Interview: Sonic Reign - Ben Borucki

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Ich mag Konzerte nicht mal als Zuschauer. Irgendwie passt live spielen für mich nicht zum Black Metal.

Die bayrische Black-Metal-Schmiede SONIC REIGN hat mit ihrem Rock-durchtränkten Album "Monument In Black" einmal mehr bewiesen, dass die deutsche Szene lebt. Sänger und Gitarrist Ben erklärte uns, warum es sieben Jahre bis zum neuen Album gedauert hat, weshalb die Band wohl niemals live auftreten wird und warum Texte klauen von DARK FORTRESS ganz cool ist.

Veröffentlicht am 11.03.2013

Ben, fast sieben Jahre sind seit eurem Debütwerk „Raw Dark Pure“ vergangen, bis ihr jetzt mit „Monument In Black“ endlich wieder ein Album aus dem Boden gestampft habt. Die Frage sei gestattet – warum hat das so endlos lange gedauert?

Ich bin vor einiger Zeit ziemlich weit weg gezogen, sodass regelmäßiges Proben nur schwer möglich war. Außerdem ist bei uns beiden privat und beruflich viel passiert, sodass die Band mal weniger im Fokus stand. Die schnellsten Songwriter waren wir auch nie und dann kam noch die Labelsuche hinzu. Es gibt also einige Gründe für die lange Pause zwischen den Alben.

Ihr seid ja auch seit Anbeginn der Band eigentlich ein Zwei-Mann-Projekt. Welche Vorteile hat diese Arbeitsweise?

Man muss nur sehr wenig Kompromisse eingehen, was beim Songwriting meiner Meinung nach ein riesiger Vorteil ist. Dadurch dass wir auch einen sehr ähnlichen Geschmack haben, gab es da nie Probleme. Zu viele Songwriter können den Sound ganz schön verwässern. Aber es hat sicherlich beides sein Für und Wider und es kommt halt immer auf die Band bzw. die beteiligten Personen an. Für uns ist das so aber sehr angenehm.

Euer Debüt wurde ja von Metal Blade vertrieben – warum seid ihr bei denen durch den Rost gefallen? Und wie hat sich die Zusammenarbeit mit Apostasy Records im Endeffekt ergeben? Welche Möglichkeiten boten sich euch sonst noch?

Ursprünglich sah es so aus, als würden Metal Blade das Album veröffentlichen. Aber im Rahmen der Finanzkrise wurden die natürlich auch etwas gebeutelt und haben dann einige kleine Bands wie uns gekickt. Natürlich haben wir jetzt auch nicht wahnsinnig gut verkauft und da war das für das Label denke ich eine klare Sache. Ist sehr schade, denn die Zusammenarbeit war super. Ein sehr gutes Label mit sehr guten Mitarbeitern. Aber wir können die Entscheidung absolut nachvollziehen. Da hängen ja haufenweise Jobs dran und da müssen sich Releases schon lohnen.
Außer von Apostasy haben wir nur uninteressante Angebote bekommen. Es ist nicht mehr so leicht einen Deal zu bekommen wie vor ein paar Jahren, wie es scheint.

Mehr noch als auf eurem Debütalbum klingt „Monument In Black“ nach Black Metal mit einer fetten Portion Rock’n’Roll. Welche Einflüsse und Inspirationen habt ihr für das Album aufgesaugt?

Ich höre seit einigen Jahren eher weniger Black Metal, insofern ist da denke ich nichts groß an neuen Einflüssen hinzu gekommen. Wir wissen schon was für eine Musik wir mit SONIC REIGN schreiben wollen und insofern gibt es da auch nicht so den Bedarf nach weiteren Einflüssen. Ich denke das ist einfach in einem ganz natürlichen Rahmen abgelaufen. Ein bisschen was Neues kommt ja immer zu einem Stil hinzu. Sicherlich ist an den punkigen Elementen meine Liebe zu TURBONEGRO nicht ganz unschludig.

Die Songs auf „Monument In Black“ müssten ja schon vor längerer Zeit geschrieben worden sein. In welchem Zeitraum bewegte sich das Songwriting?

Alle Songs sind zwischen 2007 und 2011 entstanden. Ein paar wenige Riffs sind noch etwas älter. Z.b. die ersten beiden Riffs von 'Soul Flagellation' haben über zehn Jahre auf dem Buckel.

