Interview: THE INIQUITY DESCENT - Mathias Lillmåns

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Es gibt Puristen, denen es am liebsten wäre, die Produktion eines Albums klinge nach einer Nähmaschine, die durch ein Stahlrohr rattert.

Mit den Finnen THE INIQUITY DESCENT rumpelt eine brandheiße Hartwurst-Combo durch den Frühling. Sänger Mathias Lillmåns im Interview über sein bislang wenig bekanntes Projekt, Nähmaschinen-Produktionen und Wünsche an den Flaschengeist.

Veröffentlicht am 25.05.2012

Hey Mathias, erzähl uns doch mal kurz welche Intention dahintersteckte, THE INIQUITY DESCENT ins Leben zu rufen?

Prinzipiell war die Band nur als Side-Project von Gitarrist Mikael Mannström und mir gedacht. Wir machen schon seit den späten 1990er Jahren zusammen Musik und seit wir unsere alte Band TWILIGHT MOON schlafen legten, haben wir nie mehr etwas zusammen gemacht. 2009 hat mir Mikael schließlich mitgeteilt, dass er wieder an neuer Musik arbeitet und ist bei mir natürlich sofort auf Interesse gestoßen. Wir haben uns dann dazu entschlossen, einfach ein paar Songs für eine eventuelle erste EP zu schreiben. Nur zum Spaß, ohne weitere Hintergedanken. Wir haben dann unseren gemeinsamen Freund Kenna Nygård gefragt, ob er nicht die Drumparts übernehmen wolle und das Ergebnis ist dann ziemlich cool ausgefallen. Über einen Freund von Kenna sind wir dann für einige Shows in Russland gebucht worden und hatten dort beim Spiele so viel Spaß, dass wir beschlossen haben, das Projekt wirklich als ernsthafte Band weiterzuführen. Wenige Jahre später stehen wir nun da, mit einem Massacre Records-Deal in der Tasche, der ersten Full-Length in den Läden und vielen gespielten Konzerten, auf die noch weitere folgen werden. THE INIQUITY DESCENT sind mittlerweile keinesfalls mehr ein Side-Project.

Als ich mir die Songtitel durch den Kopf gehen ließ, bin ich zum Entschluss gekommen, dass "The Human Apheresis" ein Konzeptalbum sein könnte. Ist da auch wirklich was dran?

Das ist in gewisser Weise richtig. "The Human Apheresis" ist eine Art Prozess, eine Katharsis wenn du so willst, welche deine Gedanken, deinen Körper und deine Seele heilt. Ich habe über Dinge geschrieben, die ich gesehen, gehört oder gefühlt habe. Dinge, die ich selbst erlebt habe und die mich zu der Person gemacht haben, die ich heute bin. Dinge, an die ich glaube. In diesem Sinne ist es wohl doch sowas wie ein Konzeptalbum.

Nachdem ihr mit zwei eigenproduzierten EPs in die Musikwelt gestartet seid - wie kam es zum Deal mit den renommnierten Massacre-Jungs?

Wir hatten auch viele andere Angebote, haben aber intern recht schnell gesehen und beschlossen, dass Massacre eine ähnliche Sichtweise wie wir an den Tag legen und uns, unserer Meinung nach, auch den eindeutig besten Deal vorgelegt haben.

So gut wie alle Mitglieder von THE INIQUITY DESCENT spielen bei anderen Bands wie FINNTROLL oder CHTHONIAN. Wie lässt sich denn das im Endeffekt vereinbaren und wie viel Zeit bleibt denn da noch für dieses Projekt übrig?

Zurzeit funktioniert das noch recht gut. Bei FINNTROLL erholen wir uns gerade von den vielen Touren und den Promotionarbeiten zum letzten Album und in diese Pause passt die Arbeit mit THE INIQUITY DESCENT geradezu perfekt. Ich bin mir auch ziemlich, dass THE INIQUITY DESCENT nicht wirklich viel auf Tour gehen wird, womit wir den einen oder anderen Auftritt im nächsten Jahr bestimmt gut zwischen die FINNTROLL-Touren quetschen können.

