Interview: NETTLECARRIER - T. Ciekals

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Wer scheren uns einen Dreck um musikalische Perfektion. Wir kümmern uns nur darum, dass die Art und Weise wie wir Black Metal erleben und fühlen perfekt ist.

Mit NETTLECARRIER stellt sich die nächste Norwegian Old School Black Metal vor. Bandboss T. Ciekals sprach mit uns über das Debütalbum, verhasste Großfestivals und die vielen Vorteile des getrennten Arbeitens und externen Übens.

Veröffentlicht am 13.09.2012

Trond, euer Debütalbum "NettleCarrier" habt ihr nach einer etwa fünfjährigen Pause eingezimmert. Was habt ihr denn zwischenzeitlich so getrieben und wie zufrieden bist du mit dem Erstwerk jetzt, nachdem du etwas Abstand dazu gewonnen hast?

Nachdem wir die 7'' "To Strangle The Hero Of Heaven" herausgebracht haben, wollten wir eigentlich sofort ein Album nachschieben, aber irgendwie ist dann alles im Sand verlaufen und die Idee gestorben. Zu dieser Zeit habe ich auch beschlossen LJA zu verlassen und DJEVEL ins Leben zu rufen, Sänger Mannevond wurde in die URGEHAL-Besetzung aufgenommen. Ich habe trotzdem immer wieder Songs für NETTLECARRIER verfasst, ein komplettes Album hatte ich dabei aber nicht mehr im Kopf. Nachdem ich mit dem DJEVEL-Album fertig war und Mannevond URGEHAL wieder verlassen hat haben wir beschlossen, NETTLECARRIER neben unseren zahlreichen anderen Bandprojekten wieder etwas Raum zu geben. Der finale Nagel im Sarg war dann der Zeitpunkt, als Drummer Dirge Rep beschlossen hat ein Full-Time-Member von NETTLECARRIER zu werden.
Wir alle sind mehr als glücklich mit dem Album. Vor allem für mich persönlich ist es schön zu sehen, dass all die Songs, die ich seit 2005 so geschrieben habe, nun endgültig manifestiert wurden. Wir haben das Gefühl für die Band seit der Gründung zum Glück immer behalten.

"NettleCarrier" kann getrost als Norwegian-Old-School-Black-Metal-Werk bezeichnet werden. Worauf habt ihr denn den Fokus bei den Aufnahmen gelegt? Wie wichtig ist es dir persönlich, die Genre-Flamme am Leben zu erhalten?

Der Aufnahmeprozess dreht sich schlicht darum, unsere Gefühle für das Album festzunageln. Wir haben alles innerhalb von nur vier Tagen finalisiert und dabei auch mehrere Takes verwurstet. Wer scheren uns einen Dreck um musikalische Perfektion. Wir kümmern uns nur darum, dass die Art und Weise wie wir Black Metal erleben und fühlen perfekt ist.
Viel zu viele Bands haben die Spur auf ihrem "Left Hand Path" verloren, weil sie sich zu stark auf Plastik-Drums und einen polierten Sound gekümmert haben. Ich könnte dir listenweise Bands aufzählen, würde dabei aber nie fertig werden. Ist auch deren Problem.

Da Dirge Rep und ich nun schon seit gut 20 Jahren im Black Metal Geschäft sind, gibt es für uns auch nichts anderes - No Compromise! Es ist sehr wichtig, Black Metal Black Metal sein zu lassen - allein schon um sich immer in Erinnerung zu rufen, was Black Metal eigentlich sein sollte. Wir haben uns dazu entschlossen, auf niemand anderen Rücksicht zu nehmen und nur auf uns zu schauen - sonst würden wir uns nur darüber ärgern, dass Bands wie GOD SEED mehr Aufmerksamkeit ernten.

Dirge Rep ist vor zwei Jahren fix zu NETTLECARRIER gestoßen, hat aber schon davor die Lyrics für die Band verfasst. Nachdem ihr ja wirklich alle drei in unzähligen Projekten tätig seid, frage ich mich natürlich, woher ihr die Zeit für dieses Baby nehmt? Gehen sich da überhaupt Live-Shows aus?