Habt ihr auch Songs verfasst, die es nicht aufs Album geschafft und wenn ja, werdet ihr sie veröffentlichen?

Es gab einen Song, den wir dann weggelassen haben, weil er nicht so recht zum Rest passen wollte und uns auch nicht so ganz überzeugt hat. Der wird wohl auch nie aufgenommen. Wir veröffentlichen nur Material, mit dem wir ohne Wenn und Aber zufrieden sind.

Die Kritiken zu „Monument In Black“ waren teilweise ja wirklich hymnisch. Hat das für euch als Band überhaupt einen Wert?

Es freut uns schon, wenn wir positive Resonanz bekommen, aber unser Seelenheil hängt jetzt nicht davon ab. Wir machen die Musik für uns selbst und würden das natürlich auch ohne derartige Kritiken weiterhin machen.

Ich weiß es von diversen Facebook-Kommentaren die ihr selbst auf eurer Page geschrieben habt, dass ihr den SATYRICON-Vergleich so gar nicht abkönnt. Aber mit Verlaub – wo bitte schön hört man bei euch NICHT SATYRICON heraus? Argumentiere doch bitte, warum dem nicht so sei und weshalb euch etwa CELTIC FROST näher sind.

Die Atmosphäre ist für mich eine komplett von SATYRICON unterschiedliche. Es wundert mich, dass das offenbar nicht jeder hört. Ähnliche Stilmittel / Stimmlage mag es geben, aber sonst sehe ich da keine großen Parallelen. Vielleicht kann man das als Musiker selbst aber auch nur schwer oder gar nicht beurteilen, weil man eben zu tief drin steckt.

Die meisten Texte sind meines Wissens von ex-DARK FORTRESS-Member Azathoth verfasst. In welcher Beziehung steht ihr zu ihm und auf welche Themenbereiche habt ihr euch beim Texten dieses Albums konzentriert?

Wir haben ihn vor ein paar Jahren kennen gelernt und mochten sowohl seine Stimme als auch seine Texte. Die Songs von 'Monument In Black' waren fertig und wir hatten noch kaum Texte. Azathoth hatte noch einige der Texte für das "Scum"-Album von DARK FORTRESS übrig und hat uns diese dankenswerterweise überlassen. Die haben unglaublicherweise sowohl inhaltlich als auch rhythmisch größtenteils auf die Songs gepasst. Seine Texte sind sehr brutal und auf die Fresse. Meine gehen thematisch in Richtung persönliche Revolution. Leben wie man es für richtig hält und sich nicht allen Scheiß vorgeben zu lassen.

Azathoth soll gerüchteweise ja bald euer dritter Bandmember werden. Stimmt da und wenn ja, welche Funktion wird er ausüben?

Das stimmt. Er soll bei der nächsten Veröffentlichung den Gesang übernehmen. Das ist erstmal auf ein Release beschränkt. Wir wollen das als kleines Experiment durchführen, um den Spaß an der Sache nicht zu verlieren und nicht immer im gleichen Sud zu kochen.

Ihr seid auch bekannt dafür, nicht so wirklich gerne live auf der Bühne zu stehen. Werdet ihr das Album also überhaupt live promoten?

Wir sind noch nie live aufgetreten und daran wird sich vermutlich auch nichts ändern. Das ist etwas, das uns nicht besonders interessiert und wir scheuen auch den zeitlichen Aufwand, den das Anlernen von Sessionmusikern mit sich bringen würde.

Warum mögt ihr eigentlich keine Livekonzerte? Wird sich die Intensität derer vielleicht steigern, wenn ihr das Line-Up ausbaut?

Ich persönlich mag Konzerte nicht mal als Zuschauer und gehe nur hin und wieder mal auf eins. Irgendwie passt live spielen für mich nicht zum Black Metal. Kann ich nicht genauer erklären.

Schreibt ihr bereits an neuen Songs und wird die Wartezeit zum dritten Album kürzer sein? Welche Pläne verfolgt ihr für die nähere Zukunft?

Ich wollte demnächst mal mit dem Songwriting anfangen, aber derzeit frisst die Promo für das Album noch zu viel Zeit.
Unsere Pläne bleiben unverändert: Gute Musik aufnehmen und veröffentlichen.


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