JUDAS PRIEST - Das 'Firepower' Gangbang-Review

Veröffentlicht am 07.03.2018

Womöglich müssen wir uns fortan daran gewöhnen, im Vorfeld zur eigentlich positiven Nachricht, nämlich der Ankündigung eines neuen Albums von einer Legende, die erheblichen Anteil an dem hatte, was der Metal heutzutage darstellt, gleichzeitig auch eine Hiobsbotschaft verarbeiten zu müssen. So ähnlich war es beispielsweise bei IRON MAIDEN, Bruce Dickinson (der gegen den Krebs ankämpfen musste) und "The Book Of Souls", so ist es heuer auch bei JUDAS PRIEST, "Firepower" und Glenn Tiptons Parkinson. Auch wenn wir es uns noch so sehnlichst wünschen: Selbst unsere Götter sind (leider) nicht unversehrbar und während die Jahre weiter unaufhaltsam an uns vorbeiziehen, steigt natürlich auch die Chance, dass es andere Persönlichkeiten trifft.

Was man einem Glenn Tipton aber nicht mehr nehmen kann, sind 34 Jahre (!) leidenschaftliche Aufopferung für eine der größten Metalbands aller Zeiten und den Metal an sich. Und das vermeintliche Endspiel "Firepower" wäre nicht nur für ihn ein großartiges, sondern auch für JUDAS PRIEST, wenn sie denn nach der kommenden Tour geschlossen ihr endgültiges Ende, nach dem sich das abschließende "Sea Of Red" mit seinem episch-orchestralen Grande Finale irgendwie anhört, verkünden sollten. Ansonsten verzichten PRIEST nämlich nahezu vollständig auf ähnlich ausgerichteten Sound-Schnickschnack und zelebrieren fast eine Stunde lang puren Heavy Metal und einen Rob Halford in Höchstform.

Wer dachte, mit den beiden Singles "Firepower" und "Lightning Strike" hätte man bereits alle Patronen abgefeuert, könnte sich nach weiteren geradlinigen Schwergewichten á la "Evil Never Dies", "Flame Thrower" oder auch "No Surrender" durchaus widerlegt sehen. Das 18. Studioalbum der britischen Legende ist aber nicht nur ein Album der straighten Hits, sondern auch ein Album der nachdenklicheren Töne: in "Never The Heroes" und "Rising From Ruins" beispielsweise beschreitet man thematisch auch Pfade mit kritischerem Subtext und beweist gerade in den theatralischen Refrains, dass man das nötige Feingefühl dafür nicht in der nächstbesten Tiefgarage geparkt hat.

Vielleicht ist es ein, zwei oder auch drei Songs ("Children Of The Sun", "Necromancer" und "Spectre" können nicht ganz mit dem Rest mithalten) zu lang geraten und - typisch Andy Sneap eben - etwas zu glatt produziert, aber insgesamt ist "Firepower" doch ein beachtliches Spätwerk, das nur so von Feuer und Kraft strotzt und damit seinem Namen mehr als gerecht wird. Man liest ja bereits desöfteren, dass es das beste PRIEST-Album seit "Painkiller" sein soll und wirklich abstreiten kann zumindest ich das nicht. Besser wird es höchstwahrscheinlich nicht mehr, also sei allen, die es auch nur ansatzweise mit JUDAS PRIEST halten, geraten, die Herren Halford und Co. in den nächsten Wochen und Monaten noch einmal live zu genießen und sich anschließend auf die freundschaftliche Trennung vorzubereiten - pro forma, versteht sich. Denn, auch wenn ich den Teufel nicht an die Wand malen möchte: "Firepower" wäre der ideale Schlusspunkt unter einer insgesamt doch grandiosen Karriere.

4/5 - Pascal Staub

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Pascal Staub
Seite 3: Christian Wiederwald
Seite 4: Anthalerero
Seite 5: Christian Wilsberg
Seite 6: Fazit


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