Das Metalmuseum: AMORPHIS - Tales From The Thousand Lakes

Veröffentlicht am 06.08.2018

"A bird flew out of Lapland
 An eagle from the Northeast

 One wing ruffled the water,
 And the other swept the sky,
 It's tail skimmed the sea"

"Ein Vogel flog aus Lappland,
 Ein Adler  aus Nordost

 Ein Flügel sträubte das Wasser
 und der Andere streichte den Himmel
 Sein Schwanz überflog das Meer"

AMORPHIS: "The Castaway" (1994)

Trotz aller großartiger Hintergründe, die das zweite Werk von AMORPHIS auch haben mag, was noch um ein Vielfaches bedeutender ist, ist das, was die Band musikalisch auf "Tales From The Thousand Lakes" geschafft hat, gelang es den Musikern doch, damit gleich zwei Stilrichtungen des Metals vielleicht nicht zu selbst zu begründen, aber zumindest den Weg für sie zu bereiten. Wovon ich rede? Nun, was man auf genannter Scheibe hören kann, wird gemeinhin als Death Metal mit einer stark doomigen Note erkannt. Was allerdings nicht unter den Tisch fallen sollte ist, dass die Finnen im Gegensatz zu anderen Genrevertretern einige Elemente in ihr Schaffen einfließen ließen, die man in der Form zuvor so nur selten gehört hatte.

Einerseits mochten AMORPHIS ihr Todesmetall damals, genau so wie einige Jahre später die Musiker, die die Göteborger Schule begründeten, etwas melodischer, als man es bisher gewohnt war. Gut, ob das reicht, um hier schon frühen Vetreter des Melodic Death Metal erkennen zu wollen, das sei mal so dahin gestellt, allerdings: Ein gewisser Trend ist zu erkennen. Eine zweite Besonderheit, die AMORPHIS mit ihrer Musik einführten war, dass (wie bereits bekannt) eine gute Portion finnisches Kulturgut in "Tales From The Thousand Lakes" einfloss und zwar nicht nur im lyrischen und thematischen Sinne. Auch die Volksmusik wurde hier zum Werkzeug ihres Schaffens, zumindest zu einem gewissen Grad. Klar, was hier geboten wurde, das war nicht zu vergleichen mit den ersten Alben von beispielsweise SKYCLAD oder ORPHANED LAND, die ja als die ersten wirklichen Folk Metal Alben gelten und nochmal eine Spur früher dran waren, doch auch hier: Ein gewisser Trend ist zu erkennen.

Natürlich lässt sich über Genrebezeichnungen aber auch viel streiten, was wesentlich bedeutender ist: "Tales From The Thousand Lakes" ist ein unglaublich stimmungsvolles Album geworden, das nicht nur verschiedenste Musikelemente miteinander verbindet, sondern den Hörer auch tief in eine ganz eigene, bitterkalte Welt eintauchen lässt, in der Freude und Wärme rar ist und stattdessen die Finsternis und der Winter das Zepter in der Hand halten (Jap, die vorher erwähnte doomige Note, die merkt man nicht nur ein bisschen).

Neben dieser depressiven und allgemein auch sehr melancholischen Stimmung lässt AMORPHIS aber auch eine gewisse Ästhetik aufkommen, was nicht zuletzt den zwar spärlich, aber dafür pointert eingesetzten Clean-Vocals und auch den gern verwendeten, geheimnisvollen Keyboarduntermalungen zu schulden ist, die die Kälte und Rauheit der Gitarrenwände, die stet auf den Hörer einprasseln, kurz weichen lassen und für eine frostig-leblose, aber doch merkliche Schönheit Platz einräumen. Bestes Beispiel für das, was ich meine, ist wohl das Lied "Black Winter Day". Nimmt man zu dem Song noch die Impressionen des Albumcovers...Gänsehaut garantiert. Versucht man sich dann noch ein bisschen mit den Hintergründen der Texte auseinanderzusetzen, so macht die Summe all dieser Faktoren genanntes Lied und allgemein das gesamte Album zu einem Erlebnis für die Sinne, das seines Gleichen sucht, ganz große Klasse!

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Hintergründe und Entstehung
Seite 3: Das Album
Seite 4: Die Texte
Seite 5: Das Fazit


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