Ich bin für das Songwriting bei NETTLECARRIER und DJEVEL tätig. Dort, wo ich gerade am Werk bin, habe ich auch meine vollste Konzentration. Es gibt da keine Regeln oder Ranglisten. Jetzt wo ich mit diesem Teil fertig bin, konzentriere ich mich also wieder voll auf das nächste DJEVEL-Album. Die anderen Jungs hatten vor unserem Studioaufenthalt gerade nichts besonderes zu tun, also konnten wir das Album eben in kurzer Zeit und ohne großen Stress einspielen.
Wir haben als NETTLECARRIER bislang eine Show beim Bunker Festival in Oslo gespielt, wo ich auch mit DJEVEL auf der Bühne stand. Wir werden sehen, ob wir das überhaupt wieder einmal machen, wenn, dann muss es eine Location sein, mit der wir uns einigen können. Wir würden niemals auf einem Festival wie dem Inferno spielen.

Während des Aufnahmeprozesses wart ich nicht ein einziges Mal gemeinsam im Studio. Was sind denn Vor- und Nachteile dieser Arbeitsweise? Wieviel Zeit habt ihr eigentlich, um zusammen zu proben?

Ich habe die Demos aufgenommen, sie den anderen geschickt und dann haben wir uns einmal im Studio getroffen. Es gibt eigentlich gar keine Nachteile bei dieser Arbeitsweise. Prinzipiell ist es sogar besser - jedes einzelne Bandmitglied weiß was es tun soll und wie die Scheibe im Endeffekt klingen soll, also vertrauen wir uns auch gegenseitig, dass jeder das Bestmögliche aus sich herausholt.
Da wir in verschiedenen Ecken Norwegens leben proben wir nie zusammen. Ich glaube auch, dass die Alben ohne gemeinsames Proben wesentlich intensiver klingen. Dirge Rep hat seine Drums innerhalb von acht Stunden eingeholzt, ohne auch nur jemals dafür geübt zu haben. Er hat sich einfach nur meine Demobänder angehört.

Was sagt denn der Bandname genau aus und wo setzt ihr den Fokus bei euren Texten? Die Songs sind ja fast alle in Norwegisch gehalten. Hat das auch einen bestimmten Grund?

NETTLECARRIER bedeutet einfach "Überbringer von Tod und Krankheit". Die Texte drehen sich um diverse okkulte Themen wie Nekromantie und andere aufrichtige antichristliche Themen. Insgesamt sind es vier Songs auf Norwegisch und drei auf Englisch. Jeder Song hat dabei seine eigene Botschaft - wir haben kein Konzeptalbum eingespielt.

Das Cover-Artwork hat Truls Espedal gefertigt, der unter anderem auch für das brandneue ENSLAVED-Motiv verantwortlich ist. Wie seid ihr den zusammen gekommen und wie kann man das Artwork mit der Musik kombinieren?

Truls und ich sind gute Freunde seit über 15 Jahren. Er hat nicht nur das NETTLECARRIER und die letzten sieben ENSLAVED-Covers gemacht, sondern auch das für DJEVEL. Er versteht eben genau was wir machen und sein Talent ist unbestritten. Ich habe ihm einfach von meinen Ideen erzählt und er hat sie mehr als perfekt umgesetzt. Du kannst Truls auch gerne als eine Art "Bandmitglied" von NETTLECARRIER und DJEVEL betrachten.

Wie sieht denn jetzt die nähere Zukunft aus? Wieder volle Konzentration auf eure Projekte wie DJEVEL oder KOLDBRANN oder werdet ihr euch verstärkt NETTLECARRIER widmen?

Ich lege meinen Fokus jetzt wieder voll auf das nächste DJEVEL-Album, KOLDBRANN haben ihr neues Werk gerade fertiggestellt. Wenn das alles erledigt ist, werde ich mich um das nächste NETTLECARRIER-Album kümmern.

Fein. Dann bleiben nur mehr die berühmten letzten Worte für eure Fans und Stormbringer-Leser.

Support the true underground and avoid all false.


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