CROWORD - Manifest of Mortal Sickness

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VÖ: 20.04.2016
Bandinfo: CROWORD
Genre: Melodic Death Metal
Label: Eigenproduktion
Lineup  |  Trackliste

Von den meisten lokalen Metalbands kommt eigentlich nichts anderes mehr als schlecht gemachter Death Metal“ - so ein Bekannter von mir. Diese Aussage kam mir relativ schnell in den Sinn, als mir erstmals empfohlen wurde in das Debütwerk einer solchen „lokalen Band“ namens CROWORD (mit großem D) hineinhören sollte. Was würde mich hier wohl erwarten? Tatsächlich nur eine uninspirierte Ansammlung aus tief gestimmten Gitarren, vermeintlichen Death-Growls und Texten über die Grazie des Aktes, jemandem die Gallenblase herauszureißen? [Anm. d. Lekt.: Gut, manche verstehen es, warum man das Ding loswerden will...] Nun, man sollte in solchen Belangen nicht zu schnell verallgemeinern, hatte die EP doch schon nach einem kurzen Intro mindestens mein Interesse geweckt. Schnell war klar, dass CROWORD nicht versuchen eine Band zu sein, deren einziges Ziel es ist, eine leere Mixtur aus Härte und technischer Raffinesse zu sein. Laut Eigendefinition sollen die Band jaUnverfälschte Melodien, kombiniert mit einer starken rhythmischen Komponente, einem Klang der kollateralem Schaden gleicht, und Geschichten die textlich wie stimmlich direkt aus dem tiefsten und dunkelsten Punkt des Inneren stammen“ zu verbinden, was jetzt ja nicht unbedingt schlecht klingt. Diesen Vorzeichen entsprechend waren meine Erwartungen zur Debüt-EP mit dem einprägsamen Namen „Manifest of Mortal Sickness“ relativ hoch. Ich war gespannt darauf zu sehen, was die Metalszene aus der schönen Steiermark hervorbringen konnte. Ob sich die Vorfreude gelohnt hat? Nun, mehr dazu gleich...

 

Schon beim Durchhören des ersten Songs der EP und spätestens ab dem furiosen Drum-Solos auf „Bevond Obsidian Gates“ wird klar, dass es sich hier nicht um ein paar Jungs handelt, die gerade erst in die Welt der Musik einsteigen, nein, man merkt deutlich, dass hier bereits Erfahrung vorhanden ist. Wollte man für die Musik CROWORD's ein passendes Genre finden, dann würde man sie zweifellos in den Riegen des schwedischen Melodic Death Metal wieder finden. Akustische Intros, tiefes Growling, schnelle Spielweise, die Band scheint keine Probleme damit zu haben, die Qualitäten des Genres zu ihren Gunsten in ihre Musik einzubauen, ohne dabei (zumindest musikalisch) zu sehr ins Experimentelle abzudriften. Deutliche Inspirationen aus dem Hause Göteborg lassen sich bereits auf „Message of the Dead“ ausmachen: Ein sanfter Einstieg in das düstere Werk wird durch ein kurzes akustisches Intro erzeugt, unterlegt mit Beckenklängen. Dieses wird schnörkellos auch während des Einsatzes der Lead-Gitarre weitergesponnen, was für einen vollends glatten Übergang in den eigentlichen Song sorgt, der allerdings schnell durch einen Themenwechsel aufgelöst wird und in einen mehrstimmigen Gitarrenpart führt. Allgemein zeichnet sich ein Großteil von „Manifest of Mortal Sickness“ vor Allem durch eine großartige Instrumentalarbeit aus, was die bereits erwähnte Erfahrung der agierenden Musiker unterstreicht und die den Hörer über weite Teile der Spiellänge trägt. Dies hat allerdings auch die Folge, dass es die Songs durch ihre hohe Detailverliebtheit an manchen Stellen verpassen tatsächliche Highlights zu setzen, die dem Hörer auch längerfristig im Gedächtnis bleiben. Beispielsweise das Solo von „Message of the Dead“ geht im Gegensatz zum restlichen Song relativ unter. Dabei hätte die Band keinerlei Probleme, derartige Höhepunkte einzubauen, wie das aufrüttelnde Drum-Solo am Beginn von „Beyond Obsidian Graves“ oder das schlichtweg umwerfende Leitthema von „Manifest of Mortal Sickness“ zweifellos beweisen. Diese Dinge kamen völlig unerwartet, so etwas hebt sich ab, mehr in die Richtung bitte! Einen Kontrast zum Gesamtwerk stellt letztendlich Finale der EP („The Longest Fall“) dar, das im Gegensatz zum Vorgänger, dem titelgebenden „Manifest of Mortal Sickness“ wesentlich ruhiger ausfällt, gleichzeit aber die Lead-Gitarren Arbeit im Gegensatz noch stärker und durchgängiger in den Vordergrund stellt, was allerdings auch wieder zu einem Fehlen großartiger Höhepunkte führt und den Song mehr oder weniger vor sich „dahinplätschern“ lässt.

