16.02.2019, Rockhouse-Bar, Salzburg

Path Of Gloom

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 20.02.2019

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Es war wieder einmal an der Zeit, Salzburg in Schwärze und Agonie zu ertränken und die Geräusche der Welt mit tonnenschweren Klängen des Verderbens verstummen zu lassen. Was so eine Einleitung von einem kleinen Schreiberlein in seinem Wohnzimmer Rockhouse-Bar heißt, sollte klar sein: Es wurde wieder gedooooooooomt in Salzburg! Die Veranstalter Seeds Of Doom und The Feast hatten sich in freundschaftlicher Einigkeit zusammengeschlossen, um den Salzburgern unter dem Banner des „Path Of Gloom“ vier dunkeldüstere Bands präsentieren zu können, je zur Hälfte aus Österreich und aus Italien, womit sie auch ansprechend viele Interessenten in die Bar locken konnten. Nicht übermäßig voll, aber mit etwa halbvoller Location auch nicht zu schlecht besucht, erwies sich das Konzert als wunderbar entspannte Sache für alle Beteiligten.


Für den ohrenschmeichelnden Auftakt des Abends sorgten ANGOR mit einem ihrer zuletzt doch eher rar gesäten Auftritte. Stimmungsvolles, melancholisches Liedgut mit wunderbaren Gitarrenmelodien und gelegentlichem, flirrendem Post-metallischen Einschlag füllte die Bar und ließ die Besucher erstmals am Abend in den düsteren Klängen versinken. Klarer Sound und ein schönes Wechselspiel aus starkem Cleangesang und gelegentlichen aggressiv-heißen vokalen Eruptionen, geschuldet der schwarzmetallischen Vergangenheit, hielten das Interesse des Publikums hoch und sorgten für das erste musikalische Highlight des Tages. Dass eine derart starke Band mit solch bewegter Geschichte erst ein einziges Album am Start hat, ist hierbei fast nicht zu glauben – doch ANGOR bewiesen an diesem Abend, dass Qualität eindeutig über Quantität zu stellen ist. Mit einem dergestalt starken Auftritt eine Leichtigkeit.


Auch der nächste Gast auf der Bühne, SARCASM SYNDROME aus Tirol, besitzt eine bewegte und vor allem lange Vorgeschichte (Gründung 1992!) und macht sich bühnentechnisch gerne rar. Qualität vor Quantität gilt auch hier, präsentierte sich der Fünfer doch in brillanter Form und Spielfreude – einwandfreies musikalische Handwerk und die sympathische Bühnenpräsenz von Sängerin Petra gingen Hand in Hand. Melodisch-progressiver Metal mit einer großen Prise Doom der frühen CANDLEMASS-Stilistik (entsprechend auch eine einschlägige Coverversion im Live-Set verankert) lieferte das sich nahtlos fortsetzende akustische Verwöhnprogramm für die Besucher in Salzburg. Vielleicht ist die Stimme nun nicht jedermanns Sache (das kleine Schreiberlein outet sich an dieser Stelle als solche Person), doch musikalisch waren SARCASM SYNDROME dabei nicht nur anhand ihrer Spielfreude über jeden Zweifel erhaben.


Zum dritten Akt wurde es mit NIGHT GAUNT knuffig auf der Bühne – schwarzweiß bepinselte Italiener mit Wuschelfrisuren und körperlich vielleicht kleinem, doch stimmlich umso größerem Sänger Doom-rockten die Bar in Grund und Boden. Überraschung! Die frisch-freche Mischung aus Doom und deutlichen Rock-Anleihen auf morbidem Grundgerüst lud zum gemächlichen Schädelbeideln ein und stieß bei den Zuschauern in Salzburg auf reges Interesse. Zwischen schweren, walzenden Klängen und einigen atmosphärischen Einsprengseln räumten die vier Italiener (fürs Protokoll: am Bass hämmerte Domina-like das weibliche Viertel der Band in die Saiten) ordentlich ab und konnten sich unterm Strich über den größten Publikumszuspruch freuen. Da haben NIGHT GAUNT an diesem Abend wohl einige Fans dazugewonnen...


Der Okkultismus-lastige Abschluss des „Path Of Gloom“ (so lautet übrigens der Name dieses Tourpackages der beiden Italiener, um dies zumindest erklärt zu haben) mit den ebenfalls aus dem südlichen Land stammenden BLACK OATH konnte das Niveau des Abends dann leider nicht mehr halten. Zwar gab es an der erneut hochwertigen Kost aus dem okkulten Doom-Universum mit rock-beeinflusster Schlagseite nichts auszusetzen und auch die Bühnenshow mit stimmungsvoll flackernden Kerzen und düster bepinselten Gesichtern erfreute das Auge, doch irgendwie wollten BLACK OATH nach der starken Vorstellung ihrer Landsmänner nicht mehr so wirklich zünden. Zuviel strukturelle Ähnlichkeit in den Songs ließ den Auftritt unterm Strich etwas zu zäh werden, um zu später Stunde noch echte Begeisterung auslösen zu können. Zwar blieb der Großteil des Publikums bis zum Schluss und spendete den Italienern auch höflichen Applaus, doch die Pluspunkte des Abends hatten schon die vorhergehenden Bands für sich beansprucht.
 

Ein erfreulich erkleckliches Häufchen an Leuten wanderten in Salzburg am Path of Gloom und wurde von einer starken Mischung aus heimischen und italienischen Bands blendend unterhalten. Also wenn es nach diesem kleinen Schreiberling geht, können derartige Veranstaltungen gerne wieder öfter stattfinden – es gehört einfach viel mehr gedoomt, denn die Welt ist ein viel zu fröhlicher Ort. Widerlich, echt. (An dieser Stelle hängen wir zur Sicherheit noch ein großes Ironieschild dran, bevor wieder jemand Schnappatmung bekommt...) Deshalb noch einmal kurz und bündig: fein war's, gut organisiert war's – gerne wieder!

Fotos gibt es wie immer auch bei Images of Pain and Pleasure.


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