Interview: Threat Signal - Jon Howard

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[I]ch gebe der Musikindustrie die Schuld [für unsere Besetzungswechsel]. Wir haben es sehr schwer, Geld zu verdienen, und wenn unseren Mitgliedern das Geld ausgeht, müssen sie leider aufhören.

Jon Howard spricht über die neue Platte und häufige Besetzungswechsel. Wir erfahren, was hinter dem Namen THREAT SIGNAL steckt, und wie man einen Plattenvertrag bei Nuclear Blast ergattert.

Veröffentlicht am 21.10.2011

Im Review eurer neuesten Scheibe habe ich euch als Mischung zwischen LAMB OF GOD und DEVILDRIVER beschrieben – würdest du dem zustimmen?

Ja, ich glaube wir haben da einige Ähnlichkeiten, weil unsere Platte so heavy und energiegeladen daherkommt wie von diesen Bands. Ich glaube aber auch, dass wir mit unserer Musik in eine andere Richtung gehen. Wir setzen sehr bewusst melodischen Gesang und Geschrei ein, was unser Album von den anderen abhebt.

In dem Zusammenhang: was sind eure größten Einflüsse beim Songwriting?

Unsere Band wird von einer Vielzahl unterschiedlicher Acts und Musiker beeinflusst – SOILWORK, LAMB OF GOD, DREAM THEATER, DEVIN TOWNSEND, PANTERA, ALICE IN CHAINS, FEAR FACTORY, WHITE CHAPEL, MESHUGGAH, MNEMIC, METALLICA und noch viele mehr…

Wie war die Arbeit mit Zeuss? Hat er eine Menge Vorschläge gebracht, oder hat er euch euer eigenes Ding durchziehen lassen?

Wir kommen immer sehr gut vorbereitet ins Studio. Wir schreiben jeden Song im Vorhinein und nehmen Demos auf, damit wir im Studio gleich mit dem Aufnehmen beginnen können. Zeuss war super, weil er den Sound und den Vibe von dem, was wir einfangen wollten, wirklich verstanden hat. Er hat auch eine frische Perspektive und neue Ideen eingebracht. Weil wir schon an die Demos gewöhnt waren und er nicht, hat er immer wieder einzelne Verbesserungsvorschläge gemacht. Im Grunde hat er das, was wir geschrieben haben, perfektioniert. Es gab keine drastischen Veränderungen bei den Songs, aber er hat uns dazu gebracht, unser Bestes zu geben, und ein paar Schwachpunkte, die uns nicht bewusst waren, ausgebügelt. Und als Techniker und Mischer hat er die Band größer als je zuvor gemacht!

Ihr hattet über die Jahre eine Menge Besetzungswechsel. Wie schafft ihr es, die Musik trotzdem einheitlich zu halten?

Ja, die hatten wir, und ich gebe der Musikindustrie die Schuld dafür. Wir haben es sehr schwer, Geld zu verdienen, und wenn unseren Mitgliedern das Geld ausgeht, müssen sie leider aufhören. Das ist sehr traurig, aber leider die Realität. Ich selbst muss zum Überleben mit anderen Jobs Geld verdienen und stecke so viel von meiner Freizeit wie möglich in THREAT SIGNAL. Ich bin das einzige verbliebene Gründungsmitglied, aber Pat und Travis sind jetzt schon lange dabei und die am längsten involvierten Bassisten und Gitarristen, die wir je hatten. Weil sich am Gesang nichts verändert hat, ist es leichter, den THREAT SIGNAL-Sound beizubehalten. Außerdem produziere ich und helfe mit, die Musik zu schreiben, wodurch wir unserer Linie treu bleiben können. Alle unsere Scheiben klingen unterschiedlich, aber trotzdem beständig – ich glaube das ware trotz Besetzungswechseln sowieso der Fall, weil wir uns weiterentwickeln und nie zweimal dasselbe Album schreiben wollen.

Wie habt ihr es geschafft, gleich vom Fleck weg einen Deal mit Nuclear Blast zu ergattern? Was war euer Geheimnis – gute Songs alleine reichen ja oft nicht?

Ehrlich gesagt war es viel zu einfach für uns … Wir haben ein paar Demos, die wir zu Hause aufgenommen hatten, auf die Website garageband.com hochgeladen. Zu der Zeit hat die Band nur aus mir und zwei Gitarristen, keinem Drummer, und keinem Bassisten bestanden – es war ein Studioprojekt, das wir drei zwischen der Schulzeit gemacht haben. Die Songs haben auf der Website ziemlich für Aufsehen gesorgt, und bald darauf hat uns Nuclear Blast kontaktiert. Im Prinzip hatten sie die Songs gehört und wollten uns sofort signen. Es ist alles extrem schnell gegangen. Wir haben uns dann beeilt, einen Schlagzeuger und einen Bassisten für die Band zu finden, und haben angefangen, „Under Reprisal“ zu schreiben. Wenn ich so zurückdenke, ist es verrückt – wir haben uns nie den Arsch aufreißen müssen, Demos verschicken, in Bars spielen, etc. Wir haben einfach nur die Musik hochgeladen und die Deals sind zu uns gekommen. Ich war völlig überfordert mit den Reaktionen.

Was hat es mit dem Bandnamen auf sich? Was ist ein THREAT SIGNAL, und warum sollten wir uns deswegen Sorgen machen?

Der Name kommt von zwei Wörtern, die meine Gitarristen kombiniert haben. Wir hatten schon eine Zeitlang Namen überlegt, und als sie mit THREAT SIGNAL angekommen sind, war ich sofort überzeugt und wollte gar nichts anderes mehr hören. Irgendetwas an diesem Namen ist wirklich bedeutsam für mich, und ich habe gewusst, das ist es. Der Name THREAT SIGNAL bringt die meisten meiner Texte im Grunde genau auf den Punkt. Ich singe über die Missstände der Welt – Krieg, Hunger, Krankheit, Mord, Gier, Korruption und so weiter. Eigentlich sage ich, dass wir uns alle ändern müssen, oder es gibt ernsthafte Konsequenzen. Die Welt ist bedroht, und das muss den Leuten klargemacht werden.

Ist die Metalszene in Kanada anders als in die Staaten, was die Unterstützung durch Fans, Größe, etc. betrifft, oder kann man sagen, dass Nordamerika als Ganzes in der Hinsicht relativ homogen ist?

Meiner Einschätzung nach ist Kanada den Staaten hinsichtlich der Metalszene sehr ähnlich. Jedes Land hat Städte, wo Metal eher akzeptiert wird und die Konzerte super sind, und Orte, wo es niemanden interessiert. Um ehrlich zu sein habe ich überhaupt keinen Unterschied bemerkt.

Hast du unseren Lesern in Österreich noch etwas zu sagen? Wann schaut ihr wieder mal vorbei?

Nur ein großes Dankeschön dafür, dass ihr THREAT SIGNAL unterstützt und euch die Zeit nehmt, das Interview zu lesen. Ohne euch könnten wir nicht weitermachen. Wir wollen im Frühjahr 2012 eine Europatour machen, also sehen wir euch hoffentlich bald! Sagt es weiter, ihr seid alles was wir haben!


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