Interview: BLOOD LABEL - Alexander Kjeldsen

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Uns geht es um Groove, Melodien, Zehn-Tonnen-Riffs und viel Herz!

Die Dänen BLOOD LABEL haben nicht nur originelle Songtitel zu bieten, sondern neben der guten Musik auch ausführliche Antworten und interessante Analysen zu den einzelnen Tracks ihres Debütalbums "Skeletons"

Text: Luka
Veröffentlicht am 19.03.2014

Hallo Alex, wie geht’s? Kannst Du bitte BLOOD LABEL kurz vorstellen?

Hep hey Stormbringer-Leser! BLOOD LABEL ist Death Metal aus einer neuen Perspektive, wir versuchen viele verschiedene Elemente in unsere Musik zu integrieren und so unsere Sound-Landschaft zu erweitern. Uns geht es um Groove, Melodien, Zehn-Tonnen-Riffs und viel Herz!

Gratulationen zu “Skeletons”, eurem wirklich gut gelungenen Debütalbum. Wie sind denn die Reaktionen auf das Album ausgefallen?

Naja, meinen Eltern gefällt es wirklich gut [lacht]. Im Ernst: die Reviews waren bis jetzt durchwegs positiv, die meisten Leute sind sich einig, dass wir etwas Neues in die skandinavische Metalszene einbringen. Mit unserem Debütalbum „Skeletons“ wollten wir einen einzigartigen Sound und Stil erschaffen, wobei man aber heraushören sollte, dass wir aus Skandinavien stimmen.

Wer schreibt denn bei euch die Songs, ist es ein gemeinschaftlicher Prozeß oder gibt es einen Haupt-Songwriter?

Normalerweise schreiben wir die Songs gemeinsam, wobei die Grundzüge meistens von mir kommen. Aber wir versuchen immer, spontan Sachen in die Songs zu bringen, z.B. durch jammen im Proberaum, experimentieren bei Auftritten und generell mehr aus dem Bauch über die Songs zu entscheiden. Wir gehen da eher mit Herz als mit Hirn daran, versuchen die Riffs und Songs eher zu fühlen und die Songs aus dieser Perspektive zu schreiben. Wir sind nicht die größten Fans von computer-unterstützter Musik – klar ist es ein wichtiges Werkzeug bei Recording, aber wir versuchen den Computer zu nutzen und uns nicht von ihm benutzen zu lassen. Von daher passiert beim Songschreiben und –aufnehmen viel gemeinsam.

Worum geht es denn bei den Texten von “Skeletons”?

Kenneth [Sänger Kenneth Klitte Jensen, Anm.] hat alle Songtexte geschrieben. Früher haben sich die Texte hauptsächlich um Saufen, Sex usw. gedreht, aber bei „Skeletons“ hat Kenneth mehr persönliche Erfahrungen eingebracht, was den Songs wieder eine ganz neue Note verleiht.

Ihr habt ja beim bekannten Producer Tue Madsen aufgenommen. Wie ist es dazugekommen, und wie waren die Aufnahmesessions?

Ich habe vorher schon in kleinerem Rahmen mit Tue zusammengearbeitet. Er hat genau verstanden, wo wir mit dem Sound von „Skeletons“ hinauswollten: ein dreckiger, knackiger Sound mit viel Bass und Charakter. Bastian [Schlagzeuger Bastian Thusgaard, Anm.] hat dann die Schlagzeugspuren in knappen drei Tagen eingeknüppelt, dadurch hatten wir mehr Zeit zum Experimentieren, was meiner Meinung der Dynamik der Songs sehr gut getan hat. Für uns ist der Sound für einen Song oft genauso wichtig wie die Riffs, und Tue hat das verstanden.

Nachdem mittlerweile etwas Zeit nach den Aufnahmen vergangen ist, gibt es in Nachhinein einen Song, der heraussticht oder der Dir besonders gut gelungen scheint?

Ich persönlich liebe „Paranoia“, „Snake In The Grass“ und „Deliver Me From Evil“: „Paranoia“ wegen der etwas eigenen Songstruktur, „Snake In The Grass“ ist auf den Punkt gebracht und in your face, und „Deliver Me From Evil“ ist für mich der wahrscheinlich kompletteste Song auf dem Album. Und beim Titeltrack „Skeletons“ konnten wir im Studio noch viel herumprobieren, der Song hat sich dann fast von selbst geschrieben.

