Interview: Vanitys Fair - Markus J.

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Wir bezeichnen es gerne als Pop-Trance-Scream-Hardcore, oder wie unser Gitarrist Bernhard gerne dazu in einem Wort sagt: Slutcore.

Schubladendenker werden angesichts der Stilvielfalt auf VANITYS FAIRs "Stay Gold" ihre liebe Not haben. Warum der kunterbunte Sound der Kärntner trotzdem einschlägt wie eine Bombe, hat uns Gitarrist Markus beantwortet.

Text: Sandy
Veröffentlicht am 09.12.2012

VANITYS FAIR sind eine sehr junge Band aus Kärnten. Euer Bekanntheitsgrad scheint mittlerweile ganz beachtlich zu sein, wenn man sich die Anzahl der Freunde auf Facebook anschaut. Stellt euch bitte trotzdem kurz für alle Stormbringer-Leser, die euch noch nicht kennen vor.

Wir sind VANITYS FAIR, eine sechsköpfige Band aus dem südlichsten Österreich: Kärnten. Lange Strandspaziergänge und Sonnenuntergänge zählen zwar nicht zu unseren Hobbies, dafür leben und lieben wir Musik. Unseren Sänger Marko kennen die einen oder anderen vielleicht aus „Messer Gabel Herz“ auf Puls 4. Neben Marko bilden Markus, Gitarrist und Songwriter, Christoph, der Schreihals der Band, Benji an der Gitarre, Fabian am Drumset und Alex am Bass das Fundament der Band.

In eurer Musik liebäugelt ihr mit purem Pop. Dennoch sind eure Kompositionen aufgrund des komplexen Songwritings und der vielschichtigen Arrangements alles andere als Easy-Listening. Zu allem Überfluss kommt ihr nicht aus Wien oder Graz, sondern aus der südösterreichischen Provinz. Warum seid ihr diversen Truppen aus der Großstadt so weit voraus?

Ob weit voraus ist hierbei, denke ich, Ansichtssache. Wir haben gegenüber Bands aus Großstädten ein klares Handicap, da wir ja aus einer wirklich sehr ländlichen Gegend kommen. Der Ort in dem sich unser Proberaum befindet, scheint sogar auf sehr vielen Karten nicht einmal auf. Darum ist es sehr schwer von Agenturen, Leuten, Promotern, Veranstaltern usw. wahrgenommen werden. Dennoch zählen, so denke ich, unsere Zielstrebigkeit und der Sturkopf unseres Gitarristen und Songwriters Markus zu Faktoren, die uns ständig nach vorn treiben. Einmal in den Kopf gesetzt muss das auch so klappen.

Euer Bandname heißt übersetzt so viel wie „Jahrmarkt der Eitelkeiten“. Hat euch bei der Namensfindung das gleichnamige Buch (Roman von von William Makepeace Thackeray aus dem Jahr 1848, Anm. d. Verf.) bzw. dessen Verfilmung beeinflusst? Wenn ja, inwiefern?

Im Grunde war der Bandname die Idee unseres ehemaligen Vocalisten Stefan. Uns gefiel daran einfach der Klang des Namens und die Schlichtheit, wobei sich der Name dennoch sehr abhebt.

Die stilistische Einordnung von „Stay Gold“ (VF Album-Erstveröffentlichung, Anm. d. Verf.) fällt nicht leicht. Wie würdet ihr einem Außenstehenden euer aktuelles Album beschreiben?

Wir bezeichnen es gerne als "Pop-Trance-Scream-Hardcore", oder wie unser Gitarrist Bernhard gerne dazu in einem Wort sagt: Slutcore. Es ist, um ehrlich zu sein sehr schwer unsere Musik in eine Schublade zu werfen. Wir machen worauf wir Bock haben. Uns muss unsere Musik selbst Spaß machen. Da kommen so viele Einflüsse zusammen, dass es als ein Ding der Unmöglichkeit scheint, uns jetzt einen Stempel aufzudrücken.

„Stay Gold“ wurde laut Amazon bereits am 7. September 2011 veröffentlicht. Schade dass dieses Glanzstück erst ein gutes Jahr später den Weg in die Stormbringer-Redaktion geschafft hat. Warum diese große Zeitspanne zwischen Release und der laufenden Promotion?

Da wir alles in Eigenregie übernehmen, war es nicht anders möglich. Nach dem Release hieß es erst mal: „Yeah, Album ist in unseren Händen.... und jetzt?“. Da wir sechs unglücklicherweise absolut keine Ahnung von Artistpromotion usw. hatten, und uns zahlreiche österreichische Managements, Booker, usw. immer klare Ohrfeigen und Absagen gaben, war es mal eine lange Zeit still. Durch Glück haben uns, nach ihrer ersten Österreich-Tour ESKIMO CALLBOY die Hand gereicht und uns den Kontakt Ihres Managers Jens Gödde weitergeleitet. In Deutschland fanden wir bei Ihm ein offenes Ohr und ab diesem Zeitpunkt hat er uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden, wie wir am besten VANITYS FAIR promoten. Und das ganze mit Erfolg wie es scheint.

