POWERWOLF - das 'Call Of The Wild' Rudel-Review

POWERWOLF gehört zu diesen Bands, die von jetzt auf gleich einen unfassbaren Push erhalten haben und sogar schon die Spitze der deutschen Albumcharts erklimmen konnten mit gleich zwei ihrer Alben. Wer POWERWOLF kennt, der weiß darum, dass man sich stilistisch durchaus eingrenzt, ähnlich wie Konsorten rund um ALESTORM oder auch SABATON. Kannst du diesem gothischen Kirchen Power Metal Stil was abgewinnen, wirst du wohl automatisch deine Freude mit einem Output der Kombo haben (obgleich sich immer die Frage stellt, wie schnell es zu Abnutzungserscheinungen kommt), liegen deine Ansprüche in einem deutlich höheren Regal, wirst du das Ganze wahrscheinlich als Kasperletheater abtun.

Nichts desto trotz oder gerade deswegen legen uns die Jungs nun ihr mittlerweile achtes Studioalbum vor mit "Call Of The Wild". Zugegeben: Meine Erwartungshaltung fiel doch eher gering aus aufgrund der Tatsache, dass mich hier kein Überraschungsei der besonderen Sorte erwarten würde. Der Opener "Faster Than The Flame" ist ein absolut typischer POWERWOLF Song wie er so ziemlich jedes Album der Truppe eröffnen könnte. In der Hook kommen sofort unweigerlich Parallelen zu "Fire And Forgive" zum Vorschein, was mich aufgrund der Limitierung des Sounds aber kaum wundert. Dennoch ein catchiges Stück, das nach vorn wuchtet und die obligatorischen Trademarks mitbringt. Keine Würze, schlichtweg erwartbare Kost. Die beiden Singles "Beast Of Gévaudan" und "Dancing With The Dead" unterscheiden sich nur marginal vom Opener, wobei ersterer eine noch breitere und fettere Epik anstrebt als "Faster Than The Flame". Der dramaturgische Aufbau der Strophe, die in diese lodernde Bridge mündet, gefällt mir schon außerordentlich gut. Letzterer drosselt das Tempo etwas und bringt uns in den Strophen in eine dichte Atmosphäre, die durch die energische Hook wieder in energiegeladene Gefilde transportiert wird. Gerade der Chor im Hintergrund lässt das Ganze sehr stimmig wirken und mein Fuß wippt automatisch mit. Ist das nun ein Qualitätsmerkmal? Nicht zwingend, aber ich muss unweigerlich zugeben, dass die erste drei Songs (so limitiert sie im Sound sein mögen) den Stil in Perfektion umsetzen und astreine Ohrwürmer präsentieren. Bisher hatte ich auf jedem POWERWOLF Album zwei bis drei Songs, die von der Qualität deutlich abgefallen sind, doch das ist hier nicht der Fall bis hierhin.

"Varcolac" ist ein sehr kompakter Track, der sich auch lyrisch dieser Umschreibung unterordnet. Hier weiß mir vor allem der Übergang von Pre-Chorus zu Chorus sehr zu gefallen, wo der gute Attila mit seiner kraftvollen Stimme eine Tonleiter nach oben klettert. "Alive Or Undead" verkörpert die Ballade des Albums, wo ein gewisser Kitschfaktor natürlich nicht fehlen darf. Hinter der Hook steckt dennoch ein gewisser Druck, der den Spaß durchaus aufwertet. Mein persönliches Highlight ist neben dem furiosen Titeltrack, der mit einer gewissen Aggressivität nach vorn prescht sicherlich "Blood For Blood (Faoladh)". Hier bescheren uns die Wölfe mal folkloristische Klänge, was mal eine nette Abwechslung zum ganzen Orgelgeballer darstellt. Eine simpel gehaltene Nummer, die den größten Suchtfaktor der Platte ausmacht. Spaß habe ich auch am obligatorischen deutschen Song, der wieder einen schönen klassischen Stampfer markiert. So simplifiziert die Hook auch sein mag, Attila könnte ich hier stundenlang zuhören. Seine deutliche Aussprache hat irgendwie auch was für sich bei den deutschen Tracks.

Alles in allem bin ich trotz geringer Erwartungshaltung am Ende doch positiv überrascht von "Call Of The Wild". Warum? Nicht, weil POWERWOLF hier in ungeahnte Sparten abdriften (ausgenommen mit Abstrichen eventuell "Blood For Blood"), sondern weil die Qualität der Songs stimmt und eine enorm hohe Hitdichte verspricht. Das, was ich zu Beginn kurz angesprochen habe, kann ich hier erneut aufgreifen. Mich langweilt kein einziger Song auf dem Album und das ist gerade in diesem (ja, ich werde nicht müde, es zu erwähnen) Soundgefilde ein sehr ernstzunehmendes Qualitätsmerkmal. In leichter Euphorie würde ich gar behaupten, dass es die bisher beste Scheibe der Diskografie ist, doch muss das am Ende wie sooft der Langzeittest zeigen. Fans werden definitiv happy sein und den Nörglern dieser Musiksparte wird man es so oder so nicht recht machen können, auch nicht mit diesem Output.

4,0 / 5,0 - Sonata


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Anthalerero
Seite 3: Christian Wiederwald
Seite 4: Ernst Lustig
Seite 5: Hans Unteregger
Seite 6: Lord Seriousface
Seite 7: Pascal Staub
Seite 8: Sonata
Seite 9: Walter Thanner
Seite 10: Fazit


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