Interview: nullDB - Frank, Matze, Fabi und MIscha

Artikel-Bild

Ja, äh, wir spielen 2013 auf WACKEN. Und das ist toll. Das ist verdammt, verdammt, verdammt toll.

NULLDB haben 2012 mit ihrem zweiten Album "Endzeit" begeistert. Anlässlich eines Konzertes in Zürich standen mir die vier Jungs Rede und Antwort.

Veröffentlicht am 10.03.2013

SB: Hallo Jungs, wer seid ihr?

NDB: Wir sind NULLDB, kommen aus Würzburg und spielen heute das zweite Mal im Ausland. Das erste Mal vor ein paar Tagen in Österreich, in Wien und jetzt hier in Zürich.

SB: Aber ihr kommt doch aus Würzburg in Bayern. Ist nicht alles ausserhalb von Bayern Ausland?

NDB: (lachen) Ja, eigentlich schon. Alles ausserhalb Bayerns ist eigentlich schon Ausland. Mischa ergänzt: Eigentlich bin ich ja schon ein Ausländer. Ich wohne mittlerweile in Hessen. Frank bestätigt: Theoretisch schon!

SB: Wer von euch ist für Musik und Texte verantwortlich?

NDB: eigentlich wir alle. Das geschieht bei uns ganz unterschiedlich. Manchmal jammen wir einfach zusammen im Proberaum oder einer kommt mit ner Riffidee an oder einer Textidee. Ganz unterschiedliche Sachen, und so entstehen dann unsere Songs. Wir haben bei „Endzeit“ sehr eng mit unserem Produzenten zusammengearbeitet, der hat auch gut hingeschaut und sehr gut beraten. Und so haben wir als Team die Songs auf den Punkt gebracht.

SB: Ihr habt vor vier Jahren euer erstes Album gemacht, was ein Erfolg war und in der Fachpresse gut aufgenommen wurde. Merkt ihr schon was, ob „Endzeit“ diesen Erfolg toppen wird?

NDB: Ja, es ist eine deutliche Steigerung schon zu erkennen. Unsere erste CD im „Im Auge des Sturms“ haben wir ja komplett selber veröffentlicht. Dieses Mal haben wir Unterstützung von unserer Plattenfirma AFM Records, die ja „Endzeit“ released haben. Das ist schon nochmal ne andere Hausnummer. Und wir merken schon, wie in Zeitschriften, in der Presse mehr Rezensionen kommen. Oder auf Stormbringer kam ne ganz nette Rezension (lacht). Ja, man merkt, es passiert was. Darauf sind wir auch ganz stolz, das ist für uns ein Lottogewinn.

SB: Ich war begeistert von „Endzeit“, weil ich schon lange kein Album mehr vor mir hatte, wo ich sagen musste, hier passt alles. Ich hab in einer anderen Review den Spruch „just killers – no fillers“ gelesen. Stammt der von euch.

NDB: (Gelächter) Nee, das würden wir selber nicht so sagen. Aber wir können sagen, wir sind selber recht zufrieden mit dem Album, Wir haben uns auch wirklich Zeit gelassen. Wir haben gleich nach „Im Auge Des Sturms“ angefangen, neue Songs zu schreiben. Es hat ne ganze Weile gedauert. Wir haben nicht ständig daran gearbeitet aber stetig und letztlich die dreizehn besten Tracks ausgewählt und ins Album gepackt. Und wir sind ganz happy mit dem Ergebnis. Und wenn man das so sagt über uns, dann freuen wir uns.

SB: Wenn eine Band deutsch singt und im deutschen Sprachraum unterwegs ist, dann hört man üblicherweise bei den Texten genauer hin. Man kann dann durchaus auch was verstehn.

NDB: Das ist auch der Sinn und Zweck (lachen).

SB: Ihr habt sehr unterschiedliche Themen aufgegriffen und mich würde zu vier eurer Songs interessieren, was eure Aussage, eure Intention dazu ist. Zuerst „Roter Regen“.

NDB: Vorneweg; die Leute sollen sich natürlich eine eigene Meinung bilden und selber interpretieren, was sie hören. Ich kann nur sagen, worum es uns ging. Bei „Roter Regen“ geht es um einen Pyromanen, der eine innere Stimme hat, die ihm sagt: „Zünd es an!“ Letztendlich zündet er sich in seinem Wahn dann selber an, opfert sich quasi.

SB: Mich hat „Kinder des Zorns“ sehr stark beeindruckt. Worum geht es da?

NDB: Ja, Kindersoldaten, Kinder, die es auf dieser Welt nicht so einfach haben, die von vornherein schon mit Aggression und Zorn aufwachsen, die sich das Leben erkämpfen müssen, denen gar nichts anderes übrig bleibt. Das haben wir versucht, in Form zu bringen. Wir wollten darüber schreiben, weil es nicht jeder so gut hat wie wir. Uns geht es eigentlich ja viel zu gut. Und so wollten wir über Kinder sprechen, die zum Vornherein wenig Chancen haben, sich ihr Leben auf der Strasse erkämpfen müssen.

