AMORPHIS - Halo - Das Gangbang Review

AMORPHIS - die wohl grandioseste Band, die ich jemals friedlich schlafend während eines parallelen BELPHEGOR-Konzerts verpasst habe, gibt sich mit ihrem sage und schreibe vierzehnten (!) Album die Ehre. Eine ausschweifende Diskographie, über die man zweifelsohne einen Doktortitel erlangen könnte und der Umstand, dass der Vorgänger "Queen Of Time" den bis heute unangefochtenen Gangbang-Rekord von unfassbaren 4,8 Punkten trägt, schicken den geneigten Schreiber mit einem beschwerenden Gefühl von Ehrfurcht und Demut an den Start.

Wie also hineinfinden in das undurchsichtige Dickicht von Gedanken, die einem bei einem so facetten- und hintergrundreichen Album wie "Halo" durch die Hirnwindungen rauschen? Wie es einordnen in die nicht minder mannigfaltige Bandhistorie? Da ich nun selbst nicht der studierte AMORPHIS-Professor bin und meinen Beitrag zur fröhlichen Gruppendiskussion nicht allzu verkopft formulieren will, beschränke ich mich mit meinen Zeilen auf die kürzeste Wegstrecke und damit die Entwicklung vom vorangegangenen Gangbang bis heute. Genau genommen finde ich meinen Ausgangspunkt im Song "Wrong Direction", einem meiner persönlichen Favoriten auf "Queen Of Time". Einem Song, der seinen Schwerpunkt auf fesselnde Melodien setzt, die harten Klänge mit Bedacht platziert und dank seiner klarvokalen Brillanz die gutturalen Klänge kaum vermissen lässt.

Auf einer ähnlichen Schiene fährt "Halo" nun vier Jahre später: mit einem Mehr an melancholischer Melodiösität, einem etwas rockigeren und gewissermaßen simpleren Ansatz und der weiterhin ungebrochenen Virtuosität in Sachen Songwriting. So schaffen es AMORPHIS erneut, mit einem knapp einstündigen Album die Zeit verfliegen zu lassen als wäre es das Drei-Track-Demotape einer Hardcoreband, die Lieder über zwei Minuten kategorisch ablehnt. Der Fokus liegt klar auf der vertrauten wie einnehmenden, melodischen Seite der Band, mit dem Resultat, das "Halo" einen überwältigen Quell ohrwurmiger Tracks abliefert, die Spin um Spin wachsen und mit dem neuronalen System des Hörers verschmelzen. Vertrautes Finnen-Flair und instrumentale Orgel-Farbkleckse in "Northwards", Jahrhundertmelodien mit cineastischem Touch und rockige Gitarrenhooks zum Verlieben in "The Moon", dramatisch-chorale Höhepunkte in "War"...die Punkte auf der Haben-Seite von "Halo" sind gewichtig und zahlreich.

Auf der Soll-Seite findet sich hingegen...nichts. Kein Patzer, kein Haar in der Suppe, kein noch so kleines Ärgernis in der Produktion. Noch nicht mal eine Stubenfliege, die während dieses opulenten Hörerlebnisses vor dem Klangraumfenster vorbeirauscht. Selbst in puncto Sound sind die Finnen nochmal um einige Zentimeter gewachsen und runden ihr neuestes Schwergewicht mit einem klaren und mehrdimensionalen Klang ab, der zum Anfassen lebendig wirkt. Besser geht's nicht.

Wer also nach "Queen Of Time" dachte "wunderbar, mach's nochmal", der wird mit "Halo" die Perfektion des Genres erfahren. Ein Album wie dieses demonstriert, wie man auch nach einem Dekadenhit wie dem vorstehenden oder BEHEMOTHs "The Satanist" auf Augenhöhe musiziert. Mit dem Unterschied, dass den Finnen der Kunstkniff gelungen ist, aus dem übergroßen Schatten des Vorgängers sogar eine Ecke mächtiger hervorzutreten. "Halo" mag eingängiger sein, aber nicht weniger nachhaltig. Und auch, wenn DARK TRANQUILLITY, INSOMNIUM und OMNIUM GATHERUM jüngst starke bis bockstarke Melodeath-Kost auf den Weg gebracht haben, so erweisen sich AMORPHIS einmal mehr als der unbezwingbare Goliath ihrer Zunft. Dafür kann ich nicht mehr hinterlassen als die volle Punktzahl...zum vierten Mal überhaupt und das mit bestem Gewissen.

5/5 Punkten (Lord Seriousface)


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Anthalerero
Seite 3: Ernst Lustig
Seite 4: Hans Unteregger
Seite 5: Lisi Ruetz
Seite 6: Lord Seriousface
Seite 7: Sophia Brandt
Seite 8: Fazit


WERBUNG: Hard
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