DRAUGSÓL - Volaða Land

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VÖ: 13.01.2017
Bandinfo: DRAUGSÓL
Genre: Black Metal
Label: Suspicious Activities Records
Lineup  |  Trackliste

In Island mahlen die Mühlen glücklicherweise noch anders als in unserer Welt. Dort lebt es sich wohl deutlich entschleunigter und wenn es überhaupt eine Statistik gibt, dann sicher keine über zu hohe Arbeitslosigkeit, Armut oder dergleichen, sondern höchstens darüber, wie viele Menschen der ca. 340.000 Einwohner dort eben noch keiner Black-Metal-Band angehören. Muss das schön sein, wenn man keine anderen Probleme hat, nicht wahr? Wie viele Herrschaften durch das neuformierte Projekt DRAUGSÓL nun genau aus dieser zahlenmäßigen Erfassung ausscheiden, ist (noch) nicht genau bekannt - aufgrund des Pressefotos könnte man auf drei tippen -; was man aber mit großer Sicherheit sagen kann, ist dass man sich mit dem Debüt "Volaða Land" musikalisch fein säuberlich im Schwarzmetall-Regal direkt neben MISÞYRMING, SINMARA, SVARTIDAUÐI und Co. einsortiert. Im Guten wie im Schlechten.

Was das heißen soll? Vielleicht hat der ein oder andere Leser bereits oben schon einen Hauch von Kritik herausfiltriert, als es um die Fülle an isländischen Black-Metal-Ablegern ging: Es ist unfassbar schwer, DRAUGSÓL anhand ihrer Spielart von den bereits bekannten und zurecht hochgelobten Größen der Insel-Szene zu unterscheiden, ohne dabei eben auch nur ansatzweise die Ausstrahlung und spielerische Klasse jener auch nur angetastet vorzufinden. Das vermeintliche Trio sieht das logischerweise anders und fasst sich als "eine Band aus Reykjavik" auf, die "ihren eigenen, unverkennbaren Black Metal Stil zelebriert", aber das kann ja schlussendlich jeder von sich behaupten. Die Realität, also bereits der eröffnende Titeltrack, sprechen da eine andere Sprache. Der hallende Klang, die Vocals, die Art der Gitarrenarbeit sprechen da eine andere Sprache. In "Formæling" und "Bót Eður Viðsjá Við illu Aðkasti" gesellen sich dann immer wieder auch mal ältere ENSLAVED hinzu, damit ist der ganze Spuk dann aber auch bereits entmystifiziert.

Viel interessanter und eine Spur eigenständiger sind da die akustischen Intros von "Spáfarir Og Útisetur" und "Váboðans Vals", wobei in letzterem dann durch die melodischere Grundnote auch mal die Epik aufkommt, die einem im Promotext zwar vollmundig versprochen wurde, im Gegensatz dazu aber nur phasenweise in Erscheinung tritt. Hiervon abgesehen ist "Volaða Land" ein durch und durch mittelmäßiges Album, das zwar klare Fremdeinflüsse besitzt, trotz dessen aber häufig ziellos umherwirrt, weil es diese nicht schlüssig kombinieren kann. Die Ansätze sind also durchaus vorhanden und wir sprechen hier ja auch über ein Debüt, aber gerade das Fehlen der eigenen Note kann man heutzutage immer häufiger als Symptom plötzlich aus dem Boden sprießender Black-Metal-Newcomer sehen. Genauso wie in Osteuropa urplötzlich jeder mit mystischem Image, fein verzierten Kutten, aufwändigem Bühnenbild um Räucherkerzen, Altarbauten und sonstigem Brimborium daherkommt, will in Island urplötzlich die halbe Bevölkerung Black Metal spielen. Das mag nun despektierlicher klingen als es letztlich gemeint ist, aber wenn man all die Jahre so gerne (und meist auch berechtigterweise) auf den Pagan Metal und Metalcore eingeprügelt hat, wie gleich das doch alles klinge, muss man an dieser Stelle auch als Schwarzmetall-Anhänger mal so ehrlich zu sich selbst sein und nicht irgendwelche Unterschiede herbeifantasieren, die überhaupt nicht existieren. 



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (11.01.2017)

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