Interview: Leviathan - Tobias Dahs

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In letzter Zeit ist es ja fast zum Volkssport geworden seine Band zu verlassen bzw. rausgeworfen zu werden, das passiert ja inzwischen fast wöchentlich.

LEVIATHAN bieten auf "The Aeons Torn" anspruchsvollen Death Metal. Dass Gitarrist Tobias Dahs auf Interviewfragen mit ebenso durchdachten Antworten aufwartet, ist also keine Überraschung.

Text: Luka
Veröffentlicht am 02.04.2013

Hallo, erstmal danke dass ihr euch Zeit für ein Gespräch nehmt. Hat sich bei LEVIATHAN seit unserem letzten Gespräch (anlässlich „Beyond The Gates Of Imagination Part 1“) personell etwas getan oder ist noch das Stammpersonal da?

Glücklicherweise sind wir, was unser Personal angeht, bisher von jeglichen Problemen verschont geblieben. In letzter Zeit ist es ja fast zum Volkssport geworden seine Band zu verlassen bzw. rausgeworfen zu werden, das passiert ja inzwischen fast wöchentlich. Egal ob Dave Lombardo bei SLAYER oder die nächste Sängerin bei NIGHTWISH. Bei uns ist es aber eher so, dass wir inzwischen eine echt eingeschworene Truppe geworden sind und ein wirklich stabiles Line-Up haben.

„The Aeons Torn“ klingt in vieler Hinsicht anders als „Beyond The Gates Of Imagination“. War das geplant? Seht ihr eine auch eine Entwicklung zwischen den Scheiben?

Die Entwicklung zwischen den beiden Alben ist auf jeden Fall da, wobei ich nicht sagen würde, dass „The Aeons Torn“ jetzt definitv die Richtung bestimmt, in die es mit unserer Band weitergehen wird. Das nächste Album wird viel mehr eher ein Schnitt zwischen dem aktuellen Album und unserem Debüt-Album sein, mit großen Refrains und eben auch einem guten Anteil Progressivität. Die Entwicklung auf diesem Album war dabei nicht unbedingt geplant, sondern kam mit dem Material und der Story die wir erzählen wollten. Das hat im Wesentlichen den Weg beeinflusst, den wir genommen haben. Auf der anderen Seite wollten wir dieses Mal auch unsere Grenzen austesten und wirklich mal diese ganzen alt eingefahrenen Strukturen, in denen sich das Songwriting normalerweise immer bewegt, hinter uns lassen.

„Beyond The Gates...“ hatte ja den Zusatz „Part 1“. Ist „The Aeons Torn“ „Part 2“, also ein logischer Nachfolger? Wird das Konzept von „Beyond…“ weiterentwickelt?

Das auf jeden Fall, wobei das Konzept nicht nur weiterentwickelt sondern auch abgeschlossen wird, denn Part. 2 ist auch gleichzeitig der finale Teil. Was das Konzept allgemein angeht, haben wir auf Part 1 eher einen Blick von außen auf die aktuelle Situation der Welt geworfen, was vor allem sehr viele eher politische Themen beinhaltete. Für Part 2 haben wir nun eher den Blick nach Innen gerichtet und uns eben gefragt, woher diese ganzen Entwicklungen kommen. Wenn man das zu Ende denkt, dann landet man unweigerlich bei den Emotionen und Motiven, die jeder Mensch hat und die ihn antreiben. Daher dreht sich das neue Material genau um diese menschlichen Motive und versucht sie auch musikalisch aufzugreifen.

„The Aeons Torn“ ist musikalisch noch vielfältiger und abwechslungsreicher als „Beyond…“. Geschieht diese Variation bewusst oder unbewußt im Songwriting?