 

Was so ganz und garnicht „dahinplätschert“ und Erwähnung verdient sind die vorhandenen Vocals und vor Allem die lyrischen Themen, die diese behandeln. Anders als bei vielen Genrekollegen scheint man sich hier wirklich Gedanken um die Lyrics und ihre Individualität gemacht zu haben, denn zur Abwechslung handeln nicht alle Songs von Verzweiflung, Tod und Scheusal, viel mehr finden Lukas Rappitsch und Martin Karner ihre Inspiration in der Literatur. Dies mag zwar das Rad nicht komplett neu erfinden, dennoch ist es eine mehr als willkommene Abwechslung im Gegensatz zu Lyrics von Genrekollegen über die immer wieder gleichen Themen und Szenarien. Zusätzlich lädt der Weg, der hier gegangen wurde, dazu ein, sich tatsächlich mit den Texten von CROWORD auseinanderzusetzen.

Die eigentlichen Vocals betreffend, geht die Band wiederum einen anderen Weg: Hier wird, wie auch beim Instrumental, nicht versucht, etwas möglichst Unerprobtes und Neues zu versuchen, sondern das Vorhandene möglichst gut umzusetzen. Dies gelingt bisweilen gut, wenn auch nicht perfekt, die Vocals bestehen, wie in den Anfängen des Genres, hauptsächlich aus tiefen Growls, die sich harmonisch in das instrumentale Songgeflecht einfügt und es damit untermalen. Nicht außergewöhnlich, aber eben auch nicht schlecht.

 

Von den meisten lokalen Metalbands kommt eigentlich nichts anderes mehr als schlecht gemachter Death Metal“ - was lässt sich dazu letzt letztenendes sagen? Nun ja, ohne das Klischee jetzt vollends vom Tisch räumen zu wollen, so lassen sich CROWORD wohl nicht so einfach in die Riege des vermeintlichen „österreichischen Standard-Breis“ in Sachen Metal einreihen. Obgleich die Band mit ihrer Musik nichts völlig „Neues“ macht, weiß sie in Sachen musikalischer Qualität und Liebe zur Musik selbst zu punkten. „Manifest of Mortal Sickness“ ist ist ein gekonnt aufgearbeitetes Melo-Death Werk, das vor Allem in Sachen Instrumental großartig ist und nur zum Ende hin etwas an Intensivität abnimmt. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs aus Judenburg auf diesem vielversprechenden  Karrierebeginn weiter aufbauen und uns mit einem baldigen Full-Lenght Release positiv überraschen!

Wer jetzt übrigens noch Lust auf weitere österreichische Bands bekommen hat, der macht keinen Fehler, mal in die Rubrik „Underground von Unten – österreichische Musik gehört gehört“ von unserer werten Anthalerero reinzuschauen – da kann man neben Bands wie CROWORD ja noch so einiges Andere finden, wie man sich erzählt...

 

 

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (21.01.2017)

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