NUCLEAR POWER TRIO - Wet Ass Plutonium

Artikel-Bild
VÖ: 28.07.2023
Bandinfo: NUCLEAR POWER TRIO
Genre: Progressive Metal
Label: Metal Blade Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Wie anfangen? Aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten trudelte per Digitalpost ein Album einer Drei-Nasen-hoch-Band ein, die schwer einzuordnen ist: NUCLEAR POWER TRIO mit dem klingenden Album-Namen „Wet Ass Plutonium“. Um es gleich vorwegzunehmen, musikalisch ist hier (fast) alles tippi toppi. Drei technisch sehr versierte Musiker vermanschen alles, was im Jahre des Herrn 2023 bezüglich Prog Metal zu verarbeiten ist. Es wird eine Extra-Wurst-Platte für Feinschmecker kredenzt: Djent, Jazz-Rock, Flamenco angehauchte Licks, alles darf rein und muss raus. Kleine Abstriche sind natürlich zu machen, was die musikalische Ausformung angeht. Wieder einmal muss das grandiose „Passion And Warfare“ von Mister Steve Vai als Standard herhalten. „For The Love Of God“ ist ein instrumentales Schmankerl, das um ein wahrlich einprägsames Riff gebaut ist, welches sich langsam, dezent entwickelt, wie eine griechische Tragödie in einem mehrminütigem, wunderbaren Solo aufsteigt, um am Ende sanft zu entgleiten. Bei unserem NUCLEAR POWER TRIO hier, womöglich ist das dem Bandnamen geschuldet, werden die Ideen nicht langsam entwickelt, sondern Hörer*innen kriegen die volle Breitseite. Etwa „Nyetflix And Chill“ ist energetisch auf dem Niveau funkiger Flamenco-Style, „Anti-Saxxers (Mandatory Saxination)“ so Prog-Metal meets Blechblasinstrument, „Critical Bass Theorie“, ja, dieser Titel ist tatsächlich witzig.

Explizit möchte ich hier nur ein Lied besprechen, und zwar last but not least: „Red Scare Bear Stare“. Das sehr schöne Intro lässt an die Studien von Fernando Sor und Co. erinnern. Meiner Meinung hätte dieses viel länger sein müssen, um eine weitere Gitarre samt Solo erweitert, hätte dieses den nötigen Drive geben können. Zu schnell wechselt es in ein Prog-Metal-Gefilde, bei dem Bass und Gitarre aufeinander eingehen, als würden sie kommunizieren. Der Mittelteil mit dem Keyboard hinterlässt wenig bleibenden Eindruck. Flugs sind wir beim Outro angelangt, gepickte Akustik-Gitarre plus elektrische Gitarre, die sanft entschwinden. Gute Ideen allemal, die allerdings nur rudimentär ausgeführt wurden.

Weiter werde ich nicht ganz schlau aus der Trinität an, sagen wir mal, Politikern, die das Cover zieren, bzw. die Band seit je auftritt: Jong-un, Putin, Trump. Drei Diktatoren, drei Nuklearmächte – ich weiß, es heißt „nukular“, um wieder griechische Schreiber, in diesem Falle Homer, zu zitieren. Gleich und gleich gesellt sich gerne, oder wie Orwell meint: „All are equal, but some are more equal.“ Wenn das ein humoristischer Beitrag sein soll, geht er ins Leere. Die Musik steht für sich, Interpretation ist den Hörer*innen zu eigen, das Cover, die Masken und mehr, die Song-Titel („Apocalypse Mao“ ), etc. mögen ein politisches Statement sein, diese werden allerdings nicht mit Pneuma (Atem) gefüllt, bzw. nicht weiter ausgeführt. Warum also?

Fazit: Dieses rein instrumentale Album ist für Musiker*innen dieses Erdenrundes bestimmt ein Schmankerl, für die große Menge an Hörer*innen, die dem Metal verfallen sind, könnte diese geballte nukleare Ladung womöglich zu viel sein. Selbstverständlich muss „Wet Ass Plutonium“ gut bewertet werden, die Musiker sind zu versiert, um ihnen diese zu verweigern. Für das nächste Mal wünsche ich mir allerdings, dass die Ideen eindringlicher umgesetzt werden.

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (08.08.2023)

ANZEIGE
ANZEIGE