SB: Ein zentrales Thema für uns alle ist das Leben. Ihr habt einen Song so benannt. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es da nicht nur ums Leben…

NDB: …nee, eigentlich nicht. Eher umgekehrt. Da geht es ums Sterben. Es geht, um es ganz platt zu sagen, um die Todesstrafe, die in einigen Staaten noch praktiziert wird. Es geht in erster Linie um die Sicht des Sterbenden und derjenigen, die ihn verurteilt haben. (Fabi ergänzt) …die ihn sterben sehen wollen! Aus der Sicht des Sterbenden, der sagt: „Ich will leben!“ und aus der Sicht derjenigen, die ihn verurteilt haben und nun merken, dass es nicht so schön, nicht so einfach ist, Jemanden „umgebracht“ zu haben. Wir sprechen da jetzt nicht aus Erfahrung, aber es sind solche Gedanken, die uns beschäftigen und die wir verarbeiten. Ich stelle mir vor, dass auch wenn Jemand etwas wirklich Schlimmes getan hat, Jemand hat leiden lassen, es nicht so einfach ist, ihn dann sterben zu sehen.

SB: Als ich die CD die ersten paar Male gehört habe, war mein Favorit „Freiheit“. In der Zwischenzeit hat sich das etwas geändert, mittlerweile gefält mir „Die Jagd beginnt“ sehr gut. Worum geht es da?

NDB: Die „Jagd beginnt“ ist ein Traum. Es geht um eine Jagd, allerdings nicht aus der Sicht des Jägers, sondern aus der Sicht des Gejagten. Man selber ist in dem Moment die Beute, die um ihr Leben rennt, die die Angst im Nacken spürt, die versucht, sich zu verstecken oder zu entkommen.

SB: Wenn ich mir die Themen so anschaue – „Tyrannei“ etwa noch – dann ist das ja schon ne ziemlich sozialpolitische, engagierte Geschichte. Sind NULLDB – für die Metalszene untypisch – eine politische Band?

NDB: Wir sind keine politische Band, nee, nee, wir sind keine politische Band. Das sind einfach nur Themen, die man tagtäglich mitbekommt, durch Fernsehen, durch die Medien. Wir wollen da auch nicht mit erhobenem Zeigefinger agieren, das sind einfach Themen, die aktuell sind und uns beschäftigen. (Fabi) Gerade „Tyrannei“ ist so eine Aktualität, welche im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling permanent in den Medien war und uns beschäftigt hat. Und wir haben dann versucht, das zu fassen, auf den Punkt zu bringen. (Frank) Um solche Texte zu schreiben, muss man auch nicht der politische König sein und sich mordsmässig mit der Politik beschäftigen. Das sind einfach nur frei von der Seele weg Texte aufgeschrieben von dem, was wir täglich aufsaugen.

SB: Das scheint ein guter Ansatz zu sein…kommt auf jeden Fall nicht schlecht raus.

NDB: Ja, danke!

SB: Momentan seid ihr noch etwas unterwegs. Das ist nicht mehr die ganz kleine Schiene, aber ich habe gehört, dass es 2013 einen Ort gibt, an dem ihr spielen werdet, an den sich jede Metalband hinwünscht.

NDB: Ja, äh, wir spielen 2013 auf WACKEN. Und das ist toll. Das ist verdammt, verdammt, verdammt toll. Und wir freuen uns tierisch, weil WACKEN ist halt (Mischa mischt sich ein) für jede Band so eine Art Mekka. Metal-Mekka quasi. (Frank) Und für uns ist das natürlich eine Riesenchance. Das ist total geil, dass wir da dabei sein können, das ist was ganz grosses für uns. Ich möchte aber gar nichts anderes abwerten, weil die Tour jetzt macht Riesenspass, wir spielen jeden Abend vor geilem Publikum an coolen Orten. Aber WACKEN ist halt das Sahnehäubchen, das grösste Metalfestival der Welt. Und wir freuen uns halt den Arsch ab, um das mal gerade heraus zu sagen.

SB: Jetzt ist es ja so, dass einige Leute kein Ticket für Wacken mehr gekriegt haben, weil sie ein klein wenig zu spät waren. Sieht man euch im kommenden Sommer auch auf anderen Festivals? Es gibt ja auch in Süddeutschland eines oder zwei…

NDB: Auf jeden Fall! Wir werden 2013 und 2014 auf verschiedenen Festivals zu sehen sein. Genaues dazu kann ich aber noch nicht sagen. Das ist gerade alles in Planung. Aber es wird noch einiges passieren, soviel kann ich schonmal verraten.

SB: Bands gehen ja sehr unterschiedlich mit neuen Projekten um. Einige haben die schon fast im Sack, wenn das aktuelle raus ist, andere gehen dannzuerst einmal ausgiebig auf Tour und lassen sich Zeit. Wie ist das bei euch?

NDB: Wir haben schon zwei neue Projekte in der Tasche (lacht). Also wir touren jetzt zwar, aber uns begleiten unser iPhones und mobilen Aufnahmegeräte und Laptops und wir sammeln ständig neue Ideen. (Matze) Wir setzen uns auf jeden Fall nicht zwanghaft hin und quälen uns, aber wenn was auftaucht, dann halten wir es halt fest. (Frank) Wir arbeiten auf jeden Fall an neuem Material und haben nicht vor, abzutauchen. Wir haben eher vor, durchzustarten, noch vielmehr da zu sein wie je zuvor. Wir sind noch lange nicht müde, ihr kriegt uns nicht mehr los!

SB: Okay, ich glaube, ihr müsst noch ein bisschen was essen, damit ihr mir nachher nicht von der Bühne fallt. Ich danke auf jeden Fall für die Zeit und gehe mal davon aus, dass ihr das Dynamo rockt.

NDB: Wir danken dir für das echt tolle Interview, hat uns sehr viel Spass gemacht.


ANZEIGE
ANZEIGE