IMMOLATION - Atonement

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VÖ: 24.02.2016
Bandinfo: IMMOLATION
Genre: Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

29 Jahre schon prügeln sich die New Yorker (State, nicht Stadt.) von IMMOLATION durch das Prog/Tech-Deathregal der geneigten Fans. Mit ihrem zehnten Album insgesamt und dem dritten für Nuclear Blast, "Atonement", erklimmen sie, laut Promodokument, neue Höhen: Eine unermüdliche Sammlung eingängiger, intensiver und dunkel-phantasievoller Tracks, jeder Song auf "Atonement" ist ein Beweis für den reinen Stil und die Kreativität, die IMMOLATION zu dem macht, was sie sind! 

Als langjähriger Teil der Medien (#youarefakenews) ist man einiges von den Promodepartments gewohnt und auch hier wird wieder anständig dick aufgetragen, denn "Atonement" mag intensiv und dunkel sein, aber eingängig ist das Album nicht. Ganz im Gegenteil. Es steht dem, was "eingängig" ist diametral entgegen, so weit entfernt wie nur möglich.

"Atonment" ist in mehr als einer Hinsicht eine massive Herausforderung. Erstens ist man vom beinahe durchgehend flinken Death Metal der Vorgängerwerke weggegangen und baut sehr oft langsame, bisweilen beinahe NILE-artige, ultralangsame Parts ein, die den Genuß des Albums noch schwieriger machen. Erfreut man sich, einem lockigen Knaben gleich, an flinkem Metal of the Death, bremsen die Jungs aus Yonkers ein und doomen, mit Obertönen gitarrentechnisch veredelt, einen völlig anderen Song.

Dann das Songwriting. Es ist mir nach mehr als zehn Durchgängen noch immer nicht gelungen, einen wirklich stimmigen Song auf dem Album zu finden. Das ist jetzt nicht per se schlecht, aber David muss mit massiver Anstrengung aus diesem Marmorblock gehauen werden. 

Das alles wird erschwert durch den merkwürdigen Sound. Song Eins evoziert halbverzerrte, beinahe an die wahnsinnigsten Ausreisser französischen Black Metals erinnernde, schräge Gitarren. Ich wähnte mich kurz auf einem falschen Album, aber nein, es sind schon IMMOLATION. Sobald man auf´s Gas hüpft wähnt man sich in einem chilenischen Proberaum. Gut, so trve ist es auch nicht, aber der Gesamtsound ist derart dumpf, dass man bisweilen Probleme hat, die einzelnen Instrumente auseinanderzuhalten. Vor allem das Schlagzeug, und hier die Snare, ist irgendwo und, ich muss es sagen, völlig drucklos. Das wird vor allem bei den Highspeedparts zur Herausforderung. Darüber thront noch das ultratiefe Geröchel von Ross Dolan, das dem Ganzen noch einen Schuss Dunkelheit dazu gibt.

IMMOLATION standen nie für Easy Listening, und "Atonement" ist rein vom Songmaterial her wieder ein vertracktes, mäanderndes, abgehackt und dreimal geschütteltes Album für Freunde von musikalischem Wahnsinn. Das können sie noch immer, daran besteht kein Zweifel. Und sie werden auch wieder viele Liebhaber dieses Sounds finden, die Spaß daran haben, heraus zu bekommen, was genau jetzt Ross Dolan und Co. denn diesmal wieder mit ihren Songs gemeint haben. 

Ich, als subjektiver "Journalist" aber (und zum Glück befinden wir uns nicht in den URSA und dürfen unsere Meinung noch äußern) hab eher herbe Probleme mit dem Album und das liegt, wie oben elaboriert, am Sound und am massiv fragmentierten Songwriting. 

Gute Güte, IMMOLATION haben mit "Atonement" ein Album heraufbeschworen, das entweder missglückt, oder so genial ist, dass ich noch Monate brauchen werde, um es dementsprechend zu würdigen. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (19.02.2017)

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