Interview: Tristwood - Neru & Jegger

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Wenn ihr (so wie wir) latent einen an der Waffel habt – join the Black Industrial Cyberforce!!!

Die Tiroler erklärten uns im Gespräch wie sich ein ernstzunehmender "Nagel" anzuhören hat....

Text: Reini
Veröffentlicht am 23.05.2005

Reini: Für alle, die Euch noch nicht kennen: erzählt bitte ein wenig über Euren bisherigen musikalischen Werdegang.

Neru: Zu TRISTWOOD gab es Mitte der 90er zunächst einmal ein Vorläuferprojekt mit Namen ‚DECEMBER’ – dazu ein grottenschlechtes Demo, das ehrlich gesagt fast keine Sau hinterm Ofen hervorlockte (glücklicherweise!); da wir, also Deimon und ich, uns aber damals auf unsere Hauptband DAWN OF DREAMS konzentrierten, verlief dieses grindige Black Metal-Syndikat vorerst einmal wieder im Sande. Nach meinem Austritt bei DAWN OF DREAMS und einer kreativen Schaffenspause entschied ich mich 2001, zusammen mit Jegger eine neue Band aus der Taufe zu heben.

Jegger: Genau, ich hab den Typen ja schon von der Uni her gekannt, und auf einem besoffenen Festl haben wir beschlossen, eine traditionelle BM-Band im Stile früher MAYHEM oder OLD FUNERAL aufzuziehen. Wir schrieben auch gleich ein paar Songs, konnten uns aber nicht recht mit dem Material identifizieren – einige dieser Songs werden übrigens auf der in Kürze erscheinenden EP 'Svarta Daudi’ drauf sein – aber seid gewarnt: diese EP ist KEIN Taster für das kommende Album ‚The Delphic Doctrine’!! Ist wirklich mehr eine Partyplatte, die in wirklich seeehr betrunkenem Zustand aufgenommen wurde... ;)

Neru: Richtig ernst wurde es erst 2003 mit unserer MCD ‚Fragments of the mechanical Unbecoming’, weil sie schon die Marschrichtung vorgab – sowohl in musikalischer wie inhaltlicher Ausrichtung. Aufgrund der für uns unglaublich positiven Reaktion in der Szene entschlossen wir uns, mehr oder weniger denselben Stil weiterzufahren. Mit den Pre-Productions zu ‚Amygdala’ konnten wir mit Axumis (ex-LOST DREAMS und jetzige INZEST-Röhre Maggo Wenzel, wer ihn kennt!) einen wirklich etat-mäßigen Sänger anlachen – und dass der Junge eine absolute Wand ist, ist auf der Scheibe glaub ich ganz gut zu hören.

Euer Bandname – wofür steht er, was soll er aussagen?

Jegger: Der Bandname geht noch auf die Zeiten zurück, als wir uns noch nicht auf einen endgültigen Stil geeinigt hatten; ursprünglich sollte es ja eine eher folkloristische BM-Band werden, und daher steht der Name TRISTWOOD (wie sollte es bei Tirolern wohl anders sein...) für einen extrem schroffen Berg im Unterland bzw. die lebensfeindliche Umgebung desselben. Obwohl wir die Stilrichtung dann geändert haben, blieb der Name erhalten – er hat jetzt konzeptuell nichts mehr mit der Marschrichtung der Band zu tun, aber mittlerweile weiß jeder, was es gespielt hat, wenn der Name fällt, hehe...

Eure neue Demo CD ist ja mittlerweile erhältlich und auch bei uns schon besprochen worden, erzählt mal ein bisschen über die Entstehungsgeschichte, den Aufnahmeprozess usw.

Neru: Da wir ziemlich stark für den Rock `n Roll-Lifestyle eintreten, bestand der Aufnahmeprozess zunächst aus einigen gepflegten Besäufnissen, unterbrochen von ein paar Aufnahmen (hauptsächlich Gitarren und Synths). Vor allem Jegger war dankbar, nicht mehr alle tragenden Gesangsparts übernehmen zu müssen, weil er meistens sowieso zu breit war!!

Jegger: Haha, sehr witzig! Im Ernst: zuerst nehmen wir die Gitarren und Synthesizer auf, dann kommt ein grobes Drumgerüst dazu. Dann wird ewig herumgebastelt und an allen Ecken und Enden herumgefrickelt, bis alles zur vollen Zufriedenheit klingt. Bei ‚Amygdala’ hat sich dieser Prozess über volle 9 Monate hingezogen...

Wie seid Ihr mit dem fertigen Produkt zufrieden?

Neru: Rein musikalisch sind wir sehr zufrieden – obwohl es uns immer wieder giftet, wenn uns jemand als Grindcoreband tituliert; nur weil das Geschwindigkeitslevel immens hoch ist und einige Rezensenten (vor allem die, die sich mit der Platte nicht näher beschäftigen wollen) kategorisch diese Musik in eine Schublade stecken. Wir selbst sehen uns als schnelle Black/Death-Band (mit einem Hang zu elektronischen Sounds), die zur Revitalisierung der österreichischen Extremszene bewusst beitragen will. Aber zurück zur Frage: das Produkt ist gut ausgefallen, die Soundqualität könnte allerdings zugegebenermaßen besser sein.

