen die Musik zusammenzutragen hatte ich schon das Gefühl, dass da etwas Spezielles in dem Song ist, schon zu jener Zeit, als wir ihn nur instrumental gejammt haben. Dann kam Chad und schrieb die Lyrics, brachte seine Melodien dazu und er hat aus diesem Track einen wahren Sledgehammer gemacht. Auch die Thematik dahinter: Es passieren so viele Dinge in unserer Welt für die niemand richtig bezahlten muss – geh raus und bring jemanden um, dann sitzt du drei, vier Jahre im Gefängnis, oder schau dir die Banken an, die nehmen die Leute von vorne bis hinten aus und niemand traut sich hier einzuschreiten. Früher, da galt noch diese „Eye For An Eye, Teeth For Teeth, Blood For Blood“-Mentalität, du musstest immer die Angst haben, dass dir genau das gleiche passieren könnte, was du jemand anderen angetan hast. Würde das auch heute noch gelten, dann würden wohl viele Menschen zwei- dreimal überlegen was sich so anstellen.

Ein weiterer interessanter Track, speziell auf dein Drumming bezogen, ist ja „Say When“. Shit, so dermaßen brutal und schnell hab ich dich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, ja um ehrlich zu sein, seit dem „Far Beyond Driven“-Album nicht mehr…

Wie ich schon sagte als wir anfingen waren HELLYEAH viel relaxter, viel mehr Rock’n’Roll, auch viel Southern-Rock, jetzt sind wir aber wieder zu unseren HEAVY-Roots zurückgekehrt, zu dem was eine Heavy-Metal-Band ausmacht. Dazu gehört natürlich auch die Drums wieder zurückzubringen, ich spiele wirklich ziemlich kreative Sachen auf „Blood For Blood“. Auch bei „Say When“, Tom unser Gitarrist meinte, das ist genau das was ich hier hören möchte. Aber du hast natürlich auch recht, es war eine Riesen-Herausforderung diesen Track zu spielen und ist sicher mit das Härteste und Schnellste, was ich seit „Far Beyond Driven“ so gemacht habe und ich bin auch verdammt glücklich, weil es auch die Unterschiede der einzelnen Musiker in der Band aufzeigt.

Tom, euer Gitarrist, hat ja diesmal einen weitaus größeren Anteil am Songwriting gehabt. Ist er vielleicht auch dafür verantwortlich, dass das komplette Werk definitiv mehr Metal intus hat als in der Vergangenheit?

Ich glaube, dafür sind wir alle verantwortlich. Wir haben ja nach der Giant-Tour einen Member-Wechsel vollzogen (Anm.: Greg Tribbett [Guitars] und Bob Zilla [Bass] raus; neuer Bassist ist Kyle Sanders). Wir hatten das Gefühl, dass Greg und Bob nicht mehr mit ganzem Herzen dabei sind und wir waren uns bewusst, dass wir damit wahrscheinlich in der Zukunft Probleme haben werden. Es waren dann schlussendlich Tom, Chad und meine Wenigkeit, die das gesamte Album geschrieben und gemeinsam mit Kevin Churko auch aufgenommen haben.

Du hast Kevin gerade erwähnt, es war ja das erste Mal in eurer Karriere, dass ihr mit einem externen Produzenten gearbeitet habt. Wie cool war das speziell für dich, du hast ja bislang jedes HELLYEAH-Album selbst produziert, dass du dich einfach zurücklehnen konntest und dich auf dein Schlagzeugspiel konzentrieren konntest?

I loved it man! Es war aber auch etwas, was wir dringend benötigt haben, eine Prise frischer Luft wenn du so willst. Ganz hab ich mich natürlich nicht zurückgezogen: Ich habe die Pre-Production der Demos, bevor wir ins Studio gegangen sind, übernommen und Kevin hat speziell die Songs, mit denen wir angekommen sind, richtig geliebt. Hie und da hat er auch Vorschläge gemacht was wir vielleicht ändern könnten und hauptsächlich Chad hat enorm von Kevin profitiert, er hat das Beste aus ihm herausgeholt. Für mich war es allerdings ein komplett neues Gefühl, ich war es gewohnt der Engineer, der Produzent, der Mastering-Engineer zu sein, dieses Mal war ich einfach nur der Drummer und konnte mich auf mein Drumming konzentrieren. Als sich die Songs dann im Studio geformt haben, gab ich natürlich sowohl Kevin, als auch den anderen Jungs da und dort ein paar Tipps, aber grundsätzlich konnte ich mich schon einigermaßen entspannt zurücklehnen. Und um ehrlich zu sein, ich hoffe beim nächsten Album werden wir es wieder so machen…

Wie ist es eigentlich so für dich persönlich mit einem Sänger wie Chad zusammenzuarbeiten? Ich mein der Kerl kann ja nahezu alles singen, von aggressivem Gesang bis hin zu diesen wunderbar emotionalen Momenten. Du musst ja quasi permanent Gänsehaut haben, wenn du mit Chad im Studio oder auf der Bühne stehst?

Chad ist mein absoluter Lieblingssänger und daher bin ich natürlich mächtig stolz ihn in meiner Band zu haben. Er kann schreien wie der brutalste Shouter auf dieser Welt und er kann aber auch wunder- wunderschön singen, er hat eine derart facettenreiche Stimme, für die ihn unzählige Sänger wahrscheinlich beneiden. Noch dazu hat er nicht nur diesen wahnsinnigen Stimmumfang, Chad besitzt auch eine immens wiedererkennbare Stimme, überall wo Chad im Spiel ist, weiß man sofort, ah da singt niemand geringerer als Chad Gray! Besonders live, der Kerl steckt voller Energien, it pumps me up, wenn ich ihn da so sehe wie er auf den Drum-Riser raufspringt und dann wieder zurück auf die Bühne, das gibt mir die Extraportion Adrenalin meine Drums auch derart energievoll zu bearbeiten.


WERBUNG: Hard
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