Interview: The Last Warning - Grini

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Wir scheinen zu polarisieren: Entweder man liebt uns oder man hasst uns!

THE LAST WARNING zählen zu den heißesten Aktien des österreichischen Undergrounds! Grund genug, um sich mal mit Sänger Grini zu unterhalten!

Text: El Greco
Veröffentlicht am 20.06.2013

Vor drei Jahren hatte ich die Gelegenheit, zum ersten Mal ein Interview mit euch zu führen. Demnach meine logische erste Frage: Was hat sich bei euch in den letzten Jahren getan?

Was sich bei uns getan hat? Haha, wir sind älter geworden. Nein, im Ernst. Wir sind die letzten 3 Jahre etwas vom Gas gegangen und haben "Progression“ vorbereitet. Es hat halt seine Zeit gedauert bis wir einen Produzenten gefunden hatten, das Recording und auch die Suche nach einem Label hat seine Zeit gedauert. Aber nichtsdestotrotz ist es nun soweit und die neue CD steht in den Läden.

Damals haben wir auch über die unpassende Kategorisierung "Metalcore" gesprochen. Schon vor drei Jahren war ich der Meinung, dass ihr (wenn denn überhaupt eine Kategorisierung nötig ist) als Thrash Metal Band zu bezeichnen seid. MIt "Progression" scheint ihr endgültig im Thrash Metal Bereich angekommen zu sein. Stimmst du mir dazu? Wie würdet ihr die gegenwärtige musikalische Ausrichtung von "The Last Warning" im Vergleich zu 2010 beschreiben?

Na, da hast wohl den richtigen Riecher gehabt in welche Richtung wir uns bewegen. Aber da gebe ich dir schon Recht, dass "Progression“ eindeutig diesem besagten Genre zuzuordnen ist. Ein Stück weit ist das auch unserem Produzenten Lia (Roberto Dimitri Liapakis, Produkzent und Sänger von MYSTIC PROPHECY, DEVIL'S TRAIN Anm. der Redaktion) zu verdanken. Er hat bei der Produktion sehr viel Einfluss genommen und unsere musikalische Ausrichtung am Album auch geprägt. Aus diesem Grund sind wir im Vergleich zum letzten Album 2010 wohl mehr einem Stil treu geblieben und haben nicht so einen Mix drinnen wie damals.

Welche Reaktionen hat "Progression" bislang bei Magazinen der Print- und Onlinemedienlandschaft nach sich gezogen?

Es kommen erst langsam die ersten Feedbacks von den Magazinen rein. Wie schon bei unseren letzten Alben scheinen wir immer ein wenig zu polarisieren. Entweder man liebt uns oder man hasst uns. Im deutschen Metal Hammer Magazin sind wir zum Beispiel verdammt gut weggekommen. Natürlich ärgert es wenn man ein schlechtes Review bekommt, denn man hat Zeit, Energie, Emotion und auch einen Haufen Kohle hinein gesteckt und dann schreibt jemand darüber, dass es Scheiße ist was du gemacht hast. Aber wie gesagt, das gehört dazu. Und seien wir uns ehrlich: Kaufst Du eine CD weil jemand schreibt das sie gut ist? Oder hörst Du zuerst ein paar Songs an und dann kommt deine Kaufentscheidung?

Die von dir besungenen Songs drehen sich oft um düstere Themen und menschliche, bzw. gesellschaftliche Abgründe. Willst du auf die Bedeutung von einzelnen Songs eingehen?

Findest Du dass ich immer düstere Themen habe? Na gut, ein paar düstere Sachen sind schon dabei, allerdings ist der Gesamtkontext von "Progression“ durchaus positiv. Gut, hier ein paar Beispiele von Songbedeutungen in aller Kürze:
"The Beast" – Song über Jack Unterweger
"Devil Inside"- Da geht es über die Dualität die sich in jedem Menschen wiederspiegelt
"Awake the Red Lion" – Ein Song über das okkulte Symbol des roten Löwen und seine Bedeutung
"Progression" – Die Lyrics gehen darum, wie man sich als Mensch weiterentwickelt und dass man in seinem Leben Ziele haben muss, die man verfolgt.
"Say Goodnight" – Ein Lied zur weltweiten Krise von der wir ständig hören.

A propos "gesellschaftliche Abgründe". Zu "The Beast" habt ihr ein Video gedreht und einen sehr ernsten Hintergrund thematisiert. Bitte skizziert unseren Lesern doch mal, wie ihr auf die Idee zu diesem Video gekommen seid und wie es euch beim Videodreh so erging....

Auf die Idee für das Songthema bin ich gekommen als ich mal zufällig über eine Dokumentation von Jack Unterweger gestolpert bin. Da er ja verurteilt war und wieder freigelassen wurde, hat mich der Gedanke beschäftigt, inwieweit ein Mensch, der offensichtlich eine gewaltige psychische Störung hat und Menschen tötet, so was wie Resozialisierung verdient hat. Bzw. kann man mit psychologischen Therapien einen Menschen von Grund auf ändern? Auf diese Fragen habe ich für mich keine Antwort gefunden, deshalb habe ich es in diesen Song hinein verarbeitet.
Für das Video sind wir nach Athen geflogen und dort wurde es in einem kleinen Theater gedreht. Da wir in der Nacht vor dem Dreh natürlich die griechischen Metal Clubs besichtigen „mussten“, war der Drehtag dann entsprechend hart. Und das Blödeste war, dass die Szenen mit dem Model an einem anderen Tag gedreht wurden, wir haben sie nie kennen gelernt, verdammt.