Auf eurer Facebookseite schreibt ihr „Now they'll come back with new songs”. Ist hier noch vom Debütalbum die Rede, oder dürfen sich eure Anhänger bereits auf ein Folgewerk freuen?

Unsere neues Werk steht schon in den Startlöchern, fünf Songs davon sind bereits in der Pre-Production. Es wird also 2013 ein weiteres Album erscheinen.

Seht ihr eure Besetzung als Sextett als Chance, oder behindert die größere Anzahl der Bandmitglieder so manchen Kreativ-, bzw. Entscheidungsprozess?

Sechs Leute in einer Band sind eine ganz klare Herausforderung. Vor allem in unserer Situation. Wir sind alle in einem Alter, in dem jeder mit seiner Lehre/ Ausbildung fertig wurde/ fertig wird. „Was nun?“ fragt man sich. Natürlich ist es nicht schwierig einen Job zu finden, aber einen Job zu finden der auch die Bedürfnisse eines Musikers (Shows, Proben, usw.) zulässt, gibt es sehr, sehr selten. Da stellt sich jedem Mitglied die Frage, ob Musikkarriere, die ein sehr großes „möglicherweise“ voranstellt, oder doch ein sicherer Job. Und dieser Schritt ist abhängig von fünf weiteren Personen. Da müssen alle an einem Strang ziehen, einander vertrauen, sonst ist so etwas nicht möglich. Eines ist klar: Von Musik alleine kann man sehr schwer, bzw. gar nicht leben. Außer wir werfen uns in Lederhosen und jodeln ein paar Schlager auf Zeltfesten runter. Aber ich denke diese Option fällt doch eher weg.

Welche Erlebnisse zählen zu den absoluten Höhepunkten in der bisher vierjährigen Bandgeschichte? Welche glanzvollen Karriereschritte plant ihr für die Zukunft?

Es ist in diesen vier Jahren so viel passiert, das würde im Grunde alles einen Platz in unserer "Best Of VF"-Biographie finden. Aber ich denke folgende Momente zählen zu den Unvergesslichsten:
1. Unsere dritte Deutschlandshow: Da fahren wir doch einfach mal mit zwei Kleinwagen vollbeladen die knapp 1400 km nach Hamburg, um dort einen Gig zu spielen mit knapp 600 Euro Spritkosten, aber das war uns vollkommen egal. Wir hatten Bock darauf und dann singen die Leute dort unsere Songs mit: Jeden einzelnen unseres Albums. Dieses Gefühl, das wir dabei hatten war einfach unbeschreiblich.
2. Auf einer Fahrt nach Wien hatten wir die blödsinnige Idee, einen Song von KELLY CLARKSON zu covern bzw. auf unseren Stil abzustimmen, stellen diesen dann auf YouTube und auf einmal hat das Ding über 22.000 Aufrufe.



3. Unsere erste Schweiztour mit SCREAM YOUR NAME: Einfach alles an diesem Wochenende wird uns ewig in Erinnerung bleiben: Die Fahrt, die Shows, die Leute, die Unterkunft in einem Schutzbunker etc.

Zur Zeit steht die Produktion des zweiten Albums an erster Stelle. Wir bemühen uns sehr um die Suche nach einer passenden Bookingagentur und um Promoter, die uns in Bereichen unterstützen, in denen wir alleine kaum oder nur schwer vorankommen. Es sollen weitere Shows im Ausland folgen, eine Österreichtour und vieles mehr. Was genau, kann uns nur die Zukunft zeigen.

Aufgrund eurer zahlreichen Live-Shows dürfte es euch nicht schwer fallen, eine Anekdote aus dem Tourleben zum Besten zu geben? Bitte nennt euch gleich die nächste Möglichkeit, eure Band live zu bewundern!

Es sind einfach diese unbeschreiblichen Momente, in denen wir uns on Stage gegenseitig in die Augen blicken und versuchen nicht total loszulachen, weil z.B. Marko schon wieder den Text vom zweiten Vers vergessen hat, Markus' Funksystem schon wieder aussetzt, Benjis Gitarre total verstimmt klingt aber er scheißt drauf, usw. Es macht einfach Spaß. Am 25. Dezember spielen wir dann unsere letzte Show für 2012 im ((Stereoclub)) in Klagenfurt. Die Shows für 2013 werden erst Anfang des Jahres bekanntgegeben, jedoch ist z.B. der Auftritt am "Rock den See"-Festival in St. Andrä im Lavanttal fixiert.

Stormbringer dankt für das Interview! Bitte um eine abschließende Grußbotschaft an die Leser.

Abschließend möchten wir uns bei allen bedanken, die uns supporten, unsere Musik genauso schätzen und lieben wie wir es tun und sich von nichts und niemandem aufhalten lassen.
Fight for your dreams!


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