Underground von Unten - österreichische Musik gehört gehört! Vol. 37

Veröffentlicht am 27.07.2019


 

HAUNTED BY THE REMOTE (Experimental, Steiermark)
 

Neoromancer

  • 1. Simulation Argument
  • 2. Seek
  • 3. What U Cannot See
  • 4. Neoromancer
  • 5. Whales
  • 6. Endsong


Damit wir hier nicht alles niederprügeln, gehen wir nun in die Steiermark, wo wir mit HAUNTED BY THE REMOTE deutlich entspannteren Stoff finden. Irgendwo zwischen Post-Rock, 90er-Alternative und Shoegaze mäandert der Vierer aus Graz und weiß dabei einnehmende Atmosphäre zu erzeugen. Im als Albumtitel verwendeten Kunstwort „Neoromancer“ vereinigt sich die Vorstellung des Einzelnen vis-a-vis der Gesellschaft, digital physics, ontologische Sinnsuche, virtual reality, Jobsuche und die Liebe (steht zumindest so im Promotext). Durchaus schwerer Stoff also, wie man auf den ersten Augenblick vermuten könnte, doch die Klänge von HAUNTED BY THE REMOTE präsentieren sich überraschend leichtfüßig-fließend.

Bereits „Simulation Argument“ tanzt an den fließenden Grenzen zum Post-Rock und kombiniert dazu sanften Gesang. Das träumerische „Seek“ fährt die Vokalspenden zu Gunsten getragenen, atmosphärischen Klängen zurück und entführt den Hörer damit in eine zeitlose Welt aus Tönen.  „What U Cannot See“ rückt im Gegenzug partiell den sonoren Gesang wieder ein wenig mehr in den Vordergrund, weiß mit weichen Gitarrenakzenten und sachten Arrangements einmal mehr der Fraktion des Post-Universums zu gefallen und lässt sich in seinen mehr als sieben Minuten gebührend Zeit für einen raumgreifenden Spannungsbogen. Ähnlich gelagert präsentiert sich der Titeltrack „Neoromancer“, der mit dunklem, streckenweise fast ein wenig doomigem Riffing in ansonsten beruhigter Atmosphäre verzückt. Das besonders sanft beginnende „Whales“ führt zunächst in die Irre, ehe es im hinteren Drittel mit überraschend kernigen Gitarrenklängen eruptiert. Der Rausschmeißer „Endsong“ (Nomen Est Omen) spielt mit dem gleichen Schema, wird jedoch in seinem Finale noch deutlich fordernder und härter, was die Spannung des Albums gekonnt mit einem Höhepunkt auflöst.

„Neoromancer“ ist ein Album auf das man sich einlassen muss, für das man einfach in der richtigen Stimmung sein muss, um die Atmosphäre dieses kleinen Schmuckstückchens erfassen zu können. Der leichte Genuss für zwischendurch sind HAUNTED BY THE REMOTE trotz ihrer sanften Arrangements dennoch nicht, doch die Freunde der raumgreifenden Spannungsbögen und eher beruhigten Atmosphäre unter uns sollten hier unbedingt zugreifen.
- 3,5 / 5 (Anthalerero)

HAUNTED BY THE REMOTE findet ihr bei Facebook und Bandcamp und ein audiovisuelles Hörbeispiel gibt es hier:

 

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: AMONG THE GODS
Seite 3: SCÄVENGER
Seite 4: COUNTERWEIGHT
Seite 5: HAUNTED BY THE REMOTE
Seite 6: A CAUSTIC FATE


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