Wie entstehen bei euch die Songs? Im Proberaum als Jam oder arbeiten einzelne Bandmitglieder eher individuell an den Kompositionen, bevor sie den anderen Bandmitgliedern vorgestellt werden?

Unsere beiden Gitarristen Roland uns Stefan schreiben bei uns die Songs und stellen sie dann im Kreise der ganzen Band vor. Dann kann jeder seinen musikalischen Input liefern und ich meine Texte dazu schreiben. Wir haben gemerkt, dass es ungeheuer wichtig ist, dass man jemanden außerhalb der Band hat, der die Songs hört und Input liefert. Bei uns war es Lia, er hat als Prozent auch viel beigetragen.

Euer Cover Artwork wurde dieses Mal von Anestis Goudas gestaltet. Wie kam es zu diesem Kontakt? Welche Vorgaben hattet ihr für Anestis?

Wir haben uns einige Artworks und Grafiker angeschaut und sind dann über Lia auf Anestis gekommen. Wir wollten auf jeden Fall etwas haben, das richtig nach Metal aussieht. Die Idee zum Artwork war, das wir uns in einem System befinden, dass gerade zusammen fällt und stirbt, aber wir es nicht wahrhaben wollen. Wir wissen das unser System mit Finanzen und Zinseszinsen nicht funktionieren kann, aber wir getrauen uns nicht in eine andere Richtung zu denken oder zu handeln, deshalb tricksen wir weiter herum um das System noch irgendwie aufrecht zu erhalten. Anestis hat es dann so umgesetzt dass ein toter König auf einem Thron sitzt und die Bandmitglieder im Artwork von Schädeln und Knochen umgeben sind.

Was bedeutet für euch der Albumtitel "Progression"? Aus welchem Grund habt ihr diesen Titel gewählt?

Den Albumtitel haben wir zum einen gewählt, weil wir mit dieser CD einen großen Schritt nach vorn gegangen sind. Erstmals haben wir mit einem Produzenten gearbeitet und auch bei einem namhaften Label unterschrieben. Musikalisch ist das Album mit Abstand auch unser Bestes geworden und somit auch eine Weiterentwicklung. In Bezug auf Artwork und Lyrics kann man sagen, dass jede Krise, ob nun in einem gesellschaftlichen System oder auf persönlicher Ebene, auch die große Chance der Weiterentwicklung in sich birgt.

Als besonderes Highlight des Albums habe ich "Haunted" genannt. Welche Songs wurdest du als deine Favoriten bezeichnen?

Haha. Das ist genau das Lied, dass ich persönlich am wenigsten leiden kann am Album. Jeder andere sagt, dass der Song klasse ist. Ich verstehe Euch nicht.
Meine Favoriten am Album sind "Devil Inside“, weil es richtig schnell ist und geil nach vorne geht. Weiters ist "Progression“ für mich noch absolut gelungen und natürlich "The Beast“.

"Progression" wurde von RD Liapakis produziert und in ein unglaublich druckvolles Soundgewand gepackt. Wie verlief die Zusammenarbeit mit ihm?

Insgesamt war die Zusammenarbeit mit Lia ziemlich cool. Er ist ein total lässiger Typ und musikverrückt. Wir haben ja in den Prophecy Studios in Kempten recorded mit Lia und Tontechniker Christian Schmidt. Die beiden haben wirklich ganze Arbeit geleistet und den Sound so fett hinbekommen. Allerdings kann es mit Lia auch ganz schön anstrengend sein. Der tritt dir so lange in den Arsch, bis du das Maximale aus dir herausgeholt hast. Ich bin ja grundsätzlich ein ruhiger Typ, aber bei den Gesangsaufnahmen gab es einige Momente, wo ich auf der Palme war und wo auch mal die Kopfhörer quer durchs Studio geflogen sind.

Ihr seid inzwischen bei Massacre Records unter Vertrag. Wie kam es dazu und was erhofft ihr euch von dieser Zusammenarbeit mit Massacre?

Wir sind mit unserer Produktion an mehrere Labels herangetreten und haben mit den Verantwortlichen gesprochen. Massacre ist ein professionelles Label und wir haben uns dafür entschieden weil bei ihnen das Gefühl haben, dass sie hinter der Band stehen. Von der Zusammenarbeit erwarten wir uns einfach, dass das Label seine Arbeit mit Promo etc. gut macht und auch wir unseren Anteil dabei leisten. Die meisten glauben ja dass man nach dem „Signing“ nichts mehr zu machen braucht, dabei geht die Arbeit dann erst los.

Eine ganz logische Frage: Wann sehen wir euch mal auf Tour? Gibt es diesbezügliche Pläne?

Ja klar. Im Oktober werden wir auf Tournee sein und auch in Österreich werden zumindest 2 Shows im Zuge dessen gemacht werden. Dazwischen sind immer wieder Gigs an den Wochenenden in und um Österreich. Grade jetzt kommen wir von einem Festival in Tschechien.

Ein kleines Begriffspielchen zum Abschluss - ich nenne ein paar Begriffe, bzw. Begriffspaare und würde darum bitten, dass du mir mitteilst, was dir spontan dazu einfällt:

Thrash Metal > Slayer
Underground > Eine Unmenge an Bands
Österreichischer Metal > Viele gute Bands, schlechte Produktionen
Musikalisches Ziel > Nie den Spaß an der Musik verlieren
The Last Warning > Viel Arbeit und viel Spaß

Wollt ihr noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser richten?

Haha, ja. Danke an alle die dieses Interview bis hierher gelesen haben und kauft verdammt noch mal unsere neue CD "Progression“!!!

Vielen Dank für das Interview!


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