Meiner Meinung nach klingt ihr in gewisser Weise ja wie SECRETS OF THE MOON oder SATYRICON. Sind das Inspirationsquellen für euch? Wie zufrieden bist du rückblickend mit dem Ergebnis des Debütalbums?

Wir sind schon des Öfteren mit den beiden verglichen worden und ich kann auch total verstehen warum. Wir sind nun einmal Kinder der 1980er Jahre und mit Zeug von SATYRICON oder DARKTHRONE aufgewachsen und musikalisch erzogen worden. Das Verrückte an unserer Band ist ja, dass unser Gitarrist Mikael, der fast für das gesamte Songwriting zuständig ist, privat kaum Musik hört. Er meinte einfach, er schreibe die Musik, die er gerne hören wolle.

Interessant ist ja, dass ihr musikalisch stark im Black Metal-Bereich verankert seid, deine Vocals aber stark dem Death Metal verfallen sind. Eine sehr brutale Mischung wie ich finde. Gehört das auch zu eurem Bandkonzept?

Wir haben uns eigentlich nie wirkliche viele Gedanken über unseren Sound gemacht. Wir haben gewusst wie das Teil klingen soll und das Ergebnis passt so, wie es ist. Als Sänger kann ich dir nur dazu sagen, dass ich es auch schon ziemlich satt habe, immer die typischen Black-Vocals zu bringen. Wenn uns Leute nach unserer Richtung gefragt haben, haben wir immer betont, wir seien eine Black Metal Band mit Death Metal und Rock-Einflüssen.

Das Album klingt angenehm natürlich und überhaupt nicht überproduziert. Das ist ja ziemlich selten heute. War das auch wichtig für euch und wie findest du persönlich diese Schwemme an sterilen Scheiben, die heute die Plattenläden überfluten?

Das hat halt immer zwei Seiten. Zu viele Alben klingen heute einfach zu klinisch, das stimmt auf jeden Fall. Dann gibt es aber auch noch die vielen Puristen, denen es am liebsten wäre, die Produktion eines Albums klinge nach einer Nähmaschine, die durch ein Stahlrohr rattert. Wir wollten uns da irgendwo dazwischen platzieren. Natürlich und klar, aber trotzdem kraftvoll ohne die verschissenen Trigger zu verwenden. Der wichtige Part bei uns ist der Groove.

Und Mikael ist quasi hauptverantwortlich für die Songs?

Er hat zumindest alle Riffs auf "The Human Apheresis" geschrieben. Aber Mikael, Drummer Kenna und ich haben zusammen die Arrangements ausgearbeitet. Ich habe mich dafür ausnahmslos um alle Lyrics gekümmert. Das nächste Album wird sicher verstärkt in der Gemeinschaft entstehen, vor allem weil unser Bassist Jonas Frilund schon einige Riffs eingezockt hat, die perfekt zum Bandkonzept passen.

Live wart ihr bislang eher selten unterwegs. Wird sich das ändern? Vielleicht auch mal für eine Stippvisite in Österreich?

In unserer Heimat Finnland haben wir schon diverse Gigs geplant, da werden auch noch weitere folgen. Wir hatten auch Pläne für Gigs in Mitteleuropa, aber irgendwie hat das nicht ganz funktioniert. Also sollte das hier gerade jemand lesen - sagt euren Bookern, sie sollen THE INIQUITY DESCENT zu euch holen. Wir würden uns sehr darüber freuen!

Schreibt ihr auch schon fleißig am Nachfolger zu "The Human Apheresis"?

Dessen kannst du dir sicher sein. Wir haben schon eine Menge Zeug zusammen und sind ganz begierig darauf, gleich loszustarten. Es wird wohl nicht mehr allzu lange dauern.

Wenn du drei Wünsche für THE INIQUITY DESCENT hättest, welche wären das?

In erster Line, dass "The Human Apheresis" den Leuten gefällt und wir dafür gutes Feedback erhalten. Wir haben für das Teil wirklich Blut geschwitzt. Der zweite Wunsch wäre eine richtige fette Europa-Tour mit ein paar größeren Black Metal Bands und zu guter Letzt einfach der Wunsch, dass wir noch viele Jahre voller Kreativität vor uns haben, um noch viele tolle Alben herauszubringen.


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