23.11.2018, Rockhouse, Salzburg

Dome Of Rock - Tag 2: Der Psycho-Freitag

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 30.11.2018

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Wer am zweiten Tag des Dome Of Rock auf musikalische Abwechslung hoffte, der wird wohl bitter enttäuscht worden sein – Freunde der psychoaktiven Klänge allerdings, werden an diesem, vom Berichterstatter kurz und bündig „Psycho-Freitag“ betitelten Festivaltag dafür wahre Freude gehabt haben. Acht Bands aus dem Stoner/Psychedelic-Universum bevölkerten an diesem Abend die beiden Bühnen in Saal und Bar des Rockhouse und brachten die ehrwürdigen Mauern mit grummelnden Riffs und hämmerndem Bässen zum erbeben. Besuchertechnisch wäre am Freitag bestimmt mehr drin gewesen, doch die anderntags vollzählig aufmarschierende Krawallbrigade war an diesem Tag wohl in seliger Einigkeit zu SLAYER nach Wien gepilgert. So blieben die Bühnen in Salzburg für die Konsumenten grummelnden Stoners...


Die Eröffnung des zweiten Tages boten auf der großen Bühne im Saal die Bayern von GO BANANAS, die mit beherzt rumpelndem Stoner mit schwerer Psychedelic-Schlagseite der schon recht zahlreichen Zuschauermenge ordentlich einheizten. Wummernde, monotone Riffs und wabernde Effekte, sowie psychedelische Kaleidoskop-Projektionen im Hintergrund verbanden sich zur ersten Kombipille des Abends, gegen die Härte der Realität.

Wem das zu soft war, der konnte sich anschließend in der Bar vom kernigen Stoner/Sludge/Doom der Italiener von THRONE einen ordentlichen Arschtritt abholen. Früher des Jahres bereits einmal an gleicher Stelle gesichtet, ließen die durchaus garstig tönenden Herrschaften vor schon ziemlich zahlreichem Publikum nichts anbrennen und unterzogen das Gemäuer der Bar mit tonnenschweren Riffs und infernalischem Gekeife einer ordentlichen Belastungsprobe.


Mit der Rakete von MINUS GREEN im Saal, wurde man anschließend musikalisch direkt in eine andere Galaxis geschossen. Schwer groovende, repetitive Riffs kreierten einen Monolith aus Tönen, der mit stoischer Beharrlichkeit an den Grundfesten des Bewusstseins rüttelte. Nicht einmal ein gerissener Instrumentengurt vermochte die intensive, dichte Atmosphäre der rein instrumentalen Demonstration zu schmälern.

In der Bar indes, waberten vier italienische Hippies durch den Äther. Etwas arg laut vielleicht, doch sphärisch und höchst atmosphärisch dargeboten, konnte man auch hier in den fesselnd-monotonen Klängen aufgehen. So wie die Besucher, die reges Interesse an ANANDA MIDA zeigten und die Performance der Italiener sichtlich goutierten.


Bei NIGHTSTALKER kam das Interesse zunächst nur zäh in Schwung, doch die Griechen vermochten es, mit einer starken Mischung aus grummelndem, schleppendem Stoner und zugänglicherem, flottem Heavy Rock zu überraschen. Nebst starker Stimme überzeugten NIGHTSTALKER auch mit musikalischer Klasse, speziell in den Gitarrensolos, sodass am Ende das so ziemlich vollzählig anwesende Publikum die Darbietung ausgiebig beklatschte.

HUMULUS hatten dann Anfangs einfach Pech mit der Technik, da der Gitarrist Aufgrund eines Totalausfalls der Gitarre schon nach dem ersten Song sein halbes Effektpedal auseinandernehmen musste. Nach einer unfreiwilligen Pause konnte das Problem aber gelöst werden und es durfte wieder ausgiebig der Schädel zum etwas angedoomten Stoner geschüttelt werden. Trotz technischer Probleme brannten die Italiener ein wahres Feuerwerk ab und brachten die Bar so richtig in Wallung.


Was dagegen direkt im Anschluss als Hauptact im Saal vorstellig wurde, das hatte niemand kommen sehen. „Intensive Liveshows, basierend auf Improvisation“ sollten das Markenzeichen von ELECTRIC MOON sein; Etwas, das wirklich großartige Shows mit unvergleichlicher Atmosphäre hervorbringen kann – oder aber einen Rohrkrepierer vor dem Herrn. Leider war bei den Deutschen an diesem Abend zweiteres der Fall, denn die sphärisch-psychedelische Musikkost, stoisch, introvertiert und geradezu teilnahmslos vorgetragen, vermochte es, genau nichts auszulösen. Vielleicht braucht man auch einfach mindestens 20 Ofen intus, um den monoton wabernden, wie ein Dauer-Intro klingenden, höhepunktsarmen Klängen etwas abzugewinnen – an diesem Abend jedoch, sorgten ELECTRIC MOON lediglich für Verwirrung bei Technikern und Publikum, sodass sich der Saal mit Fortdauer der lähmenden Darbietung zusehends leerte.

Wo die Leute hingekommen waren, das sah man hernach in der Bar, denn dort warteten die Leute bereits dicht gedrängt auf den Abschluss des zweiten Festivaltages: LES LEKIN. Komplexe, mal meditativ fließende, dann wieder düster und bedrohlich wummernde Klänge umhüllten das sichtlich angetane Publikum, welches sich von den Salzburger Lokalmatadoren noch einmal in die wunderbare Welt der psychedelischen Klänge entführen ließ. Das kleine Schreiberlein, bekanntlich kein Freund geruchsintensiven Räucherwerks, gab dann, trotz musikalischen Verwöhnprogramms von LES LEKIN, recht bald auf und ritt gen Heimat, um die bereits angeschlagene Gesundheit zu schonen und die Kraftreserven für den dritten und letzten Festivaltag zusammenzukratzen.
 

Ein paar mehr Fotos des zweiten Festivaltages gibt es in Kürze bei Images Of Pain And Pleasure.


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