Wie sind die Reaktionen von Euren Fans bzw. der Presse auf diese Neuerscheinung bisher?

Jegger: Von Fan- wie von Rezensentenseite gibt es eigentlich nur zwei Reaktionen: man liebt es oder man hasst es – wobei die negativen Stimmen sehr sehr wenige sind. Checkt einfach mal die Rezensionen auf unserer HP, und ihr wisst, was gemeint ist.

Was mir auffiel – Ihr fährt zeitweise einen derartigen „Nagel“, das Ganze kann ja live nie und nimmer reproduzierbar sein - oder?

Neru: Nun ja, das größte Problem liegt vor allem beim Drumming; es gibt zwar einige Schlagzeuger, die das ungefähr hinbekommen würden, allerdings haben wir noch keinen getroffen!! Und ein Drumcomputer auf der Bühne ist meiner Meinung nach einfach ätzend, die fehlende Dynamik kannst du kaum mehr gutmachen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht irgendwann in Erwägung ziehen, Gigs zu spielen. Momentan ist aber die Akzeptanz als Studioband von Seiten der Fans recht gut, also bleiben wir wohl die nächste Zeit dabei.

Ach ja – was bitte ist genau der/die/das Black Industrial Cyberforce?

Jegger: Das ist eine dilettantisch-alkoholische Kampftrinkertruppe – manchen auch als TRISTWOOD bekannt. Es gehören aber auch Leute aus unserem näheren Bekannten- und Fankreis dazu. Eigentlich kann man zur Cyberforce jeden zählen, der sich auf irgendeine Art und Weise mit der Philosophie von TRISTWOOD identifizieren kann. Vielleicht gründen wir mal einen offiziellen Verein, der dann so heißt...aber die Präsidenten dieser Vereinigung sind wir – nur damit das klar ist!!!

Stichwort Songwriting: erarbeitet Ihr Eure Songs im Kollektiv - oder habt Ihr einen Hauptsongwriter bzw. besser gesagt – wer in aller Welt kommt auf so kranke Ideen?

Jegger: Die Frage grenzt ja schon an INDUSTRIE-Spionage (subtiler Wortwitz, hehe)! Hauptsongwriter sind definitiv Neru und meine Wenigkeit; vor allem beim Programmieren der Drums und bei den Keyboards kommt Deimon (neben der Hauptarbeit am Bass) ebenfalls eine große Rolle zu. Axumis obliegt schließlich die gesamte Ausgestaltung der Vocals.
Um explizit auf die Frage zurückzukommen: wir wollen an dieser Stelle einmal Mr. Jack Daniels danken – er ist und bei der Dekomposition immer hilfreich zur Seite gestanden!!!

.... und wer kümmert sich um die textlichen Belange?

Neru: Das geht von allen Vieren aus; das Grundkonzept liefern Jegger und ich, und jeder macht sich zum Thema so seine Gedanken und bringt diese textlich ein. Dann wieder das alte Spiel: so lange herumtüfteln, bis alles sitzt.

Was mir auffiel – Ihr fährt zeitweise einen derartigen „Nagel“, das Ganze kann ja live nie und nimma reproduzierbar sein – oder täusch ich mich da?

Was uns auffiel: du wiederholst dich, lieber Reini – oder täuschen wir uns da?!? ;-)

Anm. Reini: *hüstel* ähem.. ja Ihr habt durchaus Recht *rotwerd*

Wo seht ihr Euch in 5 Jahren – musikalisch?

Jegger: Auf Nuclear Blast – denn die signen ja mittlerweile jeden Krampf, der nicht bei Drei auf den Bäumen ist... dann wird keiner von der Stammbesetzung mehr dabei sein und die Band wird zusammen mit den BM-Überfliegern CRADLE OF FILTH, die gerade ihr 48. Album promoten, um die Welt touren. Spätestens dann werden wir wahrscheinlich eine Fun-Punk-Band (die dann ‚Blink 1349’ oder so heißen wird) aufziehen...

Neru: Ist schon gut, Jegger... wir werden sicher die Black/Death-Schiene beibehalten und trotzdem versuchen, unverkennbar zu bleiben.

Abschließend noch die Gelegenheit für Euch zur Werbung in eigener Sache: Warum sollte man unbedingt auf Eure Homepage surfen und Eure CD probehören/bestellen?

Eigentlich müssten wir ja ernsthaft davon abraten. Die Krankenkassen haben ja allesamt kein Geld, und die Ärzteschaft wäre mit so vielen Tinnitus-Patienten heillos überfordert. Wenn ihr aber (so wie wir) latent einen an der Waffel habt – join the Black Industrial Cyberforce!!! Ernsthaft: es steckt verdammt viel Herzblut, Bemühung und ernsthafte Arbeit in diesem Projekt, und daher freuen wir uns über jede Unterstützung!


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