Sirenia - Dim Days of Dolor

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VÖ: 11.11.2016
Bandinfo: SIRENIA
Genre: Gothic Metal
Label: Napalm Records
Lineup  |  Trackliste

Da dachte man, SIRENIA hätten sich Lineup-technisch endgültig stabilisiert und dann erreicht uns die Meldung, dass die Spanierin Ailyn nicht länger Teil dieser Band ist. Seit 2009 und dem damit einhergehenden Release von "The 13th Floor" bekleidete die ehemalige X Factor Gewinnerin die Position der Sängerin und wurde anhand ihrer sehr markanten Stimme schnell zum Aushängeschild von SIRENIA. Gründe wurden prinzipiell nicht offengelegt, was die Trennung anbelangt, doch konnte man zwischen den Zeilen lesen, dass Ailyn wohl private Probleme hat, die einen Fortbestand als feste Sängerin bei SIRENIA quasi unmöglich machen. Kurz hielten sich die Gerüchte, dass die bei LEAVES' EYES verjagte Liv Kristine die Position der neuen Sängerin bekleiden könnte, doch wurde es am Ende eine relativ unspektakuläre Lösung, die man so dennoch nicht erahnen konnte. Letztlich holte Morten die bezaubernde Emmanuelle Zoldan ins Boot, die sich bereits auf vergangenen Werken für Backing Vocals etc. ausgezeichnet hat. In meinen Augen auch die weitaus bessere Lösung, da SIRENIA bisher nie mit großen Namen gepokert haben, was ihr Lineup betrifft. Zusammen nahm man nach knapp 1 1/2 Jahren das neue Werk "Dim Days Of Dolor" auf, welches erneut über Napalm Records erscheint.

Erstaunlicherweise begegnet uns das neue Werk nicht wie fast schon gewohnt mit einem Intro. Stattdessen erwartet uns das sehr variabel gestaltete "Goddess Of The Sea", das mit vielen Tempowechseln aufwartet und insgesamt ein paar Umläufe benötigt, um sich gänzlich in den Gehörgängen festzusetzen. Festzuhalten bleibt, dass Emmanuelle eine sehr angenehme Stimme besitzt, die dem Hörer etwas subtiler entgegentritt als das bei Ailyn der Fall war, die einen etwas prägnanteren Stil verfolgt hat. Der Titeltrack begrüßt uns mit symphonischen Klängen, die langsam in ein wuchtigeres Gewand aus Gitarren münden. Atmosphärische Strophen bewegen sich in Richtung eines ohrwurmtauglichen Refrains, der Hitpotenzial verkörpert. Im Mittelteil liefert sich die frischgebackene Sängerin ein kurzes Duell mit Dauergast Joakim Naess, der auch auf diesem Album ein paar Zeilen eingesungen hat. Ein rundum gelungener Song, der sich sehr klassisch präsentiert. "The 12th Hour" knallt förmlich aus den Boxen während Emmanuelle aufzeigt, was ihre Stimme für Höhen erreichen kann. Zuerst war ich skeptisch, ob die Dame grundsätzlich Operngesang nach außen trägt, was sich glücklicherweise aber nur sehr gut dosiert auf diesem Album zeigt. Zurück zum Song: Wir bekommen hier ein echtes Monstrum geliefert, das mit Sicherheit einen der interessantesten SIRENIA Refrains nach außen trägt, die bisher das Licht der Welt erblickt haben. Progressiv, hart, schnell und hymnisch, das trifft es in der Umschreibung am ehesten. Morten greift hier auch immer wieder zu Growls und rundet das Stück so perfekt ab. "Veil Of Winter" passt mit seiner düsteren Atmosphäre perfekt zur Herbst- bzw. Winterzeit und offenbart uns erneut den guten Joakim Naess, der die Strophen mit seiner charmanten Stimme veredeln darf. Ein durchaus ruhig wirkendes Stück in Relation zum Rest des Albums, das im Gesamtumfang dennoch bestens funktioniert. Gen Ende möchte ich noch "Fifth Column" hervorheben, das insbesondere Emmanuelle nochmal viel Raum gibt, um sich auszutoben und dem geneigten Fan ein paar sehr aussagekräftige Argumente zu liefern. Ein intelligent komponiertes Stück, das mit einem brachialen Chorus letzte Zweifler von sich überzeugen dürfte.

Ich war über den Abgang Ailyn's durchaus bestürzt, doch hat man mit Emmanuelle wirklich eine Dame an Bord geholt, die sich binnen weniger Sekunden perfekt integriert hat auf der neuen Platte. "Dim Days Of Dolor" klingt teilweise wieder etwas klassischer, vermischt seinen Stil dennoch mit den moderneren Elementen, die insbesondere auf den vergangenen zwei Werken zur Geltung kamen. Festzuhalten ist, dass Morten wieder etwas songdienlicher komponiert hat, nachdem "The Seventh Lifepath" teils sehr schwere Kost war, der man einige Zeit geben musste, um sich zu entwickeln. Das ist hier in Nuancen auch der Fall, doch fällt es dem Hörer meiner Meinung nach bedeutend leichter, Zugang zum Material zu finden. "Dim Days Of Dolor" kann einiges und wird auch die letzten Tränen trocknen, die im Zuge von Ailyn's Verlust noch vorhanden waren.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Sonata (11.11.2016)

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