22.11.2019, Rockhouse, Salzburg

Dome Of Rock 2019 - Tag 2: Der fantastische Freitag

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 27.11.2019

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Tag Zwei im Rockhouse! Endlich sollte es auf beiden Bühnen Krawall geben, worauf die bereits am Vortag ziemlich zahlreich erschienenen Besucher wohl schon sehnlichst gehofft hatten – immerhin standen für den zweiten Tag des Dome Of Rock unter anderem niemand Geringere als die Epic-Doom-Legenden CANDLEMASS auf dem Plan. Entsprechend fielen die Zuschauer dann auch in Scharen ein, sodass bereits am frühen Abend das „ausverkauft!“-Schild an die Tür genagelt werden konnte.
 

Bereits bei KRPL begannen sich die Leute in der Bar zu stapeln, um dem mitreißenden Instrumentalrock der Grazer beizuwohnen und zu dem stampfenden Groove, der das Gewölbe ausfüllte, die Matten zu schwingen. Viele grummelnde Stoner-Einflüsse verbanden sich mit mal schwer doomigen, dann wieder leichtfüßig-psychedelischen Einflüssen zu einem starken Konglomerat an Klängen, das beim Salzburger Publikum sehr schnell landen konnte. Ein verflucht starker Auftakt, der sich zu Recht im Applaus der zahlreichen Anwesenden sonnen konnte.


Den Big Dome, also die große Bühne drüben im Rockhouse-Saal eröffnete dann gleich der nächste heimische Act – die inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten HARAKIRI FOR THE SKY, die das Festival in stimmungsvollen Post Black Metal tauchten. Zwar schmälerte die streckenweise etwas arg dominant durch die PA böllernde Kickdrum den Genuss der wunderbaren Melodiebögen der Vorzeige-Postler ein klein wenig, doch die hingebungsvolle, höchst intensive Performance wog den kleinen Schönheitsfehler bei weitem auf. Und wo sieht man bitteschön schon einmal einen Tontechniker, der mit der Show so derartig euphorisch, gar ekstatisch mitgeht? Ein Gutteil des Publikums tat es ihm gleich und ließ sich mit Freude in die stimmungsvollen Klangwelten von HARAKIRI FOR THE SKY fallen. Etwas Anderes als einen starken Auftritt hatte man aber auch gar nicht erwartet!
 

In der Bar schmetterten indes TONER LOW die erneut zahlenmäßig starken Zuschauer nachhaltig zu Boden. Lediglich in psychedelische Lichtspiralen und sonst in vollkommene Dunkelheit gehüllt, war hier die Bezeichnung „low“ wirklich Programm. Gegrummel aus dem tiefsten Tonkeller, langsam, schwer, niederschmetternd, wie ein unbarmherziger Eistenstiefel, der sich in Zeitlupentempo, doch unerbittlich auf den Hörer niedersenkte. Die beklemmende Ästhetik von Tiefe und Leere war fast greifbar – wenn nicht ein nicht unermesslicher Anteil der Zuschauer kaltschnäuzig in die atmosphärisch dichte Performance gelabert hätte.


Das was sich die Besucher im Anschluss bei OUR SURVIVAL DEPENDS ON US nicht trauten, sodass die fein auskomponierte Dynamik der machtvollen Titel die erhabene Atmosphäre kreieren konnte, für die sie gemacht worden waren. Der atmosphärisch-okkulte Doom des Salzburger Künstlerkollektivs schlug mit voller Wucht im Rockhouse ein und erzeugte eine derart ergreifende Atmosphäre, dass man sich den nahezu hypnotischen Klängen kaum erwehren konnte. Mit nur wenigen Ansagen ließen OUR SURVIVAL DEPENDS ON US ihre außergewöhnliche, zwischen atmosphärischen Parts und niederschmetterndem Doom mäandernde Musik für sich sprechen. Zu sehen, wie ein brechend voller Rockhouse-Saal vollkommen im Bann so speziellen wie einnehmenden Musik stand, das jagte einem wahrlich eine wohlige Gänsehaut über den Rücken. Denn das war ohne Zweifel einer der besten und dichtesten Auftritte, den man von den nicht so häufig auf österreichischen Bühnen spielenden OUR SURVIVAL DEPENDS ON US gesehen hatte. Dass der Band dann auch noch, wie auch TONER LOW zuvor, ein wenig Zusatzspielzeit, die sich durch die Verspätung von CANDLEMASS ergab, zugestanden wurde, war dann noch das Tüpfelchen auf dem i.

Dass es PHANTOM WINTER danach schwer haben würden, war irgendwie klar. Dass die Deutschen wieder einmal „finde die Band!“ mit den Fotografen spielten, machte es nicht unbedingt einfacher – doch dafür wurden die Anwesenden von einem machtvollen, derben Sludge-Gebräu empfangen, das einem schon im ersten Hördurchgang die Gehirnwindungen auf links wendete. Sägende Riffs und garstiges Geschrei wie aus den Tiefen der Hölle rasierte den Freunden der kratzigen Klänge nachhaltig die Flimmerhärchen aus dem Gehörgang und konnte das Spannungslevel bis zum Schluss hoch halten. Dass natürlich ein nicht unerheblicher Teil der Zuschauer auf CANDLEMASS wartete und den Auftritt von PHANTOM WINTER schon vorzeitig verließ war schade, doch angesichts des Status' der Schweden irgendwie nachvollziehbar...


Dabei hatten CANDLEMASS den Veranstalter zunächst noch ordentlich ins Schwitzen gebracht, langte doch nicht nur die Band selbst mit Verspätung in Salzburg ein, sondern vor allem deren Instrumente, die gerade einmal zwanzig Minuten vor der Show ihren Weg ins Rockhouse fanden. Von alldem merkte man aber glücklicherweise auf der Bühne nichts mehr – die Mannen rund um Gründer und Bassist Leif Edling gaben auf der Saalbühne vor brechend vollem Haus ansprechend Gas und holten die in großer Zahl anwesenden Fans vom Fleck weg ab. Selbst als nicht so großer Fan der Schweden konnte man sich den wie stolze Schlachtschiffe durch die Brandung pflügenden Songs nur schwer erwehren, obwohl man, auch wenn es wohl ein Sakrileg ist, zugeben musste, dass  die atmosphärische Dichte die die heimischen Vorgänger auf der Bühne entfesselten, nicht mehr so ganz erreicht werden konnte. Dennoch überstrahlte die nachtvolle Präsenz von CANDLEMASS den Abend unzweifelbar, wie die geschlossen bis zum letzten Takt anwesenden Besucher, die den Saal zum Abschluss in tosenden Applaus tauchten, eindrucksvoll bewiesen. CANDLEMASS sind eben doch noch immer, auch trotz fortschreitenden Alters, eine Urgewalt.


Mehr Fotos des zweiten Tages (wieder einmal mit sehr viel Dunkelheit) findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure.


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