ESBEN AND THE WITCH - Older Terrors

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VÖ: 04.11.2016
Bandinfo: ESBEN AND THE WITCH
Genre: Dark Rock
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste

ESBEN AND THE WITCH sind ein Trio aus Brighton (derzeit residierend in der ehemaligen Hauptstadt der DDR), dass sich einer Spielart der dunklen Musik verschrieben hat, die zu benennen unmöglich ist. Gegründet 2008 von Thomas Fisher und Daniel Copeman wurde man bald der sich im eigenen Freundeskreis befindenden Rachel Davies gewahr und verunsichert respektive verzaubert seitdem die Musikwelt. Seit dem fantastischen Konzert im Vorprogramm von SOLSTAFIR 2014 im Grazer Explosiv bin ich schlichtweg begeistert von den Soundflächen, den fragilen Stimmungen, dem ätherischen Klangbild des Trios von der Südküste Englands.

"Older Terrors" ist das vierte Album und überzeugt durchgehend. Man muss es einfach so knapp benennen. Schon 2014 live beorderten ESBEN AND THE WITCH sofort eine an Intensität kaum zu überbietende Stimmung mit einer Art von Musik, die möglicherweise Rock ist, aber jenseits aller gängigen Schemata funktioniert. Rachel Davies trägt lange Teile der vier Songs auf diesem Album allein mit ihrer einmal kräftigen dann wieder zerbrechlichen Stimme die bisweilen an die große SINEAD O´CONNOR erinnert. Das kann jetzt dazu führen, dass sich der gemeine Metalnerd panisch in eine Fötusstellung begibt, aber das Timbre und die Phrasierung erinnern immer wieder an die große Irin. 

Aber habt Vertrauen: ESBEN AND THE WITCH sind anders als fast alles, was ihr kennt. SOLSTAFIR und vielleicht SIGUR ROS, damit hat es sich aber auch schon mit Ähnlichkeiten. Aber Brightons Finest sind nicht so hart wie SOLSTAFIR und nicht so, äh, poppig (mir fällt nichts passenderes ein) wie SIGUR ROS.

ESBEN AND THE WITCH sind in ihrer von ihnen kreierten Stimmung ein Geschenk für die von Industriebands, Reunions und IRON MAIDEN geplagten Massen. Einen Spagat zwischen absoluter Schönheit (Mrs. Davies Gesangslinien), schamanischem Getrommel, Noiseausritten ("The Wolf´s Sun") und Black Metal-Anflügen ("The Reverist"). Es gibt keine Refrains, keine Strophen oder Bridges. Es gibt Stimmung, aurale Leinwände und breit ausgelegte Ideen. Das visuelle Konzept (Cover, Merchandise) führt mich ein wenig in die Zeiten der alten Götter (wie sie Christopher Lee im Audiokommentar zu "The Wickerman" nennt) zurück, uralte Sagen (wobei England hier nicht wirklich dicht besiedelt ist), auch die Hexe im Bandnamen zielt dahin. Die kryptischen Texte tun ihres dazu. Man kann ohne große Phrasendrescherei hier von einem Gesamtkunstwerk sprechen.

Die Neo-Berliner schaffen mit "Older Terrors" einen neuen Höhepunkt in ihrer Karriere. Das Album ist einfach nur groß. Ignorantes Pack mag den Sound als musical wallpaper bezeichnen, aber wer wirklich gerne intensive Musik hört kommt um ESBEN AND THE WITCH und um ihr neues Album nicht herum. 

Fassen wir zusammen: 

  • 46 Minuten spannend entspannte Emotionalität.
  • Gesangslinien wie sie so selten oder gar nie zu hören waren und fantastisch von Rachel Davies interpretiert werden.
  • Kein hart der Härte wegen, kein Kitsch des Kommerz´ wegen, kein gewöhnliches Songwriting.
  • Keine Strukturen wie in der Rockmusik üblich und dennoch große Songs
  • Gut, das Schlagzeug ist zeitweise relativ simpel angelegt , sehr simpel. Aber das ist im Gesamtkonzept vernachlässigbar.
  • Absolut organischer Sound!

 

ESBEN AND THE WITCHs "Older Terrors" ist ein später Höhepunkt des Musikjahres 2016 und eine Punktlandung in den Top 3. Mehr gibt es nicht zu sagen!

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (15.11.2016)

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