Bei uns passiert eigentlich alles immer sehr bewusst im Songwriting, dieses Mal sogar noch mehr als sonst. Wir hatten, wie vorher schon angesprochen, diese gesamten Emotionen und Motive, die wir aufgreifen wollten und haben uns bereits vor Beginn der Arbeiten die Grundzüge der Songs zurechtgelegt. Ab da war unser Ziel dann, die Emotionen sowohl textlich als auch musikalisch dem Hörer zu vermitteln, dementsprechend abwechslungsreich ist dann auch das Endergebnis geworden. Es war allerdings auch um einiges komplizierter so zielgerichtet zu schreiben, also mit einer vorher ausgelegten Landkarte des Songs, definitiv eine Herausforderung, die aber sehr viel Spaß gemacht hat.

Für mich zieht sich als gewisser roter Faden durch das Album ein gewisses VINTERSORG-Feeling: komplexer, abwechslungsreicher Death Metal mit unterschiedlich variiertem Folk-Anteil. Seht ihr das auch so? Was sind denn eure musikalischen Vorbilder?

So genau habe ich das eigentlich noch nie betrachtet, VINTERSORG sind mir allerdings auch ausschließlich vom Namen her ein Begriff, gehört habe ich ihre Musik bisher noch nicht. Aber es stimmt definitiv, dass wir einen gewissen folkigen Einschlag in unserer Musik nicht verleugnen können. Was unsere musikalischen Vorbilder angeht, ist es wirklich schwierig da einzelne Namen herauszugreifen. Ich glaube, dass man als Musiker insgesamt von allem was man hört direkt oder auch indirekt beeinflusst wird und sich das dann auch im finalen Ergebnis widerspiegelt. Auf jeden Fall könnte man natürlich die üblichen Verdächtigen im Bereich Melodic Death Metal nennen, wie CHILDREN OF BODOM oder AT THE GATES, denn durch sie sind wir in Berührung mit dem Genre gekommen, das noch immer unsere Basis bildet. Aber es sind dann auch Bands wie etwa BLIND GUARDIAN und WINTERSUN die uns beeinflussen, insbesondere was die Verwendungen von Orchestrationen und Keyboards angeht.

„The Aeons Torn“ ist in zwei Hälften aufgeteilt: die erste ist sehr komplex, abwechslungsreich und progressiv, während die zweite mehr Richtung klassischer Melodic Death Metal geht. Was steckt da dahinter?

Das liegt hauptsächlich daran, dass wir uns entschieden haben unsere inzwischen ausverkaufte Debüt-EP „From The Desolate Inside“ für die zweite Hälfte der neuen CD vollständig neu abzumischen und zu mastern. Dementsprechend hört man diesem Teil des Materials noch deutlich mehr unsere Wurzeln an, als etwa den fünf neuen Songs. Thematisch liegen die beiden Teile allerdings sehr dicht beieinander, denn auch die Debüt-EP beschäftigte sich mehr mit den inneren Zuständen, die man als Mensch erlebt, und war weniger politisch als etwa „Beyond The Gates Part 1“.

Was sind eure kurz- und langfristigen Pläne?

Wir sind eigentlich eine Band die nie wirklich langfristige Pläne schmiedet, sondern sich lieber immer auf die nächste Aufgabe konzentriert. Kurzfristig steht natürlich erstmal an das neue Album live zu präsentieren, wofür wir aktuell insbesondere im Herbst einige Konzerte planen. Und dann richten wir den Blick auch langsam schon wieder auf das Material für das nächste Album, da die Arbeit an einer CD oftmals mehr als ein Jahr dauert, ist es immer besser früh damit zu beginnen. Aktuell haben wir bereits erste Ideen für das Konzept und auch schon einige Teile der Musik geschrieben und musikalische Ideen gesammelt.

Danke für die Zeit und eure Antworten. Habt ihr noch eine Botschaft an unsere Leser?

Als erstes wollen wir uns natürlich für das erneute Interview bedanken und auch allen Lesern für ihr Interesse bedanken. Und wir hoffen, dass wir auch bald die Gelegenheit bekommen mal nach Österreich zu kommen und unser neues Album zu präsentieren. Und wer Interesse an unserer Musik bekommen hat, auf unserer Homepage (www.leviathan-music.de) gibt es unter Downloads eine kostenlose Web-EP, mit der man sich denke ich einen guten ersten Eindruck von unserer Musik verschaffen kann.


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