Flusensieb #23 – 10 Metal-Speeddates

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 15.05.2018

LYKANTROP – VE

Der Werwolf ist bei LYKANTROP keine mächtiges Wesen, das im silbernen Mondlicht stolz zu seinen Brüdern heult, kein idealistischer Übermensch, wie ihn uns mormonische Jugendliteratur zeigt. Der Wolf auf „VE“ ist ein düsteres Ungetüm, das voller wahnsinniger Wut und mit tragischer Verzweiflung seine Menschlichkeit verliert und seine Schmerzensschreie nervenzerfetzend in die Lärmkulisse einer tiefschwarzen Metalmasse brüllt. Dieses Lykanthropie-Horror-Drama ist kein Blockbuster-Mehrteiler, sondern ein norwegischer Dark-Fantasy-Indie-Film über den bitteren Selbsthass der einzigen Figur – nachts um drei auf Arte. Allerdings immer noch eine bessere Liebesgeschichte als Twilight! (jazz)

 

NEUROTOX – Plan D

Soliden, einfachen, punkigen Deutschrock legen NEUROTOX auch auf „Plan D“ vor. „Untauglich für die Massen“, „wir hören zusammen die alten Lieder“, „mein Tag ist voll im Arsch“, „ich war immer außen vor“, „doch ich lebe immer noch“, „manchmal bleibt Scheiße einfach Mist“, „am liebsten bin ich hier in meinem Kaff“, „deine Stimme für die Masse“, „wir lernen nicht aus Schmerzen, sondern sehen mit dem Herzen“, „ich bin ich und veränder mich nicht“. Nostalgie, simple Sprache, Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Mentalität, unkomplizierte Gesellschaftskritik, einfache Reime – das ist typisch für das Genre, aber doch als Horizont auch ein wenig eingeschränkt: ich, wir, hier, Vergangenheit – da geht mehr! (jazz)

 

ELEGIAC – Black Clouds Of War

Eigentlich schon im Sommer 2017 erschienen, gibt es nun die zweite Auflage von „Black Clouds Of War“. Damit haben ELEGIAC in zwei Jahren vier Alben rausgehauen – neben Haufenweise Split-CDs. OK, der Kalifornier Zane Young muss sich auch nicht mit Bandkollegen über kreative Differenzen streiten, weil er das ganze Schwarzmetall-Bumsgeömmel alleine vor sich hinkloppt, aber das ist schon eine ganze Menge. Untergrundig, hasserfüllt und anstrengend kommt der ungeglättete Krach daher, aber auch mit einer quälend provozierende Langatmigkeit. Black Metal darf das, will das in diesem Fall wohl sogar, aber Leute die das mögen, entfernen sich bestimmt auch die Nasenhaare mit dem Feuerzeug. (jazz)

 

BOB KATSIONIS – Prognosis & Synopsis

BOB KATSIONIS mag sein Keyboard nicht nur. Auch findet er seine Gitarre nicht einfach nur gut. Er steht auf die Tasten und liebt die Saiten. Auf seiner fünften Langspielplatte „Prognosis & Synopsis“ befingert er beide mit einer shreddigen Leidenschaft, sodass neoklassischer Progressive Power Metal hervortritt: sowohl sehr gefällig als auch künstlerisch wertvoll. Wohl kein Sprung in verblüffende Gewässer, doch aber eine wohltuend berieselnder Klangwasserfall. Ist der Grieche Katsionis nicht solo unterwegs, bereichert er Bands wie beispielsweise FIREWIND mit seiner instrumentalen Second-Base-Liebeslyrik. Das darf man sich gerne mal geben, da hier auch kein unnötiger Gesang stört. (jazz)


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Mehr Metal!
Seite 3: Noch mehr Metal!


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