Gehen wir die Songs mal durch:
01. Deliver Me From Evil: fängt mit einem atmosphärischen Intro an, der auch auf eine Meditations-CD gepasst hätte. Dann fängt der eigentliche Song mit einem Mid-Tempo-Groove an, bei dem der heftige Double-Bass im Hintergrund dann zu einem eingängigen Refrain führt. Gegen Ende erinnert ein rockiges Riff an BLACK LABEL SOCIETY.

Wie ich schon sagte, fühlt sich dieser Track für mich am komplettesten an. Der Refrain ist, wie Du erwähnst, gut gelungen. Dieser Track ist für uns so etwas wie die Blaupause für die restlichen Lieder auf der Platte, in dem alle für uns wichtigen Elemente vorhanden sind: Groove, heavy Riffs und ein leicht mystischer Anstrich. Beim Komponieren gehen wir oft nicht einfach nach den besten Riffs, sondern wir versuchen den Song als ein Ganzes zu nehmen, deswegen sind uns verschiedene „Feelings“ für verschiedene Songs wichtig.

02. Snake In The Grass: Stampfender, Hardcore-beeinflußter Song. Man hört einen starken HATEBREED-Einfluß heraus. Die Strophen sind simpel und reduziert – gesprochene Vocals über liegenden Gitarrenakkorden.

Dieser Song ist einfach und kommt genau auf den Punkt: einfache Riffs, schnelles Schlagzeug und angepisste Vocals. Für uns ein klarer Live-Track – ich freue mich schon ziemlich, den live zu spielen.

03. Shotgun-Blown In The Face: Toller Songtitel! CANNIBAL CORPSE können sich ein Beispiel nehmen. Einige Songparts erreichen schon fast Doom-Langsamkeit, während der Rest wieder mehr Richtung moderner, Groove-betonter Metal geht.

Da sind wir einer Meinung. Wir wollten den Song so langsam und heavy as fuck haben. Und danke für das Kompliment für den Songtitel [lacht], wir haben darüber heiß diskutiert. Der Songtitel ist ein bisschen anders als alle anderen aber passt für uns perfekt.

04. Paranoia: Am Anfang wird man an frühe THE HAUNTED erinnert: aggressiver, schneller, brachialer Thrash-Death Metal. Das Tempo bleibt während der Strophen hoch, beim Refrain geht es dann zurück ins Mid-Tempo

Hier wollten wir, dass der Track genau zum Songtitel past; wir haben viel Zeit damit verbracht, dem Song mehr ein verrückt-paranoides Feeling zu geben, und der Songaufbau ist absichtlich etwas anders als bei den anderen Liedern, zum Beispiel gibt es einen Part mit einem seltsam schwebenden Gefühl, der dann Richtung Black Metal ausbricht. Einer meiner Lieblingssongs auf „Skeletons“ wegen den abwechslungsreichen Teilen, und weil der Song gut zum Titel passt.

05. Bad Blood: Wieder ein atmosphärische Intro, das langsam die Aggressivität des Tracks aufbaut. Durch den stampfenden, modernen Groove mit einer kleinen Prise Melodie und dem folgenden eingängigen Refrain erinnert der Song an die Landsmänner von HATESPHERE. Der eingängige Refrain verführt zum Mitsingen, der anschließende Breakdown zum Headbangen.

Auch für uns ein klarer Song zum headbangen, eher langsam und eingängig. Wir wollten beim Intro und beim Refrain ein hexerisch-verzaubertes-Gefühl erschaffen. Und zum Breakdown: viele bei uns hören gern Bands wie KORN oder SLIPKNOT, die haben diese simplen Breakdown-Riffs, die aber mit viel Power (und dicken Eiern) gespielt werden [lacht].

06. Stuck In Limbo: Toller Song mit spannenden Wechseln. Nach einem langsamen Aufbau kommen schnelle, thrashig-aggressive Strophen, bevor ein eingängiger Groove mit Mitsing-Refrain einsetzt. Ein echter Ohrwurm.

