KNIGHT AREA - Heaven And Beyond

Artikel-Bild
VÖ: 10.02.2017
Bandinfo: KNIGHT AREA
Genre: Progressive Rock
Label: Butler Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

KNIGHT AREA hielten sich bislang immer bescheiden im Hintergrund, zumindest erscheint mir das so in einer Prog-Welt, die von Kapazundern wie DREAM THEATER, THRESHOLD oder RIVERSIDE dominiert wird. Über die musikalischen Qualitäten der Niederländer brauchen wir hier auch nicht zu diskutieren, vielleicht liegt es eher daran, dass KNIGHT AREA weniger offensiv zu Werke schreiten als so manch andere Progressiv-Combo. Und das hat seine Vor- und Nachteile, klar. Vorteil unter anderem: hier gibt es viel zu entdecken, nicht nur für Neuankömmlinge, und auch der Backkatalog von mittlerweile insgesamt sechs Langspielplatten kann sich sehen (und natürlich auch hören) lassen. Nachteil unter anderem: es ist halt heutzutage schwer, in diesem Genre Wiedererkennungswert zu haben - Bescheidenheit ist eine Zier, aber nicht unbedingt förderlich in der Ellenbogen-Musikgesellschaft.

„Heaven And Beyond“ knüpft musikalisch in etwa an den Vorgänger „Hyperdrive“ an, lässt aber insgesamt die großen Ohrwürmer wie etwa das geniale „Dreamweaver“ (2007) oder „Avenue Of Broken Dreams“ (2014) vermissen. Was aber nicht heißt, dass die progressiven Preziosen hier dünn gesät wären. Vor allem das von einer simplen Piano-Melodie dominierte „Tree Of Life“ kann beinahe in die oben genannte Liga aufschließen, manchmal wünscht man sich aber von der Band einfach einen Zacken mehr Biss. So haben manche Songs wie der Titeltrack mehr mit Bands wie YES oder MARILLION - und damit eher mit Rock als mit Metal - gemein, was aber hier hauptsächlich als Bonuspunkt zu werten ist. KNIGHT AREA klingen einfach erwachsener als noch vor zehn Jahren, das ist aber auch nur eine rein logische Entwicklung, und wenn Musiker von CAMEL, KING CRIMSON oder BARCLAY JAMES HARVEST beeinflusst werden, hat das natürlich hörbare Folgen.

„Starlight“ hat das Zeug zur potentiellen Mitsing-Hymne, und das verschachtelte Opener-Duo „Unbroken“/“Dreamworld“ mag den Zugang zur Platte wohl erst ein wenig sperrig erscheinen lassen. Im weiteren Verlauf punktet man aber mit den altbekannten Stärken -  Sänger Mark Smits unaufdringliche Vocals mit beruhigender Wirkung, gepaart mit den immer dominanten Keyboards von Bandgründer Gerben Klazinga, durchbrochen durch das ruppige Gitarrenspiel von Mark Bogert, das nicht von ungefähr in den Arrangements ein wenig an das von Ian Crichton (SAGA) erinnert. Das eingängige „Saviour Of Sinners“ oder der siebenminütige Keyboard-Progger „Twins Of Sins“ (mit toller Gesangsleistung von Smit) seien hier noch explizit hervorgehoben, was nicht heißt, dass der Rest zu verachten wäre. Im Gegenteil – KNIGHT AREA können den Vorgänger zwar nicht überbieten, bewegen sich aber auf konstant hohem Niveau und bauen ihr Metier und ihren Stil langsam aber stetig aus.

„Heaven And Beyond“ ist – wie so viele andere Scheiben aus der anspruchsvollen Sparte auch – ein Album, das man nicht nebenbei konsumiert, in das man sich hinein hören muss, mit dem man sich nur langsam anfreunden soll. Ist das Teil aber erst mal dein Freund, dann wohl auf sehr lange Zeit. Denn bei aller Unspektakulärheit sind KNIGHT AREA wohl vor allem eines: zeitlos. Und da darf es auch ruhig mal mit weniger Biss zur Sache gehen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (18.02.2017)

ANZEIGE
ANZEIGE