BÖLZER - Hero

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VÖ: 25.11.2016
Bandinfo: BÖLZER
Genre: Death Metal
Label: Iron Bonehead
Lineup  |  Trackliste

Lange hatte die (auch aufgrund von bejubelten Gigs auf Festivals wie etwa dem Party.San) stetig wachsende Fanschar auf den nun vorliegenden Debutdreher warten müssen. Der Appetit auf „Hero“ wurde von den düsteren, kleinformatigen Vorboten angefacht, wobei hier vor allem die Erstlings-EP „Aura“ (2013) mächtig Staub aufwirbelte, aber auch „Soma“ von 2014 reüssieren konnte. Nachdem die anfänglichen politischen Fragen aus dem Weg geräumt wurden, konnte sich die Musikwelt endgültig unbelastet auf die musikalischen Qualitäten der Schweizer stürzen. „The Archer“ bleibt nach dem verheißungsvollen Intro gleich eingangs mit seinen fein in die donnernde Soundmelange eingewobenen Melodien im Ohr hängen. Dem Grundtenor dieses gelungenen Einstiegs folgend, versprühen die Schweizer auch in den folgenden Spielminuten weiter fesselnde Magie und akustisches Gift. Der beschwörend-heisere Gesang von Okoi Jones aka KzR thront über dem röhrenden Grundgeflecht aus dem Riffing der 1-Mann-Gitarren-Armee und dem druckvollen Drumming von HzR (bürgerlich Fabian Wyrsch) und durchdringt den Hörer besonders beim sehr gelungenen Titeltrack, der eine feine Balance aus zäher, schwarzer Lava und Uptempo-Auflockerungen findet.

„Phosphor“ bolzt mit höherer Geschwindigkeit, geht aufgrund des spartanischen Vocal-Einsatzes fast als Instrumental durch und kulminiert in esoterisch anmutenden Sphärenklängen, denen sich das sakrale „Decima“-Interludium anschließt. Das bereits im Vorfeld veröffentlichte „I Am III“ ist ein über neun Minuten langer, dunkler und mächtig schreitender Soundmonolith, der mit Abwechslungsreichtum und Clean Vocals besticht. Gerade gegen Ende des Album hin offenbart sich doch das enge Gitarre/Drums-Korsett, in das sich BÖLZER (ebenso wie etwa INQUISITION oder MANTAR) freiwillig reinpressen, da sich das eigentlich Originelle doch ein wenig in die Schleife begibt und sowohl die dröhnenden Speed-Parts als auch die gedrosselteren Songteile, vor allem aber auch der Gesang zum wiederholten Mal durch die Gehörgänge zu schleifen scheinen. Das sehr gelungene „Spiritual Athleticism“ mag hier zwar stellvertretend genannt werden, kommt aber lediglich deswegen zum Handkuß, weil es so weit hinten auf dem Album platziert ist. Mit dem variablen und lässigen „Chlorophyllia“ bekommt das Duo allerdings wieder die Kreativkurve und manifestiert den sehr guten Eindruck, den man vom grollenden wie durchdringenden Sound der Beiden gewinnen konnte.

Der Full-Length-Einstieg von BÖLZER zeigt mit Tracks wie „The Archer“, „Chlorophyllia“ oder dem Titelsong eine weitere Verbreiterung des musikalischen Black/Doom/Death-Spektrums der Schweizer, die sich dynamischer und abwechslungsreicher, mit transparenterem Soundbild und vermehrtem Einsatz von „Klargesang“ präsentieren, auch wenn sich in ihren apokalyptisch anmutenden Sounderuptionen so manche Wiederholung einschleicht. Dennoch ist „Hero“ durchtränkt von unheimlich Anmutendem, dem Sound der Schweizer wohnt etwas Urwüchsiges, Gefährliches und vereinnahmend Beklemmendes inne, das die geneigte Hörerschaft in ihren Bann zieht. „Hero“ ist ein garstiger Brocken, der gelungene Soundtrack für die gepflegte Prä-Winter-Depression.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (22.11.2016)

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