KARG - Weltenasche

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VÖ: 14.11.2016
Bandinfo: KARG
Genre: Black Metal
Label: Art Of Propaganda Productions
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Lineup  |  Trackliste

Gleich zu Beginn eine Frage: Davon ausgehend, dass Du dich – werter Leser – für (Post- / Shogaze-) Black Metal aus Österreich interessierst, bist du KARG schon einmal über den Weg gelaufen? Live wahrscheinlich eher weniger, immerhin spielt die 2006 gegründete Band (eigentlich V. Wahntraums Ein-Mann-Projekt) seit 2014 nämlich keine Live-Shows mehr, was den Solo-Mastermind hinter KARG glücklicherweise nicht davon abhält, seiner Kreativität einerseits im Studio und andererseits unter dem Pseudonym J.J. bei HARAKIRI FOR THE SKY freien Lauf zu lassen. Mit "Weltenasche" präsentiert uns das Label Art of Propaganda KARGs fünftes Album – Reviews zu den starken Vorgängeralben sind hier und hier zu finden. Was aber zeichnet jetzt den aktuellen Output aus?

"Weltenasche" beinhaltet zum Beispiel ein reichhaltiges Sammelsurium an Endzeitstimmung-verbreitender Melancholie, allerdings nicht ohne auf die notwendige Energie, den nötigen Druck zu verzichten. Die Melancholie ist auch aus den Titeln wie z.B. "Alles wird in Flammen stehen", "Le couloir des ombres" (zu Deutsch: Der Gang der Schatten), "Solange das Herz schlägt…" oder "Tor zu tausend Wüsten" ersichtlich. Es lässt sich leicht erfühlen, dass V. Wahntraum das ein oder andere dunkle Tal seines Lebens mit der Musik verarbeitet – Heiterkeit geht anders. Was diese Stimmung zusätzlich so greifbar macht – zumindest für Wahntraums Landsleute –, sind die in Salzburger (genauer gesagt: St. Johann im Pongau) Dialekt gehaltenen Vocals, schon ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Dies ist besonders deutlich bei "Spuren im Schnee" zu hören, einer klassischen Akustik-Ballade mit trauriger Lagerfeuer-Stimmung.

Handelt es sich bei "Weltenasche" eigentlich noch um Black Metal? Ja! Man muss nur das Präfix "Post" voranstellen. Ganz im Sinne von Aleister Crowleys „Do What Thou Wilt!“ ist KARG definitiv die Musik eines Individualisten für Individualisten. Klassische Black Metal-Puristen (Du weißt schon, das sind die mit Panda-Bemalung, 666 Nieten pro Armband, Scheuklappen und so) werden das ablehnen, karikieren das einzige von ihnen akzeptierte Genre jedoch somit selbst am besten.


Captain’s Empfehlung:

KARGs Klangwelten sind definitiv nicht karg, sondern beinhalten so einiges, das es zu entdecken gilt. Wie schon der Rezensent von "Von den Winden der Sehnsucht #2" festgestellt hat, ist KARG außerdem nichts für Freunde von oberflächlichem, Klischee-bedienendem Black Metal mit aufgesetzter Brutalität und Dauer-Blastbeats. Post Black Metal-Fans (sowie Fans von Melancholie oder Depression und Bands wie AGRYPNIE oder HARAKIRI FOR THE SKY) können hingegen bedenkenlos zugreifen.

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Captain Critical (11.11.2016)

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