Danke für das Kompliment! Wie wollten auf dem Album unbedingt eine „Metal-Hymne“ haben, „Stuck In Limbo“ ist es geworden. Am Anfang wollten wir hier Gastsänger haben, aber die Vocals von Kenneth waren so stark dass wir das gelassen haben. Der Refrain ist für mich einer der stärksten auf dem Album.

07. Hell Holds A Place For You: fängt mit tiefergestimmten MESHUGGAH-Riffing an, bevor mit Gangshouts, Texten und Groove wieder HATEBREED auftauchen. Das Tempo variiert zwischen langsam und Mid-Tempo, mit ein paar Moshpit-freundlichen Riffs.

„Hell Holds A Place For You” sollte eine starke Dynamik zwischen langsam und schnell haben. Wir wollten hier mehr ein Nu-Metal-Feeling wie bei John Otto von SLIPKNOT haben.

08. Explode: der kürzeste Song auf „Skeletons”, mit einigen schnellen und melodischen Elementen. Der Track steht ein bisschen abseits der anderen, und geht mehr in Richtung melodischer Thrash/Death a la THE CROWN.

„Explode“ ist einer der ersten Songs, die wir für „Skeletons“ geschrieben haben. Der Song sollte mehr in Richtung alte SUFFOCATION und MORBID ANGEL gehen, von deren Riffing wir inspiriert waren. Es war uns wichtig, den Track so kurz, schnell und auf den Punkt wie möglich zu machen.

09. Disease Pit: zunächst ein Intro mit Slide-Gitarren und Marsch-Getrommel, steigert sich zu einem der Highlights des Albums. Tolle Gesangslinien, die Aggression mit Melodie vereinen. Insgesamt fühlt sich der Song (bis auf ein paar Double-Bass-Ausbrüche) rockiger an.

Yeah, wir hatten richtig viel Spaß damit! Wir wollten den Refrain so zerbrechlich wie möglich machen. Ich weiß nicht ob wir das so hingekriegt haben, aber letzten Endes ist es ein Song geworden, der das Album so richtig stilistisch offen macht.

10. Skeletons: Der Titeltrack ist auch ein Höhepunkt auf dem Album. Wie bei „Disease Pit“ herrscht hier mehr ein rockiger Sound, auch wieder mit tollen Vocals.

Auch hier wollten wir den Track einfach halten, das Riffing und die Akkorde bleiben über fast den ganzen Song konstant. Der Anfang ist mit nur einer Gitarre noch recht einsam, bevor dann Schicht für Schicht darüber der Song aufgebaut wird. Hier hat uns Tue auch viel mit dem Sound geholfen, und letzten Endes ist es einer der Tracks mit dem meisten Herz und Gefühl auf „Skeletons“ geworden.

11. Coup De Grace: Wie bei “Stuck In Limbo” ein Mix aus schnellen Strophen und Mid-Tempo-Refrains, aber nicht ganz so eingängig.

Bei diesem Lied scheiden sich die Geister – manche finden den Refrain echt eingängig, ich persönlich stimme eher Dir zu. Trotzdem halte ich „Coup De Grace“ auch für einen guten und kompletten Song… und es ist der einzige Track auf „Skeletons“ mit einem Metalcore-Breakdown! Fuck Yeah! [lacht].

12. The Black Arts: der Rausschmeißer bietet viele Variationen in Tempo und Riffing, wirkt dadurch etwas hektisch. Gegen Ende wird es langsam und düster.

Genau, langsam und düster waren auch unsere Begriffe für das Song-Ende. Wir wollten damit das Album mit Stil abschließen, so heavy und böse wie möglich. Ich hatte im Proberaum sogar Gänsehaut, als wir das Outro-Riff zum ersten Mal gespielt haben, was auch nicht so oft vorkommt.

Danke für die ausführliche Analyse! Was sind denn eure Pläne in der Zukunft, geht ihr auf Tour?

Wir werden in nächster Zeit so viel wie möglich touren, um das Album zu promoten. Momentan haben wir noch nicht so große Möglichkeiten zu touren, aber wir wollen später dieses Jahr noch durch Europa touren. Die ersten Riffs für das nächste Album haben wir auch schon geschrieben.

Danke für das Interview, wollt ihr euch noch von unseren Lesern verabschieden?

Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, das Interview zu lesen, ich und wir alle in BLOOD LABEL hoffen, dass wir euch in nächster Zeit bei einem unserer Konzerte sehen können!


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