RAVEN BANNER - Rise Up Clan

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VÖ: 01.09.2023
Bandinfo: RAVEN BANNER
Genre: Melodic Death Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Es ist wahrlich kein neues Konzept, zahlreiche Legenden unterschiedlichster Genres haben längst ihre eigene Anhängerschaft an Bands und Projekten, die ihnen stilistisch nacheifern – und so schleifen auch AMON AMARTH schon seit Jahren einige künstlerisch eher mäßig erfolgreiche Nachahmer hinter sich her, von denen die bergischen Löwen von OBSCURITY den meisten unter euch sicherlich am geläufigsten sein dürften. Ob es nun Zufall war oder meine Youtube-Bubble erfolgreich ihrer Arbeit nachgegangen ist, lässt sich nicht genau definieren, letztlich bin ich aber auf die eine oder andere Weise auf das 2021 formierte, schwedische Trio namens RAVEN BANNER gestoßen, das sein Debütalbum "Rise Up Clan" in Eigenregie aufnahm und in Kürze auch unabhängig veröffentlicht. 

Wie lange RAVEN BANNER vertragslos bleiben werden, lässt sich nur mutmaßen, es würde mich in Anbetracht der hohen Güte dieses Debütalbums allerdings stark verwundern, wenn da nicht schon in Bälde ein ansehnlicher Kontrakt zustande käme. Auch hier könnte man sich natürlich wieder mit der Frage auseinandersetzen, ob man von Kopie, Tribut oder Verehrung sprechen soll – ich persönlich würde zu letzterem tendieren. Einfluss und Inspiration lassen sich nicht von der Hand weisen, aber RAVEN BANNER wischen auch mühelos mit ihrer Konkurrenz das Deck des Drakkars, was von einer gewissen Überzeugung und künstlerischen Expertise zeugt. AMON AMARTH selbst sind mit "The Great Heathen Army" zwar wieder einigermaßen auf Kurs, aber wer, wie ich, nicht genug von der früheren Version der heute stadionfüllenden Wikingerhorde bekommen kann, ist mit "Rise Up Clan", das sich stilistisch am ehesten zwischen "With Oden On Our Side" und "Twilight Of The Thunder God" einordnen lässt, bestens bedient.

Viel ist nicht bekannt über RAVEN BANNER, zumal auch noch keine Seite in den Metal-Archives für sie errichtet wurde, die Aufschluss bieten könnte. Wenn in der knappen Pressemitteilung allerdings steht, dass die Mitglieder bereits bei anderen musikalischen Raubzügen mitgewirkt hätten, wird einem schnell bewusst, dass diesbezüglich tendenziell eher nicht geflunkert wird, denn für ein Debütwerk ist "Rise Up Clan" erstaunlich hochwertig und reif komponiert. Tatsächlich konnte ich in den ersten Stunden nach Erhalt der Promokopie nichts anderes mehr hören, so süchtig hat mich das vor dem geistigen Auge stattfindende Plündern und Brandschatzen mit diesem ambitionierten Dreiergespann gemacht. Hier stimmt einfach nahezu alles: Hymnische Songs wie der einleitende Titeltrack oder "Thor's Anthem". Einprägsame Gesangshooks ("Beware The Fury" und "Raven's Call"). Donnerndes Riffgewitter ("Never Yield", "Sound The Horns" und "Hordes Of Vikings"). Episch-immersive Melodiebögen ("No Hero's Death" und "Twilight Of The Gods"). Fantastische Leadsoli wie in "Gutbound". Das alles wird zudem in der richtigen Reihenfolge bzw. Dramaturgie vorgetragen, nach Langeweile wird man also vergebens suchen müssen.

Ja, was soll ich noch zu "Rise Up Clan" schreiben, was ich nicht bereits niedergeschrieben habe? Zugegebenermaßen habe ich lange über die finale Punktzahl nachgedacht, weil hier sehr eindeutig einer sehr bekannten Band nachgeeifert wird. Nichtsdestotrotz: Wen interessiert das überhaupt? Nicht jede Band oder jeder Künstler muss etwas neu erfinden, um Fantastisches zu schaffen, zumal vieles ohnehin schon gesagt und intoniert wurde. Bei den folgenden Worten bin ich dennoch von mir selbst überrascht, denn RAVEN BANNER schaffen es mit "Rise Up Clan", auf Augenhöhe mit dem Vorbild zu agieren. Dass man hier schlussendlich auch noch das notwendige Kleingeld in die Hand genommen hat, um das eigene Debüt von niemand geringerem als Jens Bogren veredeln zu lassen, spricht von einem hohen Vertrauen in das Potenzial der eigenen Schöpfung. Wir sprechen hier wahrlich nicht von einem Blender mit Hochglanzsound, sondern von einem unglaublich starken, außerordentlich unterhaltsamen Debütalbum aus Eigenproduktion (!), das für Furore sorgen kann und hoffentlich auch wird.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (24.08.2023)

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