TESTAMENT - das 'Titans Of Creation'-Gangbang - Review

"Titans Of Creation" also. Album Nummer 13 der Bay Area-Institution TESTAMENT. Zu der Band habe ich eine besondere Beziehung, war sie doch die erste Thrash Metal-Band überhaupt, die ich in meinem Leben gesehen habe, am 27.08.1988 im Rahmen der Monsters Of Rock in Schweinfurt. Für einen damals 17-jährigen Knaben (mit lockigem Haar) war das eine Offenbarung. MEGADETH haben aufgrund der offensiven Spielanlage ihres Chefs an der Cocktailbar absagen müssen und TESTAMENT nutzten die ihnen zur Verfügung gestellte Bühne. Und ja, es gibt tatsächlich ein Video davon, aufgenommen für die Metal-Sendung "Mosh" auf RTL (where is Wiederwald: irgendwo 10 Meter vor der Bühne, leicht links der Mitte):

Nun denn, auf zum dreizehnten Album. Was sofort auffällt ist der Sound, produziert von Juan Urteaga und gemixed und gemastered von Andy Sneap. Die Gitarren sind in der Tat richtig heavy, Gene Hoglans Drums druckvoll aber nicht nervig "modern", aber richtig stark ist Steve DiGiorgios Bass in den Mix geparkt. Nicht bloß als Unterstützung des Gesamtmaterials, nein, wirklich als gleichwertiges Instrument. Das Album wird deutlich runder dadurch und wie wir alle wissen, ist der Metal-Hippie DiGiorgio einer der ganz großen Bassisten in der Szene und bringt einiges an diesmal deutlich hörbaren Akzenten in das Material. Was mir bei TESTAMENT ohnedies meist gefällt ist Alex Skolnicks Lead-Sound, abgesehen davon, dass er auf dem neuen Album einige Soli zaubert die zum Niederknien sind. 
Das Songmaterial hat sich im Vergleich zum letzten Album deutlich gesteigert auch wenn man es leider mit über einer Stunde Spielzeit deutlich übertrieben hat. Hier hätte eine editierende Schere zur Straffung einiger Songs durchaus hilfreich sein können, das eine oder andere Lied wie zum Beispiel "City Of Angels" oder "Ishtars Gate" hinkt noch dazu etwas hinter dem Rest her. Auch passt der, obschon gutklassige. Opener "Children Of The Next Level" nicht an den Beginn des Albums

Es gibt natürlich im Gegensatz zum kurzen Lamento grad eben, genug Hämmer die von einer Band mit der musikalisch wohl besten Besetzung im härteren Metal nach wie vor scheinbar im Vorbeigehen aus den kalifornischen Ärmeln geschüttelt werden:  "WWIII", das mit einem 70er-SCORPIONS-Refrain versehene "DREAM DECEIVER", "Night Of The Witch" mit einem garstig keifenden Eric Peterson, das eckige "Symptoms" mit dem Gitarrensolo des Jahres oder ein straighter Thrasher wie "False Prophet". Chief Chuck thront mit seinen Vocals auch nach drei Jahrzehnten noch immer über einer der größten Thrash Metal-Bands des Planeten. 
TESTAMENT haben sich wieder gefangen und mit "Titans Of Creation" einen leider nicht fehlerfreien aber recht starken Thrash-Rundling veröffentlicht der sicherlich zu den besseren Veröffentlichungen der Band seit dem ewigen Wunderwerk "The Gathering" aus 1999 gehört.


3,5/5,0 - Christian Wiederwald


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Lord Seriousface
Seite 3: Christian Wiederwald
Seite 4: Anthalerero
Seite 5: Martin Weckwerth
Seite 6: Lisi Ruetz
Seite 7: Pascal Staub
Seite 8: Fazit


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