DIMMU BORGIR - das 'Eonian' Gangbang-Review

Ja, DIMMU BORGIR haben sich Zeit gelassen, für ihren neuesten Wurf. Viel Zeit. Sehr viel Zeit. Aber das Spiel, das Interesse hoch zu halten, das können sie, die corpsegepainteten Symphonic-Black-Metaller. Und das Spiel mit den Klischees ebenso – wie anders ist es zu erklären, dass es noch immer massig Leute gibt, die sich wortreich und höchst intensiv über das Un-Schwarzwurzelige Image und die ganz und gar nicht knarzigen Finsternis-Klänge aufregen können, obwohl DIMMU BORGIR nun schon seit 25 Jahren den Black-Metal-Puristen zur Weißglut treiben?

Gut, das hochtrabend-philosophische Geschwurbel im Promosheet ist dann vielleicht doch ein wenig hoch gegriffen und versucht „Eonian“ einen besonders wohlklingenden Stempel des schöngeistigen Anspruchs aufzudrücken. Das mag vielleicht auch gerade en vogue zu sein, allem und jedem das Etikett des Intellekts umzuhängen, aber sei es drum. Die ein oder andere Nuss geben DIMMU BORGIR dem Hörer allerdings doch zu knacken, allerdings eher auf musikalische Weise, gibt es doch so einige deutlich proggige Ausreißer zu sortieren, wie beispielsweise das bedrohlich anmutende „Council Of Wolves And Snakes“ und das etwas zäh geratene „Archaic Correspondence“.

Dem gegenüber stehen straighte Songs wie „The Empyrean Phoenix“ oder auch die Singleauskopplung „Interdimensional Summit“, die mit für DIMMU BORGIR-Verhältnisse geradezu fröhlicher Melodie und extrem hohem Symphonic-Anteil die Corpsepaint-Abteilung vorab ordentlich in Aufruhr versetzte. Auch das ausladend-symphonische „I Am Sovereign“ wird die Ultratrve-Fraktion in Schnappatmung versetzen, angesichts der dominanten mythischen Choräle und des ergreifende Stimmungsbogens. „Ætheric“ punktet mit Dramatik und einem Bombast-Chorus, der sich mit einem Brutalo-Riff duelliert, dass es einem die Socken auszieht, während man noch in den Schuhen steckt. „Lightbringer“, der größte Brecher des Albums, reißt das Ruder ebenfalls in angemessen Schwarzmetallische Welten und lässt das finsternisnahe Herz frohlocken.

Ja, DIMMU BORGIR können es noch immer. Zwar präsentiert sich „Eonian“ bisweilen als etwas schwer zugänglich, dann wieder überraschend fluffig-leicht und an manchen Stellen fast ein wenig überladen, doch das unglaubliche Gespür für Dramatik und packende Atmosphäre kann man DIMMU BORGIR keinesfalls absprechen. In der atmosphärischen Gewalt von „Eonian“ liegt auch die große Stärke des Albums: Selbst wenn an einigen Stellen durchaus weniger mehr wäre und die ganze Chose klarerweise SEHR symphonisch (Bombast-Quervergleiche zu den finnischen Granden aus dem Zuckerguss-Genre biedern sich regelrecht an) geraten ist, verstehen es DIMMU BORGIR den Hörer mit ihrer magisch-bedrohlichen Atmosphäre zu fesseln.

4 / 5 - Anthalerero

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Lucas Prieske
Seite 3: Anthalerero
Seite 4: Pascal Staub
Seite 5: Captain Critical
Seite 6: Sonata
Seite 7: Christian Wilsberg
Seite 8: Fazit


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